Hut ab, Spaziersteck weg
"Doo dohn ich de Hoot für aff", Hutziehen galt als ein Zeichen höchster Hochachtung, das mit der Renaissance hergebrachter Kopfbedeckungen leider bislang (noch) nicht wieder Einzug in rheinischen Landen gehalten hat. Stattdessen kann man sich redensartig "was an den Hut stecken", nämlich Überflüssiges, oder aber "auf der Hut sein", also aufpassen.
Zum Beispiel jener trinkfreudige ältere Herr aus Bleibuir, dem im Hof der Dorfwirtschaft gegenüber der Pfarrkirche St. Agnes sein Hut zu Boden fiel - und er ihn in einen seltsamen Dialog verwickelte, statt ihn aufzuheben. Der Zecher sagte also zum Hut: "Leeven Hoot, wenn ich mich jetz böcke, für Dich opzehövve, dann plaaken ich de Längde lang henn op de Boddem…"
"… unn wenn ICH dann do leije, wo Du jetz less, dann heffs Du mich janz bestempp net op!" Wer sich im Zustand hoher Abfüllung nach unten beugt, muss tatsächlich in vielen Fällen mit Konsequenzen rechnen wie jener Generalhandwerker und Bauer, dem ein Fünfzigpfennigstück hinfiel, das er aufzuheben sich weigerte mit der Bemerkung: "Datt jeht wööß uss, wenn ich mich jetz böcke. Dann raaven ich fönnef Jrosche op - äve et lööf Schaubau für dreij Mark fuffzich wedde eruss…"
Letzterer verließ mit seinem 83jährigen Freund und Nachbarn den Gasthof Blens an der Kirche, wo bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts "Cramer-Kölsch" ("Wollescheme Seck") ausgeschenkt wurde. Beide hatten reichlich davon genossen und zwischendurch mit einigen "Beermüsern" nachgespült.
Nach Mitternacht schwankten sie von dannen in die "Alte Straße", wobei sie wegen des von einem mitgeführten Spazierstocks ("Spadsiersteck") immer wieder ins Stocken gerieten. Da entwand der Freund aus Kindertagen seinem gehbehinderten Kumpel die Gehhilfe und schleuderte sie im hohen Bogen hinter die Kirchhofsmauer mit den Worten: "Watt bruchs Du jonge Spunt att enne Spadsiersteckel?!"