Claudia Neumann

Praxisnähe und persönliche Note

Trier. Triers Physiotherapieschule auf dem Gelände des Brüderkrankenhauses wird 50 Jahre alt

Alexandra Hartwig, Leiterin der Schule für Physiotherapie (ganz links) und ihre Vorgängerin in dieser Funktion, Monika Serwas (dritte von links), heute Fachliche Leiterin des Bildungsinstituts der Barmherzigen Brüder Trier, schätzen den besonderen Spirit der Schule.

Alexandra Hartwig, Leiterin der Schule für Physiotherapie (ganz links) und ihre Vorgängerin in dieser Funktion, Monika Serwas (dritte von links), heute Fachliche Leiterin des Bildungsinstituts der Barmherzigen Brüder Trier, schätzen den besonderen Spirit der Schule.

Bild: BBT-Gruppe, Region Trier

Man begegnet ihnen in fast allen physiotherapeutischen Praxen in und um Trier - Absolventinnen und Absolventen der Schule für Physiotherapie des Bildungsinstituts der Barmherzigen Brüder Trier. Ende Oktober feiert die Einrichtung auf dem Gelände des Brüderkrankenhauses ihren 50. Geburtstag. Was sich in einem halben Jahrhundert nicht verändert hat: Wer hier ausgebildet wird, profitiert von moderner Lehre und großer Praxisnähe ebenso wie von einer familiären Atmosphäre.

Wenn Schulleiterin Alexandra Hartwig über das spricht, was sie mit Leidenschaft macht, kommt sie ins Gestikulieren: "Damals wie heute arbeiten wir mit unseren Händen", erklärt sie und bewegt - wie zum Beweis - ihre Handflächen; "und wie und warum wir das machen, muss auch heute noch hier oben drin sein", ergänzt sie und tippt sich mit dem rechten Zeigefinger an den Kopf. Auch wenn heute die Aufgaben in der Physiotherapie komplexer geworden sind und in der Lehre digitale Tafeln, Lernplattformen und Apps zum Einsatz kommen, hat sich im Kern doch wenig verändert: Mit Hilfe bestimmter Techniken und Übungen hilft die Physiotherapie Patientinnen und Patienten, Schmerzen zu lindern, Muskeln zu stärken und zu alter Beweglichkeit zurückzufinden. Sie stärkt die Selbstständigkeit des Einzelnen und unterstützt den Weg in die Selbstständigkeit.

Attraktiver Ausbildungsberuf

Was sich ebenfalls wenig geändert hat- damals wie heute gibt es ausreichend Bewerberinnen und Bewerber für diesen attraktiven Ausbildungsberuf. Starteten im Oktober 1974 im ersten Kurs 25 Schülerinnen und Schüler ihre Lehre zu Krankengymnasten, zählt die Schule für Physiotherapie aktuell mehr als 80 Azubis in drei Kursen. Doch mussten die Schüler in den ersten Jahrzehnten noch Schulgeld zahlen, erhalten sie heute eine attraktive Ausbildungsvergütung.

Schätzungsweise 1.250 Frauen und Männer wurden in den vergangenen 50 Jahren ausgebildet. In jedem Herbst versorgt man die Region mit neuen qualifizierten Fachkräften. Manche der einstigen Auszubildenden kehrten später als Lehrkräfte an die Schule zurück, andere arbeiten als Selbstständige oder Angestellte in Praxen des Großraumes Trier. "Die Chance, dass Sie in einer physiotherapeutischen Praxis in Trier oder im Umland auf jemanden stoßen, der seine Ausbildung in unserer Schule gemacht hat, ist hoch", weiß Monika Serwas, die das Bildungsinstitut der Barmherzigen Brüder Trier leitet und zuvor selbst ein Jahrzehnt lang an der Spitze der Schule für Physiotherapie stand - als eine von bislang vier Frauen in 50 Jahren, was die hohe personelle Kontinuität der Einrichtung verdeutlicht.

Das alles dürften die wenigsten der Initiatoren der Schulgründung erwartet haben. Als man 1974 an den Start ging, gab es in Rheinland-Pfalz lediglich noch in Mainz eine Ausbildungseinrichtung für Physiotherapeuten - damals noch "Krankengymnasten" genannt; in der gesamten Bundesrepublik gab es seinerzeit nur 26 staatlich anerkannte Lehranstalten für Krankengymnastik. Gemessen daran betrat das Brüderkrankenhaus, das bereits über eine Pflege- und eine Massage-Schule verfügte, als zweite Einrichtung ihrer Art im Bundesland noch relatives Neuland.

Es bleibt spannend

Seither setzte man immer wieder neue Maßstäbe. Beispiel "Duales Studium": Bereits seit 2007 gibt es eine Kooperation mit der Katholischen Hochschule Mainz. Und vor zehn Jahren etablierte die Hochschule Trier den mit den Physiotherapieschulen des Brüderkrankenhauses Trier und Koblenz gemeinsam entwickelten Studiengang "Physiotherapie (Bachelor of Science)". Heute absolvieren bis zu 30 Prozent der Azubis parallel einen der beiden dualen Studiengänge. Ein weiteres Merkmal ist die bewusste Entscheidung für Qualität in der Ausbildung. Seit 26 Jahren bescheinigt der Interessenverband zur Sicherung der Qualität der Physiotherapieausbildung (ISQ e.V.) der Trierer Schule regelmäßig hervorragende Rahmenbedingungen und Ausbildungsniveau.

Der überwiegend praktische Ausbildungsanteil findet seit jeher im Brüderkrankenhaus statt. Das ermöglicht eine gute inhaltliche Abstimmung zwischen praktischer und schulischer Ausbildung. "Aufgrund der hohen Qualifizierung unserer Praxisanleiter und Lehrkräfte sind wir am Puls der Zeit, und dabei unterstützen uns auch unsere Auszubildenden, indem sie offen Wünsche und Erwartungen an ihre Ausbildung formulieren", räumt die heutige Schulleiterin ein. Diese gewisse Mitsprache sei auch mit einer der Gründe für den "besonderen Spirit der Schule", ist sie überzeugt.

Und was bringt die Zukunft? Neben dem neuen Berufsgesetz wird in den kommenden drei Jahren der Rahmenlehrplan des Landes Rheinland-Pfalz umgesetzt. Dieser stärke besonders die Handlungskompetenzen am Patienten und bedeute einen echten Perspektivwechsel in der Ausbildung, so Alexandra Hartwig, die keinen Zweifel hat: "Es bleibt spannend!"


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