Das Bäckerhandwerk: Alles andere als verstaubt
Wenn Innungs-Obermeister Raimund Licht von seinem Beruf erzählt, ist ihm die Begeisterung anzumerken: »Natürlich haben wir mit Mehl zu tun, es staubt also ein wenig. Aber unser Handwerk ist alles andere als ‚verstaubt‘!« Seine mittelständische Bäckerei in Lieser an der Mosel liefert ein Stück Lebensqualität – wie alle Kollegen seines Metiers. »Wir haben in der Region sehr unterschiedliche Betriebsgrößen, von der kleinen Familienbäckerei mit zwei Leuten bis hin zu großen mit mehreren Filialen und Teams von mehreren Dutzend Beschäftigten.« Wer eine handwerkliche Bäckerausbildung oder eine zur Fachkraft im Verkauf absolviert, hat es also in der Regel mit Ausbildern zu tun, die sich intensiv um die persönliche Förderung des Azubis und um ein gutes, ungezwungenes Betriebsklima bemühen.
Besonders vom Fachkräftemangel betroffen
»Dennoch ist das Bäckerhandwerk besonders vom Fachkräftemangel betroffen«, bedauert Licht. »Das liegt zum großen Teil an den ungewöhnlichen, frühmorgendlichen Arbeitszeiten.« Doch die sind längst nicht mehr überall ein Muss. »Es ist nicht verallgemeinerbar, denn etliche Bäckereien haben sich zeitlich umgestellt und arbeiten in Tagschichten vor.« Aber auch die herkömmlichen Nachtschichten haben nach seiner Erfahrung Vorteile… zumindest für alle, die keine passionierten Partygänger sind. »Man hat tagsüber viel Freiraum und kann den Tag auf eine Weise gestalten, von der andere Berufe nur träumen.« Licht hat keine Mühen, noch weitere Vorteile aufzuzählen. »Vor allem ist es ein sehr sinnliches und sehr kreatives Handwerk, da kommt garantiert keine Langeweile auf!« Denn neben den individuellen Backwaren-Spezialitäten, die jede Bäckerei ganzjährig im Sortiment hat, gibt es saisonale oder festtagsbedingte Abwechslung. »Außerdem kann man eigene Rezepte kreieren, da ist der Fantasie fast keine Grenze gesetzt.« Auch sei man stets am Puls der Zeit und könne sich auf neue Trends wie etwa das wachsende Gesundheits- und Qualitätsbewusstsein der Verbraucher einstellen. »Unsere Azubis lernen also die volle Palette eines Handwerks, das niemals austauschbar für die Menschen sein wird.«Trendsetter für die Ernährung
Hinzu komme die zunehmende Bedeutung von Bäckereien als Versorger für Pausensnacks und Convenience für alle, die tagsüber schnell und unkompliziert etwas Leckeres essen wollen… vor allem, wenn noch eine Café-Ecke zur Bäckerei gehört. »Da ist also für die Zukunftssicherheit des Jobs bestens gesorgt«, ist der Obermeister überzeugt. »Und angesichts des Bedarfs an Fachkräften ist auch von weiter steigenden Löhnen auszugehen.«Die Karriere im Bäckerwesen kann vom Gesellen bis zur beruflichen Selbstständigkeit als Bäckermeister mit eigenem Laden gehen. Abiturienten dürfen mit Ausbildungsverkürzungen rechnen. Und darüber hinaus? »Klar, es braucht handwerkliches Geschick und ein Gespür für die Zutaten, für den Teig… und da Bäckereien längst moderne Betriebe sind, ist auch ein Faible für Lebensmitteltechnik nicht verkehrt«, macht Raimund Licht Mut. Hightech hat vielfach ins Bäckerhandwerk Einzug gehalten. »Der beste Einstieg ist ein Schnupperpraktikum. Und da kein Betrieb wie der andere ist, lohnt es sich, auch mehrere Bäckereien auszuprobieren.« (ako) Informationen zur Ausbildung im Bäckerhandwerk gibt's hier. Infos zur Innung: www.baecker-innung-rhein-mosel-eifel.de