Äerpelschölle

Oh weh, wenn die Kartoffelschalen zu dick waren, das galt als Verschwendung, das gab Schimpfe.

Die argwöhnische Begutachtung der "Äerpelsschale" hatte seine Begründung nicht nur in "dä schläert Zegge nohm Kreech", den wirtschaftlich armen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich fürchte, der Schock über Kartoffelmissernten im 19. Jahrhundert saß noch tiefer, denn das führte zu Hungersnöten und, wie in Irland, zu drei großen Auswanderungswellen.

Mit Kartoffeln musste man daher sorgfältig und sparsam umgehen. In ärmeren Haushalten gab es sie morgens (Reibekuchen aufs Brot), mittags (gekocht) und abends (Bratkartoffeln). "Äerpel" (= Erdäpfel) oder "Jrompere" (= "Grundbirnen") waren neben Brot und Brei das Hauptnahrungsmittel der Menschen.

Die gekochten Schalen bekamen die Schweine ("Söu") - und man achtete peinlich genau darauf, dass sie nicht zu dick wurden - die Kartoffelschalen, nicht die Schweine… obwohl das im Zusammenhang steht. In einem "Stöckelche" des Eifeldichters Fritz Koenn mahnt Pitter seine Schwester Marie: "Schöll doch die Äerpel net esu saumäßig deck!"

Sie antwortet: "En dau! Dann schmaachen se beiß!" Pitter: "Wer säht datt dann?" Marie: "Dä Mechel, der krett de Schale."

Die Kartoffeln wurden bei uns früher im Feld mit dem "Roder" "ussjedohn" (ausgemacht), einem über die Räder angetriebenen von Pferd oder Traktor gezogenen Erntegerät, an dessen Ende sich ein rotierendes Rad aus Federzinken befand, das die Kartoffeln aus den hügeligen Kartoffelreihen schaufelte. Wo sie eingesammelt, "jeraav", wurden: "Aäerpel raave".

Im Garten wurden die "Äerpel", mit dem "Kaasch" geerntet, einer zweizahnigen etwas geschwungenen Hacke. "Usskaaschte" nannte man das. Auf den Feldern wurde "nohjekaasch", von den Bauern selbst oder auch von ärmeren Leuten, die nach der Ernte nochmals die Erde umdrehten und restliche Kartoffeln suchten.