Digitale Technik made in Longuich
»Wer ein Gerüst erstellt oder benutzt, hat eine Menge Pflichten – insbesondere beim Thema Sicherheit«, weiß Gerüstbauerin Jeanette Spanier aus eigener Erfahrung. Bei den Gerüstbauern fällt deshalb eine ganze Menge Papierkram und Verwaltungsaufwand an. Auf der anderen Seite stehen die Nutzer des Gerüstes, die oft gar nicht genau wissen, was zu beachten ist.
»Das Gerüst ist für die Nutzer ja quasi nur ein notwendiges Übel, um ihre Arbeiten auszuführen«, sagt die Powerfrau aus Longuich, der schon als Kind kein Gerüst hoch genug sein konnte, um nicht hinauf zu klettern.
»Die Nutzer sind sich oftmals der Gefahren nicht bewusst und bauen dann auch schon mal ein Teil ab«, erklärt die 34-Jährige, die nun ihr neues Startup-Projekt der Öffentlichkeit vorstellte. Dabei handelt es sich um eine Softwarelösung namens »Scaffeye«, mit der die Jungunternehmerin mehr Transparen
in den Gerüstaufbau bringen will, indem alle daran Beteiligten involviert werden: »Jeder weiß genau, welche Prüfungen das Gerüst durchlaufen hat oder was sich geändert hat beziehungsweise was geändert werden muss«, so die »Erfinderin« von der Mosel.
Digitale Freigaben für mehr Sicherheit
Mit Scaffeye werden Gerüste im Vorfeld über den digitalen Weg mit allen Projektebeteiligten geteilt. Darüber hinaus werden die Gerüste digital freigegeben. Jeder, der mit Scaffeye arbeitet, erhält immer den aktuellsten Stand des Gerüstes. Bei erfolgreicher Freigabe des Gerüstes erhält jeder den Gerüststatus grün. Stellt jedoch ein Handwerker einen Mangel fest, wird dieser sofort über das System festgehalten und per Direktbenachrichtigung an alle Nutzer übermittelt. Bei Gefahr in Verzug kann hier das Gerüst auch digital gesperrt werden. Aber nicht nur die Arbeitssicherheit steht hier im Vordergrund, sondern auch die Prozessoptimierung der kaufmännischen Seite.»Scaffeye« ist die digitale Plattform und Schnittstelle zwischen Gerüsterstellern, Gerüstnutzern, Handwerkern und Sicherheitskoordinatoren.
Als nächstes plant sie unter anderem die Weiterentwicklung der Plattform mit Übersetzung in andere Sprachen, den Ausbau der kaufmännischen Verwaltung sowie ein Projekt mit der Hochschule.
Die zündende Idee zu »Scaffeye« kam Jeanette Spanier übrigens bei einer Tour auf ihrem Rennrad entlang der Mosel. »Solange wir die schönen Radwege an der Mosel haben, werden mir die Ideen zu Scaffeye und der Digitalisierung im Handwerk nicht ausgehen«, sagt Jeanette Spanier. Text: Andrea Fischer