Äerbeede für ze lövve
Die Frage an die Wechselbeziehung zwischen Leben und Pflicht ist im Zeitgeist klar beantwortet: Wir leben nicht (mehr), "ömm oss ene Puckel ze äerbeede", sondern, "öm Spass ze hann"…
Merkwürdigerweise sind trotzdem Angs(t), "Jöhmer" (Jammer) und "Kühmen" (vor lauter Last stöhnen) weit verbreitet. Allerdings nicht im Sinne des spotthaften Hauptfachs an der landwirtschaftlichen Winterschule Kall: "Lerne klagen, ohne zu leiden".
Den Menschen geht es heutzutage wirklich dreckig. Em Eersch: Sie leben voller Furcht vor Pandemie, Fluten, Krieg und Naturkatastrophen, die es immer gegeben hat, aber heute in einer sinnentleerten Gesellschaft, ohne für das Woher und Wohin und den Sinn der eigenen Existenz eine glaubwürdige Antwort zu haben…
Das geht einem offensichtlich mehr "an de Jrahne" un "op et Jemööt" als zehn- oder zwölfstündigen Schichten sechs Tage die Woche oder harte Arbeit auf dem Feld und im Stall von Kindesbeinen an. "Vröößel" ist das Substantiv für unermüdliches Arbeiten. Das dazu gehörige Verb ist "vröößele", auch "brassele" und "bracke".
Ein "Wöhless" arbeitet viel, aber unkoordiniert, er "wühlt". Das Gleiche gilt für den, der "brosch". "Brosch" ist das Ergebnis völlig unprofessioneller Tätigkeit, also "Murks". "Küdele" steht für unsachgerechte Arbeit, "piddele" für wenig effektive.
Körperliche Schwerstarbeit verlangt von einem, "ze bracke wie e Päerd". Widersinnige Tätigkeiten, die man oft gegen den eigenen Willen verrichtet, werden mit "Ühlespejelsärbeet" abgetan. Knifflige Tätigkeiten sind "Knibbelsärbeet".
Mundart-Kenner Fritz Koenn überliefert aus dem Religionsunterricht folgenden Dialog zwischen Schüler und Lehrer über die Schöpfungsgeschichte: "Hätt oßen Herrjott alles jemaht?" - "Selbstverständlich, Junge" - "Wirklich alles?" - "Aber ja doch!" - "Och die Flüe?" - "Ja, Jösefjen, auch die Flöhe… "Mein Jott, dat moss äve en Piddelsärbeet jewäes senn!"