

Bei Poesie denken die meisten wohl an Autoren verganger Epochen wie etwa Goethe, Schiller, Rilke oder Heine. Eher selten werden lyrische Werke mit dem Hier und Jetzt in Verbindung gebracht. Deshalb hat die UNESCO den Weltpoesietag ins Leben gerufen. Mit dem Aktionstag soll gezeigt werden, dass die Poesie auch im Zeitalter der neuen Informationstechnologien einen wichtigen Platz im kulturellen und gesellschaftlichen Leben einnimmt. "Der Weltpoesietag verfolgt eine gute Absicht. Er versucht das Internet in die Lyrikrezeption miteinzubeziehen und so die Lyrik unter die Menschen zu bringen", sagt Dr. Nikolas Immer und fügt hinzu: "Im Buchladen findet man oft nur die 'Klassiker' und wenig neue Autoren. Unter diesem Aspekt kann so ein Projekt helfen, auch auf diese aufmerksam zu machen." Bedeutungsverlust Im 19. Jahrhundert wurden laut Immer schätzungsweise knapp 20.000 Lyriksammlungen im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. "Wenn man sich anschaut, welchen Stellenwert die Lyrik im 19. Jahrhundert hatte und welchen sie heute hat, dann gibt es schon einen Bedeutungsverlust", so der Literaturwissenschaftler. Welche Bedeutung die Lyrik in der Gegenwart noch hat, ist laut Immer schwer einzuschätzen, in Gefahr sieht er sie jedoch nicht. "Die Lyrik bahnt sich ihren Weg", sagt er und verweist auf neue Formen der Lyrik wie beispielsweise die Instapoetry. Unter dem gleichnamigen Hashtag posten Poeten bei Instragram ihre Gedichte und scharen so zahlreiche Follower um sich. Auch Youtube wird zunehmend von Autoren genutzt, die ihre Gedichte hier selbst vortragen und teilweise mit passenden Bildern verstärken. Auf den bekannten Poetry-Slams wiederum stellen Dichter im Wettstreit ihre Werke vor (nächster Slam am 19. März im Mergener Hof, Trier). Neue Verbreitungswege "Die Poesie ist im 21. Jahrhundert angekommen. Es haben sich neue Verbreitungswege erschlossen", sagt Immer und erzählt vom James-Bond-Film "Skyfall", bei dem in einer Szene ein Auszug aus dem Gedicht "Ulysses" von Lord Alfred Tennyson vorgetragen wird. "Es wird spannend sein zu sehen, wo es mit der Lyrik hingeht", sagt Nikolas Immer.