Thomas Förster

Die Angst vor dem Fachwerk nehmen

Monschau. Delegation von ISG und Stadt Monschau reist ins hessische Wanfried und sammelt Ideen

Die Monschauer Delegation im hessischen Fachwerkstädtchen Wanfried.

Die Monschauer Delegation im hessischen Fachwerkstädtchen Wanfried.

Bild: Diana Wetzestein

Monschau. Wie können die wunderschönen Fachwerkhäuser und die historischen Bauten im Monschauer Stadtkern erhalten werden? Wie sieht die energetische Sanierung von Fachwerk aus und wie können die Eigentümer dazu motiviert werden, die teils dringend notwendigen Sanierungsarbeiten durchzuführen? Welche ökologischen Baustoffe können verwendet werden, um Fachwerk- und andere Baudenkmäler nachhaltig zu dämmen? Diese und ähnliche Fragen stellt sich seit einigen Jahren der Verein ISG Monschau – Zukunft mit Geschichte, der mittlerweile über 60 Mitglieder zählt.

Immer auf der Suche nach neuen Ideen waren die kreativen und motivierten Vereinsmitglieder vor einiger Zeit über einen Zeitungsartikel auf den kleinen Ort Wanfried in Hessen aufmerksam geworden. Etwa 330 Kilometer entfernt, mitten im Herzen Deutschlands liegt das kleine Fachwerkstädtchen und wird seit einiger Zeit von einem Bürgerverein aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Um herauszufinden, wie den Wanfriedern dies gelingt, war eine Delegation von zwölf Vereinsmitgliedern gemeinsam mit Monschaus Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer und Björn Schmitz, Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, nach Wanfried gereist. Eine weitere Gemeinsamkeit verbindet die beiden Bürgergruppen schließlich: Die Wanfrieder haben ein altes Haus in Eigenleistung saniert und zeigen hier allen Interessierten, welche Baumaterialien sie verwendet haben – so lautet auch der Plan für das sogenannte »Viertelhaus« der ISG (wir berichteten). Gezeigt wurden neben weiteren Vorher-Nachher-Bildern anderer Bauwerke auch die unterschiedlichen Materialien, die zur Dämmung verwendet werden. Die Darstellung der Möglichkeiten zur energetischen Sanierung für raumseitige Wärmedämmung von historischen Bauten aus natürlichen Rohstoffen aus heimischer Produktion wie Schaumglas, Stampf-Leichtlehm Schüttung oder mit Hanf, Stroh, Cellulose, Blähton oder mit Mineraldämmplatten, Heizfaserplatten u.v.m. boten viele neue Ideen.

Besonders erfreut zeigte sich die Monschauer Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer über den Einsatz von Hanf zur Dämmung, welchen sie auch in anderen Projekten – zum Beispiel zur Gewinnung von Stofffasern in Anlehnung an die Tuchmachertradition – sieht. Seit ihrem Amtsantritt arbeitet sie mit verschiedenen Institutionen an einem ganzheitlichen Konzept für Monschau und seine Dörfer, um Pflanzen wie Hanf, Flachs oder Brennnesseln in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft – zum Beispiel zum Bauen oder zur Kleidungsproduktion – zu integrieren.

Bürgermeister Wilhelm Gebhard, führte hierbei aus: »Man muss den Menschen die Angst vor dem Fachwerk nehmen; die Angst vor der Sanierung und des Umbaus im Fachwerk. Deswegen haben wir ja das Fachwerk-Musterhaus, das jederzeit auf Nachfrage zugänglich ist und besichtigt werden kann. Dort ist zu sehen, dass man modern in einem alten Haus leben kann. Mit moderner LED-Technik, mit hellen freundlichen Räumen, mit viel Glas. Man kann also durchaus modern und freundlich leben in einem alten Fachwerkhaus.« Einige dieser Ideen sind auch in Monschau bereits umgesetzt. Der Leerstand ist im Vergleich auch nicht so akut wie der in Wanfried und die motivierten Mitglieder der ISG arbeiten weiter daran.

Übrigens: Der überwiegende Teil der Energiegewinnung zur Versorgung Wanfrieds geschieht aus Wasserkraft und Biomasse – ein Modell, das für Monschau ebenfalls Vorbild sein könnte.


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