Mit Dackel Chillie gegen die Einsamkeit

Wenn Petra Fröhlich ihrer Rauhaardackel-Dame Chillie das rote Halstuch umlegt und sagt: „Chillie, Arbeit!“, weiß die Hündin genau, was zu tun ist. Ihr Besuch in der Residenz am Zuckerberg steht an – eine Begegnung, die nicht nur für die Bewohnerin Anita Jonas ein Highlight ist. Chillie gehört zum „Besuchs- und Begleitdienst mit Hund“ der Malteser Trier und sorgt mit ihrer Anwesenheit für strahlende Gesichter.

Ein besonderes Ritual für den Einsatz

Die Hunde und ihre Halter durchlaufen eine spezielle Ausbildung, um auf ihre Einsätze vorbereitet zu sein. „Mit einem festen Start-Ritual beginnt jedes Treffen“, erklärt Tanja Fritzen, Koordinatorin für das Soziale Ehrenamt der Malteser. Gemeinsam mit der Trierer Hundeschule „Hunde-Uni“ hat sie das Angebot ins Leben gerufen. Petra Fröhlich und Chillie sind Teil der zweiten Staffel dieses Programms, das immer mehr Nachfrage erfährt.

Erinnerungen und Emotionen durch Tierkontakt

Bei ihrem Besuch bei Anita Jonas zeigt sich schnell, wie wirkungsvoll die tiergestützte Begegnung ist. Obwohl sich die Seniorin und Chillie zum ersten Mal begegnen, entsteht sofort eine vertraute Atmosphäre. Jonas erzählt von ihrem eigenen Hund, den sie beim Umzug ins Heim nicht mitnehmen konnte, und betrachtet Fotos aus ihrem Leben. Die Freude am Austausch ist spürbar.

Kein Therapiehund, aber dennoch heilsam

Der Besuchsdienst verfolgt kein therapeutisches Ziel wie bei speziell ausgebildeten Therapiehunden. „Es geht vor allem darum, eine willkommene Abwechslung zu bieten und Menschen Freude zu bereiten“, betont Fritzen. Dennoch beobachtet sie oft, dass verschlossene oder isolierte Senioren durch den Kontakt mit den Hunden wieder aufblühen. Selbst demenziell erkrankte Menschen erkennen die Tiere oft wieder – auch wenn sie sich an deren Halter nicht erinnern können.

Erfolgsgeschichte mit wachsender Nachfrage

Seit 2023 sind die geschulten Mensch-Hunde-Teams in neun Einrichtungen in Trier, Bitburg und Daun im Einsatz – darunter auch eine Grundschule und eine Einrichtung für autistische Menschen. „Wir könnten weit mehr Anfragen bedienen, als derzeit möglich ist“, sagt Fritzen. Das Programm sei mittlerweile das größte Besuchsdienst-Angebot der Trierer Malteser. Auch ohne Werbung finden sich ausreichend ehrenamtliche Teams – die Begeisterung spricht sich in Hundekreisen herum.

Ehrenamt mit Mehrwert für Mensch und Tier

Für Petra Fröhlich ist die Arbeit mit Chillie eine sinnvolle Ergänzung zu ihrer Tätigkeit als neuropsychologische Psychotherapeutin. „Ich kann meine berufliche Kompetenz mit meinem privaten Interesse verbinden“, sagt sie. Doch die Ausbildung war anspruchsvoll: Neben praktischen Übungen gab es theoretische Prüfungen zu Themen wie Hundekörpersprache, Hygiene und rechtliche Aspekte. Doch der Einsatz lohnt sich: „Alle freuen sich über die Besuche, und mit dem Ehrenamt kann man wirklich etwas bewirken.“

Preisgekröntes Engagement

Die Trierer Caritas-Stiftung „Menschen in Not“ hat das Projekt kürzlich mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Die Ehrenamtlichen seien „Brückenbauer zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft“ und schenkten „Freude, Nähe und Trost“ – ein unschätzbarer Wert in Zeiten zunehmender Isolation.

Mitmachen beim Besuchs- und Begleitdienst mit Hund

Angesichts der steigenden Nachfrage möchten die Malteser auch in diesem Jahr neue Mensch-Hunde-Teams ausbilden. Interessierte können sich bei Koordinatorin Tanja Fritzen unter Telefon (06 51) 1 46 48 27 melden. Die Ausbildung wird von den Maltesern finanziert, setzt jedoch die Bereitschaft voraus, anschließend ehrenamtliche Besuchsdienste zu übernehmen. Weitere Informationen gibt es unter: www.malteser-bistum-trier.de/bbd-mit-hund.html.