Nico Lautwein

"Wir wollen die Meisterschaft": Interview mit Headcoach Jacques Schneider

Trier. Headcoach Jacques Schneider zieht ein positives Zwischenfazit, spricht über Ziele, Learnings und seine Vision 2030 – und erklärt, warum J.J. Mann in den Playoffs wohl nicht zurückkehrt. Der WochenSpiegel hat ein exklusives Interview mit dem Trainer geführt.

Jacques Schneider ist seit dieser Saison Headcoach bei den Gladiators Trier.

Jacques Schneider ist seit dieser Saison Headcoach bei den Gladiators Trier.

Bild: Simon Engelbert

Interview: Nico Lautwein

Wie fällt Ihr Zwischen-Saisonfazit aus? Und was nehmen Sie sich für die Playoffs vor?

Mein Zwischenfazit ist extrem positiv. Wir haben es geschafft, nach der sehr erfolgreichen letzten Saison die Euphorie weiter hochzuhalten - oder sogar noch zu intensivieren. Wir haben den Zuschauerschnitt nochmal angehoben - auf über 4000 Zuschauer (4247) -, was in der ProA absolut einzigartig ist und auch für den Standort Trier etwas Besonderes bedeutet.
Sportlich haben wir hervorragende Spiele gemacht. Wir haben zwei lange Siegesserien hingelegt - elf und einmal acht Siege in Folge. Wir haben da eine sehr gute Konstanz gezeigt, und dementsprechend bin ich natürlich hochzufrieden mit der Saison. Unabhängig davon, ob wir auf dem ersten oder zweiten Tabellenplatz stehen, haben wir es geschafft, uns als Mannschaft zu entwickeln und auch die Spieler individuell weiter zu fördern.
In den Playoffs wollen wir jedes Spiel gewinnen, wir wollen jede Serie gewinnen, wir wollen ins Finale einziehen und die Meisterschaft gewinnen. Für uns gibt es keinen anderen "Spirit" als den, maximalen Erfolg herauszuholen.

Was waren aus Ihrer Sicht die Überraschungen im Team und in der Saison?

Grundsätzlich bin ich kein großer Fan davon, aus einem großen, funktionierenden und erfolgreichen Kollektiv einzelne Spieler herauszunehmen. Weil wir als Mannschaft einfach extrem gut Basketball spielen, und da gehört jeder mit dazu. Einzelne Spieler haben sich natürlich unersetzlich gemacht. Vorneweg Maik Zirbes - als Kapitän ist er unverzichtbar. Die Führungsqualität, die er hat, hilft uns enorm. Marten Linßen hat eine herausragende Saison gespielt und ist unverwechselbar in unserer Liga - auch einer der besten deutschen Bigs. Marco Hollersbacher hat in dieser Saison eine größere Rolle übernommen und das Vertrauen, das er von mir bekommen hat, zu 100 % zurückgezahlt. Clay Guillozet hat als Spieler, der auch teilweise von der Bank kam, sehr große Qualitäten im Eins-gegen-eins gezeigt. Nolan Adekunle war eine herausragende Verpflichtung. Yakchali ist unser Warrior und absoluter Anführer und in der Lage, Spiele für sich zu entscheiden. Die beiden Nachverpflichtungen Jordan Roland und Hinton haben absolut gesessen und sind individuell herausragende Spieler. Marcus Graves ist der große Architekt auf dem Feld, der sowohl individuell eine gute Saison spielt, aber vor allem uns als Mannschaft trägt und sehr spielintelligent ist. Er bringt die ganzen Scorer um sich herum in ihre Positionen. Es sind also viele Spieler, die man da hervorheben muss.

Was konnten Sie in Ihrem ersten Jahr als Head-Coach lernen?

Meine erste Saison war logischerweise extrem lehrreich. Ich konnte mich auf allen Ebenen weiterentwickeln. Ich musste selbst immer auf alle Probleme antworten finden. Das ist mir bis dato, glaube ich, gut gelungen. Für mich hat es sehr geholfen, sich mit den Menschen in meinem Netzwerk, die mich unterstützen, regelmäßig auszutauschen. Lehrreich war auch, dass es wichtig ist, geduldig zu sein, und an das, was man macht, zu glauben. Der Anfang der Saison war sportlich nicht einfach, weil wir auch viele Verletzte hatten. Ich habe das Vertrauen in meine Spieler, meine Mannschaft und vor allem in meine Konzepte und Ideen nicht verloren. Das war mitunter das größte Learning: dass man, wenn man von einer Sache überzeugt ist, auch daran festhalten sollte und sich nicht von allen äußeren Faktoren verunsichern lassen sollte.

Wie bewerten Sie die Leistung und Integrierung der Neuzugänge?

Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit, die ich da sowohl im letzten Sommer investiert habe - Spieler zu scouten und kennenzulernen, auch persönlich - als auch während der Saison immer in Kontakt zu bleiben und den Markt zu überblicken. Das hat sich definitiv ausgezahlt. Stand heute sind die Spieler, die wir der Mannschaft hinzugefügt haben, wirklich eine positive Ergänzung - und das spiegelt sich natürlich auch in den Resultaten der Mannschaft wider.

Werden wir J.J. Mann in den Playoffs wieder auf dem Parkett sehen?

Wir gehen nicht davon aus, dass er noch während der Playoffs zurückkommen wird ins Team. Es ist eine schwerwiegende Verletzung, die einen langen Reha-Prozess nach sich zieht. Er ist ein hochprofessioneller und natürlich sehr ambitionierter und leidenschaftlicher Spieler, der sehr hart jeden Tag arbeitet, um zurückzukommen. Aber auch da gehen wir definitiv keine Risiken ein, solange der Spieler noch nicht bei 100 % ist. Er wird natürlich bei der Mannschaft sein, sei es im Training oder bei den Spielen, bei denen er uns von der Bank aus unterstützt. Seine positive Energie wird uns sicherlich auch helfen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Das sage ich ganz einfach: Am 23. April 2030 (23. April: Interviewzeitpunkt) werden wir ein Auswärtsspiel mit den Gladiators in Saragossa haben - zu einem Europe-Cup-Halbfinale, Spiel 1.

 


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