

Der Großvater Geiger und Konzertmeister, der Vater Klavierbauer, sein Sohn Marcus Hübner ebenso - und dessen Tochter? Nun, was wohl? Sie arbeitet natürlich in derselben Branche. Marcus Hübner ist unser Serien-Gast in "Menschen der Region".
Seit 33 Jahren ist Marcus Hübner selbstständig. Begonnen hatte er als Einzelkämpfer in Konz; heute beschäftigt er 24 Mitarbeiter, darunter acht Klavierbauer. Bereits 2014 war das Trierer Pianohaus unter den vier besten Ausbildungsbetrieben Deutschlands, nun die erneute Nominierung unter den Top 10 in der Kategorie Handwerk. Lesen Sie die Erfolgsgeschichte eines Unternehmers, der eigentlich ganz anderes im Blick hatte.
Helge Schneider, Tobias Schmitz (Jupiter Jones), Lang Lang oder auch Herbert Grönemeyer - wenn es um hochwertige Klaviere und Flügel geht, ist das Trierer "Pianohaus Marcus Hübner" Anlaufstelle Nummer Eins.
Als größtes Pianohaus mit Meisterwerkstatt für Klaviere und Flügel hat "Pianohaus Marcus Hübner" ein Alleinstellungsmerkmal in der Großregion Trier-Luxemburg. Neben Verkauf und Vermietung hochwertiger Instrumente ist die Meisterwerkstatt bei der Reparatur und Restaurierung von Flügeln verschiedener Marken gefragt.
Spezialisiert hat sich die Werkstatt in der Theodor-Heuss-Allee u.a. auf die Restauration von über 100 Jahre alten "Steinway & Sons"-Flügel. Denn, so Marketingleiterin Lena Kimmlinger, jeder Steinway Flügel habe seinen eigenen Charakter, der auch dem ungeübten Ohr beim Spielen nicht verborgen bleibe.Seit 2016 vertreibt das Pianohaus die anspruchsvollen Steinway-Flügel mit einem Wert bis zu 255.000 Euro. Die sind im Übrigen zu einer begehrten Wertanlage geworden. "70 Prozent der Interessenten, die sich einen selbstspielenden Spirio von Steinway & Sons kaufen, können nicht Klavier spielen", erzählt Hübner. Seit 1927 habe es eine kontinuierliche Wertsteigerung von 4 Prozent gegeben.
Auch auf fachlicher Ebene kann das Trierer Pianohaus punkten. 2014 wurde es mit dem "Ausbildungs-Ass-Sonderpreis" für Handwerksbetriebe ausgezeichnet, dieses Jahr landete es erneut unter die Top 10 in der Kategorie Handwerk.
Das Erfolgsgeheimnis: "Wir schauen uns die Bewerberinnen und Bewerber genau an", so Hübner. Potenzielle Auszubildende müssen neben handwerklichem Geschick auch Klavier spielen können. "Denn", so der 57-Jährige, "wer sich mit Klaviermusik auskennt, arbeitet mit dem Instrument ganz anders."
Aber auch die zwischenmenschlichen Aspekte stehen im Vordergrund. Für das Teamgefühl und im Sinne einer qualitativ hochwertigen Ausbildung werden immer nur zwei Azubis gleichzeitig angelernt. Auf diese Weise wird das selbstverantwortliche Arbeiten im Familienbetrieb gefördert. So übernehmen Hübners Azubis den "Kleinen Klavierbauer" - eine Veranstaltung für Kinder, in der das Berufsbild des Klavierbauers vorgestellt wird, geleitet durch die Lehrlinge. Das Musikprojekt "my urban piano" in der Trierer Innenstadt betreuen die Azubis seit 2019 ebenso.
Mit der 2015 gegründeten "Marcus Hübner Stiftung" unterstützt der gebürtige Trierer Bedürftige, damit sie sich in ihrer Heimat willkommen fühlen. Anlässlich der Stiftungsgründung veranstaltete Hübner 2015 ein Benefizkonzert, um vor allem auf materielle Defizite der Betroffenen hinzuweisen.
Bei vielfältigen Veranstaltungen mit hochkarätigen Musikerinnen und Musikern wie Grigori Sokolow, Lang Lang, David Ianni, Kit Armstrong und Tobias Schmitz (Jupiter Jones) knüpfte Marcus Hübner Kontakte und auch Freundschaften, die bis heute Bestand haben.
Marcus Hübner tritt in die familiären Fußstapfen seines Vaters Claus Hübner, der nach der Meisterprüfung als Klavierbauer die Wahl des künftigen Arbeitsplatzes zwischen der Klavierfabrik Ibach in Südfarika und Schellenberg in Trier hatte. Worauf die Wahl fiel, ist bekannt. Seine Nachfolge wollte Sohn Marcus keineswegs antreten. Doch in den Ferien half er seinem Vater in der Werkstatt aus, und die Leidenschaft für den Klavierbauerberuf entfachte. Bereits im Zivildienst bildete er blinde Klavierstimmer aus.
Mittlerweile ist der Geschäftsführer des Trierer Pianohauses seit mehr als 30 Jahren selbstständig und sorgt mit seinem breiten Ausbildungsangebot für den Fortbestand des faszinierenden und facettenreichen Handwerks. Und auch die Nachfolge scheint gesichert: Von seinen vier Kindern hat Tochter Vivianne die Leidenschaft gepackt. Die 32-Jährige betreut mittlerweile den kaufmännischen Bereich.