Zum »Tele-Doc« in die Apotheke

Roetgen (Fö). »Ein krankes Kind, und dann ist Mittwoch Nachmittag und der Hausarzt hat zu. Schnell noch in die Apotheke - aber die rät dazu, doch erst mal einen Arzt aufzusuchen. Der Anfang einer Odyssee für eine Mutter, die nach fünf vergeblichen Stunden doch wieder in der Apotheke endete…« Aber auch der Anfang eines Modellprojektes, das die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sichern oder gar verbessern soll.

Als diese Geschichte Dr. Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der Städteregion Aachen geschildert war, kam ihm sofort der Gedanke: »Da müssen wir etwas tun, sowas kommt in der Zukunft immer öfter vor!« Gerade hier in der StädteRegion Aachen muss das doch gelingen, dachte er. Und jetzt ist es in Roetgen gestartet: Mit der Hubertus Apotheke an der Hauptstraße 43 und der neu eingerichteten Campus Praxis am Universitätsklinikum Aachen werden zu Zeiten geschlossener Arztpraxen – zunächst mittwochs nachmittags – telemedizinische ärztliche Visiten in der Apotheke angeboten. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Videosprechstunde kann auch Medizintechnik eingesetzt werden, um beispielsweise aus der Ferne Herz und Lunge abzuhören. »Kommen also Patienten zu uns und wir glauben, dass ein Arzt zu Rate gezogen werden soll, dann schalten wir die Campus-Praxis dazu«, so Apothekerin Cornelia Hamann. »Ich bin froh und stolz, dass wir Teil des Modellprojektes sind und den Patienten einen wichtigen Service anbieten können.«

Die technische Umsetzung hat die »docs in clouds Telecare GmbH« vorgenommen, koordiniert und finanziert wird das deutschlandweit einzigartige Angebot vom »Region Aachen Zweckverband« Zunächst immer Mittwochs nachmittags können sich Patienten in der Apotheke telemedizinisch von Ärzten der Campuspraxis der Uniklinik RWTH Aachen untersuchen lassen. Bei Bedarf kann das Angebot auf den Freitag Nachmittag und Samstag Vormittag ausgeweitet werden.

»Wir sprechen immer von effizientem Arbeiten: Wenn aber eine Mutter von der Apotheke zur Notaufnahme und wieder zurüpck geschickt wird quer durch die Städteregion, dann bindet das nur wichtige Ressourcen. Vom Stressfaktor der Mutter und den medizinischen Folgen für den Patienten mal ganz abgesehen«, erklärt Elke Breidenbach vom »Region Aachen Zweckverband«. »Die Televisite erweitert die medizinische Versorgung und hilft, drohende Unterversorgung zu bekämpfen«, so Dr. Michael Ziemons. »Sie ermöglicht eine effiziente Nutzung von Ressourcen und entlastet den Gesundheitssektor. Durch die digitale Vernetzung können wir auch in ländlichen Gebieten eine hochwertige medizinische Betreuung sicherstellen.

»Nach der Untersuchung kommt das passende Medikament aufs E-Rezept und kann direkt in aus der apotheke mitgenommen werden. Und auch eine digitale Krankschreibung können wir ausführen«, so Johanna Zorn, die die Hausarztpraxis im Universitätsklinikum Aachen leitet, wo die Grundlage für den ausbau der telemedizinischen Versrogung in der Region geschaffen wurde.

Was ist eine Televisite?

Televisite ermöglicht eine ärztliche Konsultation direkt in der Apotheke, vor allem zu Zeiten, wenn Arztpraxen geschlossen sind.
Geschulte Apotheker können mit Hilfe von medizinischen Geräten wie Blutdruckmessgeräten oder Pulsoximetern erste Gesundheitswerte erheben.
Zusammen mit den Ärzten der Campus-Praxis können Apotheker eine passende Medikation und eine schnelle und kompetente Versorgung bieten.