Von Heimat und Flüchtlingen
Viel ist geschehen im Jahr 2015. Einer ist jedoch derselbe geblieben. Die Rede ist von Dittmar Lauer, der sich seit über 60 Jahren im Vorstand des Keller Heimat- und Kulturverein aktiv für die den Erhalt der Geschichten aus seinem Heimattort engagiert. Neben Ehrengästen aus der Politik - unter anderem Landrat Günther Schartz - gegrüßte Dittmar Lauer ganz besonders die neuen Bürger aus der Verbandsgemeinde Kell am See. Rund 20 Flüchtlinge kamen zu ihrem ersten Neujahrsempfang in Deutschland und lauschten gedultig rund zwei Stunden lang den Ansprachen in der einer Sprache, die sich nicht verstehen. Auch schon nach dem Zweiten Weltkrieg suchten und fanden Menschen Zuflucht in Kell am See "Die älterenen Mitbürger erinnern sich noch an die Welle der in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten vertriebenen Flüchtlinge. die in unserem Heimatort erste Zuflucht oder dauernde Bleibe suchten und fanden", erinnert Lauer in jene Zeit. Das ei also nichts Neues, so Lauer. Nach einem Verzeichnis der in der Gemeinde Kell wohnhaften Flüchtlinge vom 12. Februar 1956 und des Zugangs von Flüchtlingen in die Gemeinde Kell seit dem 1. Oktober 1957 bis Dezember 1958 im Bistumsarchiv Trier gab es in diesem Zeiträumen insgesamt 130 Flüchtlinge in Kell, berichtet Lauer in seiner Eröffnungsansprache. "Haben Sie gewusst, dass in der Verbandsgemeinde Kell am See schon heute Hunderte von Menschen leben, die 54 verschiedene Muttersprachen sprechen?", fragt Lauer in die große Runde. In der Ortsgemeinde Kell am See seien es fast 100 Menschen mit 24 Sprachen. Wer deutsche Werte nicht respektiert, ist in Deutschland fehl am Platz Rund zwei Stunden lang gaben sie verschiedene Redner das Mikrofon in die Hand. Unter ihnen auch Landrat Günther Schartz, der in Anbetracht der verschiedenen negativen Vorkommnisse mit Flüchtlingen ganz klar sagte: "Ich bin für Integrationspflicht!" Wer die deutschen Werte nicht respektiere - auch mit Blick auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Religionsfreiheit, der sei laut Schartz hier fehl am Platz. Gleicher Tenor auch bei Verbandsgemeindechef Martin Alten: "Wer unsere Sprache und unsere Regeln nicht respektiert, hat sein Bleiberecht verwirkt", so der VG-Chef. Für ein wenig Rührung sorgte der neunjährige Flüchtlingsjunge Achmad. Auf Arabisch, Englisch und Deutsch wünschte er den Gästen des Neujahrsempfangs alles Gute für 2016. Er war mit seiner Familie zum Neujahrsempfang eingeladen worden und kam gerne. Seine Eltern Gada und Abd Alnaser fühlen sich sehr wohl in ihrer neuen Heimat. Sie sind offen für die deutsche Kultur und verurteilen die Taten von Flüchtlingen in Köln und anderswo aufs Schärfste. "Das können keine Syrer gewesen sein", sagt der Familienvater, der nach eigenen Angaben auch kein Problem damit hat, dass seine Frau - eine Rechtsanwältin - kein Kopftuch trägt, ebenso wie die deutschen Frauen. Die 13-jährige Tochter Maisa weiß noch nicht, ob sie einmal ein Kopftuch tragen wird oder nicht. In Sachen Gleichberechtigung läuft es bei Familie Alnaser wie in Deutschland. Die Gleichstellung von Mann und Frau sind für den ausgebildeten Werbefachmann und seine Frau selbstverständlich. Beide möchten gerne mit der Familie hier Fuß fassen und sich ein normales Leben aufbauen. FIS