Claudia Neumann

"Wir dürfen Bürger nicht zum Campen vor dem Bürgeramt zwingen"

Trier. Am ersten Tag ohne Terminvergabe ist das Bürgeramt förmlich überrannt worden, ab 11 Uhr gab es keine Tickets mehr

Bürgeramt

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Bild: Archiv

Die Stadt teilt mit: Bis 10.45 Uhr zogen sich bereits 280 Bürgerinnen und Bürger Tickets, um Dienstleistungen erledigen zu können. 110 waren zu diesem Zeitpunkt abgearbeitet. Damit alle vergebenen Tickets heute erledigt werden können, wurden ab 11 Uhr keine neuen Tickets ausgegeben. 

Die Stadtverwaltung hatte im Vorfeld bereits darauf hingewiesen, dass der ab Oktober eingerichtete Dienstagvormittag ohne Termin für die Bürgerinnen und Bürger mit Wartezeiten verbunden sein wird. Teilweise dauerte es zwischen Ticket-Ziehen und Termin bis zu zwei Stunden.

Der zuständige Dezernent Ralf Britten sagt: „Ich danke vor allem unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr großes Engagement heute. Zusammen mit ihnen werden wir den heutigen Tag evaluieren und schauen, was wir beim nächsten Mal verbessern können.“ 

Gezeigt hat sich bereits am ersten Tag, dass es oft Probleme gab, weil nötige Unterlagen fehlten oder falsche Unterlagen mitgebracht wurden. Bürgerinnen und Bürger sollten sich auf jeden Fall vorher auf der Internetseite der Stadt unter www.trier.de im Bereich Dienstleistungen A-Z darüber informieren, welche Unterlagen sie für Ihr Anliegen benötigen. Wichtig ist auch, dass sich Bürgerinnen und Bürger, die über die Terminvergabe einen Termin in den nächsten Wochen hatten und diesen heute vorgezogen haben, diesen wieder stornieren – damit die Termine für andere Bürgerinnen und Bürger freigeschaltet werden. 

Die Stadt weist darauf hin, dass viele Dienstleistungen ohnehin bereits bequem vom eigenen Computer zu Hause erledigt werden können. Die Übersicht gibt es unter: https://www.trier.de/rathaus-buerger-in/buergerservice/onlinedienste/

Trierer SDP: "Katastrophales Bild für unseren funktionierenden Staat"

"Wir dürfen Bürgerinnen und Bürger nicht zum Campen vor dem Bürgeramt zwingen, um die staatliche Dienstleistung ihrer Verwaltung zu erreichen. Solche Erfahrungen und Bilder sind ein katastrophales Bild für unseren funktionierenden Staat, das sich nicht weiter verfestigen darf", bilanziert Sven Teuber als Chef der Trierer SPD Fraktion.

Für Teuber ist dies auch unzumutbar für die Mitarbeitenden des Bürgeramts, die nicht überlastet werden dürften und seit Monaten leider dem verständlichen Unmut der Bürger ausgeliefert sind. Die Attraktivität des Arbeitsplatzes steige so nicht und die Gefahr der Abwanderung werde so größer, sodass die Erreichbarkeit und Belastung wachsen könnte.

Daher schlägt Marco Marzi für die Trierer SPD Fraktion erneut vor:
"Wir bleiben dabei: es muss täglich und vor allem auch an ausgewählten Abenden eine freie Verfügbarkeit von Terminen mit Wartezeit und digital buchbare Termine nebeneinander geben. Dies fordern wir vom Dezernenten nun seit 2 Jahren ein. Das bessere Monitoring und Führen dieser Dienstleistung mit gezielten, bürgernahen, alltagsgerechten Serviceangeboten und -zeiten ist zu lange missachtet worden. Einen kleinen Schritt in die richtige Richtung nehmen wir wahr, aber leider nur halbherzig und nicht alltagsgerecht. Digitale Abholschalter im Sinne von Ausweisabholstationen könnten zum Beispiel weitere Wartezeiten verringern und Personalkapazitäten frei machen."

Teuber und Marzi begrüßen ausdrücklich, dass nun endlich Bewegung in den viel zu langen Prozess beim Bürgeramt kommt. Sie erwarten eine schnelle Wiederbesetzung der wichtigen Amtsleitung und eine schonungslose Aufarbeitung der ersten Erfahrungen mit dem heutigen ersten Dienstagmorgen ohne Terminzwang - im Sinne der Bürger:innen und der Mitarbeitenden, die nichts für die Führungslosigkeit und das Zaudern an der Spitze können.

"Blicken wir nach Vorn: wir sehen unser Bürgeramt als Visitenkarte unseres Staates vor Ort. Es muss im Sinne der Bürger:innen funktionieren. Daher wollen wir schnell digital rundum verfügbare Services, die so wenig Aufwand wie möglich für Bürger erfordert. Wir erwarten ein Bürgeramt, dass erreichbar ist, ohne Monate zu warten und Urlaub nehmen zu müssen. Wir wollen ein Bürgeramt, dass Mitarbeitende einen attraktiven Arbeitsplatz ohne stetigen Unmut ermöglicht", fassen Teuber und Marzi abschließend zusammen.


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