Michael Nielen

Bletz- unn Dondekrock

"Bletzkrock" (Johanniskraut), "Dondekrock" (Weidenröschen) und "Wurmkrock" (Rainfarn) gehören in einen Eifeler "Krockwösch" (Krautwisch).  
Manni kallt über Bletz- unn Dondekrock.

Manni kallt über Bletz- unn Dondekrock.

Bild: Michael Nielen

Ebenso wie „Böndeknöpp“ (Großer Wiesenknopf) „Biber“ (Beifuß), „Wermet“ und „Maria Bettstrüh“ (Wilder Majoran). Je nach Ort und Ecke variiert die Zahl der Kräuter, die an Mariä Himmelfahrt (15. August) zum Krautwisch gebündelt und in katholischen Kirchen gesegnet werden, zwischen sieben und 99.

Hauptsache, es handelt sich um eine so genannte „heilige Zahl“, also neun, zwölf, 21, 40, 70 und so weiter. Der Brauch, Heil- und Nutzpflanzen zu sammeln und mit ihnen die Vitalität des Sommers für den Winter zu konservieren, stammt möglicherweise aus vorchristlicher Zeit. Seit Jahrhunderten wird der Krautwischtag im Rheinland, aber auch in den Alpenländern und Westeuropa am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel begangen.

Was es mit dem Brauch auf sich hat, können Interessierte jedes Jahr am 15. August im LVR-Freilichtmuseum in Kommern erfahren. Dort sammeln die Museums-Wirtschafterinnen landesübliche Kräuter, Blumen und Nutzpflanzen und verschenken sie als Sträuße an die Besucher. Auch die vier Hauptgetreidearten Roggen („Koen“), Gerste („Jäersch“), Hafer („Have“) und Weizen („Weeß“), gehören in den „Krockwösch“.

Getreide als Sammelbegriff wird „Fruet“ (Frucht) genannt, Saatgetreide „Soohmfruet“. Der Getreidehalm heißt „Hallem“, die Ähre „Ähr“ und die Körner „Kidde“. Spelzen und Getreideabfall sind „Kaaf“. Da „Kaaf“ nicht mal mehr als Einstreu taugte, die Leute außerdem juckte und kratzte und in alle Ecken und Spalten der Scheunen drang, war „Kaaf“ unbeliebt.

Was wiederum erklärt, warum dieser Ernteabfall bei den früher üblichen Dorfgerichten zum Einsatz kam. So wurde bis in die Nachkriegszeit jenen Brautpaaren auf dem Weg zur Kirche statt Blumen „Kaaf“ gestreut, die keine „Hiellich“ gegeben hatten, einen Vorläufer des Polterabends, bei dem der ortsfremde Bräutigam die Junggesellen aus dem Dorf der Braut bewirten muss.


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