Michael Nielen

Der, die, das

Manni kallt Platt. "Me hätt seng Lass mött "Der, Die, Das".

Manni kallt Platt, dieses Mal über "Der, die, das"

Manni kallt Platt, dieses Mal über "Der, die, das"

Bild: Michael Nielen

So überschreibt Fritz Koenn in seinem Standardwerk "Von Abelong bos Zau dich Jong" das Kapitel über die Geschlechter Eifeler Hauptwörter. Manche gibt es in dreifacher Ausfertigung: der Bier (Eber), datt Bier (Getränk) und die Bier (Birne, Kopf, Lampe).

Es heißt die Schönck (Schinken), aber das Speck, die Schlaat (der Salat), der Radio, dat Tunnell (der Tunnel), die Fiersch (der Giebel), die Muul (das Maul), der Ogger (das Euter), die Plaatz (der Platz), datt Liev (der Leib), die Jüert (der Gürtel), der Brell (die Brille), die Baach (der Bach), der Weisch (die Wäsche), der Auto, dat Schauss (die Schublade) und die Fenste(r).

Auch die Benutzung persönlicher Fürwörter ist für Not-Native-Speaker schwierig: Man sagt nicht "Menge Motte ihre Broode" (wörtlich "Meiner Mutter ihr Bruder" im Sinne von "Der Bruder meiner Mutter"), sondern "Menge Motte senge Brooder" ("Mein Mutter sein Bruder").

Das Besitz ergreifende Fürwort müsste nach hochdeutscher Grammatik auf die Mutter Bezug nehmen, weil er unzweifelhaft "ihr" Bruder ist und sie seine Schwester. In der Behauptung "Menge Tant se Schötzel" - im südlichen Kreisgebiet "Menge Tant seng Schüerz" - bezieht sich das Geschlecht des Fürworts ebenfalls auf die Schürze, nicht auf die Tante.

Auch wenn es in dem einen Fall sächlich ist, (datt Schötzel), und in der Südvariante weiblich, "die Schuerz", so müsste es doch nach hochdeutschem Grammatikverständnis "Menge Motte ihr Schötzel" bzw. "ihr Schüerz" heißen und nicht "se Schötzel" bzw. "seng Schüerz".

Statt "der, die, das" wird lieber der unbestimmte Artikel verwendet, also statt "datt" Anna und "die Fraulöck" "et Anna" und "e" Fraumensch, gerne auch in der Familie besitzergreifend: "oss Anna", "oße Huppert". Übrigens ohne Erbanspruch sagen auch Nicht-Hoferben "unser Land": "oss Hoof", "oße Bönde", "oß Köh". Nach der Trennung vom Hof sind es "oßem Klöös seng Köh". Die Kühe wechseln sprachlich den Besitzer, nicht der Bruder…


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