Jecke Tön
"Jeck sinn, laache, Musik maache" nennen die Satzveyer Junggesellen seit zweieinhalb Jahrzehnten ein Musikhappening mit Kölner Bands in der Mechernicher Dreifachturnhalle. Wobei "jeck sinn" in diesem Falle als erstrebenswert zu verstehen ist. Ein Zustand völliger Losgelöstheit: "Loss oss jeck senn."
"Jeck" kann aber selbst im Rheinland auch beleidigend gemeint sein: "Du Jeck" heißt einfach nur "Du böss beklopp". "Knatschjeck" oder "raderdoll" hingegen ist der nur temporär Entrückte, der beispielsweise im Karneval "jecke Tön määht", aber keinesfalls so abgedreht ist, dass man ihn "für de Jeck halde", also zum Narren halten könnte.
Karl Reger jun. aus Rescheid hat sich in der Filmproduktion "Der ruede Prööter" vor Jahren selbst als "eifel-verrückt" bezeichnet, der Eifeldichter Fritz Koenn als "Mundart-verröck", andere senn "jeck an e Päerd", an dr Schabau" (Schnaps) oder "an e Mensch" (eine Frau). "Ich senn att lang jeck an dat Lisa, äver noch jecker op ne schönne nöie Trecker", heißt es in Fritz Koenns Standardwerk "Von Abelong bess Zau Dich Jong".
Jemand, der mit seinem "Tick" nicht aufhören kann, "öss ene Jeck, der sich draanhält". Im Sprichwort heißt es "Ne Jeck hält sich draan - unn der weeß noch, wann at joot öss!" "Ne Jeck em Rähn" hingegen ist ein bedröppelter Zeitgenosse, der einem ob seiner Einsamkeit unter widrigen Außenbedingungen leidtut.
Ursprünglich kommt "jeck" angeblich von dem im biblischen Buch der Sprüche erwähnten "Agur ben Jake" (Agur, Sohn des Jake) und gilt als Synonym "für den talmudisch Ungelehrten und geistig Ungeschliffenen", später auch für den aus einem deutschsprachigen Land nach Palästina Eingewanderten.
In der Sprachpraxis der Nordeifeler Mundart war früher jedenfalls jeder jeck, denn "Ich, dr Jeck" oder "Ich, säht dr Jeck" waren beliebte Einleitungsworte für die eigene Meinung. "Jeck loss Jeck elanz" bleibt die Aufforderung zur Toleranz schlechthin, denn "jede Jeck öss anders".