Edith Billigmann

Von der Schulbank zur Weinkönigin

Trier. Weinkönigin in ungewöhnlicher Zeit. Louisa Kress hatte zwei Jahre lang auf ihre Inthronisation gewartet. Nun gibt sie die Krone wieder ab.

Louisa Kress ist seit Frühjahr 2022 Konrektorin an der Blandinen-Merten-Realschule in Trier. Kurz darauf wurde sie zur Weinkönigin gekürt. Ihre größte Fangemeinde hat sie an der Mädchenrealschule.

Louisa Kress ist seit Frühjahr 2022 Konrektorin an der Blandinen-Merten-Realschule in Trier. Kurz darauf wurde sie zur Weinkönigin gekürt. Ihre größte Fangemeinde hat sie an der Mädchenrealschule.

Bild: Edith Billigmann

Corona hatte 2020 die regulären Krönungsfeierlichkeiten verhindert. Die gab es dann endlich in 2022: Die frisch gebackene Konrektorin der Blandinen-Merten-Realschule in Trier konnte ihr rebenbehaftetes Amt antreten. Nun gibt sie die Krone wieder ab: an die 10 Jahre jüngere Liliana Schmidt. Im WochenSpiegel blickt die 29-Jährige zurück auf eine ereignisreiche Zeit.

Showtalent

Witz und Charme sind Louisa Kress in die Wiege gelegt. Und auf den Mund gefallen ist sie auch nicht. Das hatte der Karnevalsverein »Heuschreck« sehr deutlich gespürt, als sie im Rahmen eines musikalischen Kabaretts eben dessen Strukturen humoristisch beäugt hatte. Trotz allem oder gerade deshalb hatte die Olewiger Winzervereinigung sie zur Vertreterin ihrer Zunft ausgesucht. »Damals wurde man nicht gefragt, sondern es wurde einfach entschieden«, erzählt Louisa lachend, die damit auch die »Letzte ihrer Art« ist, denn seit diesem Jahr wird die Stelle der Weinkönigin zur Bewerbung offiziell ausgeschrieben.

Corona, Corona

Zwei Jahre lang hatte Corona die feierliche Inthronisation verhindert. Zwischenzeitlich absolvierte Louisa ihr erstes, dann ihr zweites Staatsexamen und schließlich ihr Referandariat an der IGS. 2022 sollte schließlich ihr Jahr werden: Im Frühjahr wurde sie zur Konrektorin der Blandinen-Merten-Realschule ernannt, im Sommer zur Weinkönigin gekürt. »Dafür kamen dann auch die meisten Gratulationen«, erinnert sich Louisa an den Aufbruch in eine neue Zeit. Denn mit ihren Aufgaben wuchsen auch die Herausforderungen und eigenen Ansprüche als junge Frau in starker Position. »Mein Bild der Weinkönigin hat sich seit dieser Zeit komplett verändert«, gibt sie unumwunden zu. »Die meisten Weinköniginnen sind Business-Frauen und Marketing-Expertinnen. Da ist weit mehr dahinter, als nur winken und lächeln.«

Die Feministin

Ihr feministischer Anspruch: dieses Rollenklischee aufzubrechen und zu hinterfragen. »Ich habe immer gesellschaftskritisch das Rollenverständnis von Mann und Frau gesehen. Als Lehrerin einer Mädchenschule begreife ich die Beschäftigung mit diesem Thema auch als Bildungsauftrag.«

»Ihre« Mädchen hat sie auf jeden Fall begeistert und sich eine eigene Fangemeinde geschaffen, denn das traditionelle Bild der Weinkönigin hat sie mit einem modernen Frauenbild gekoppelt und dadurch Identifikationsanreize geschaffen.

Familiensache

Das Queenwinken habe sie sich angeeignet, das Reden ohne Punkt und Komma gehörten zu ihren ureigensten Talenten und diverse Tanzeinlagen scheue sie auch nicht. »Das gehört alles dazu, ist aber nicht das, was eine Weinkönigin ausmacht«, sagt sie und zollt den Weinköniginnen ihren Respekt: »Als Lehrerin bin ich im Zusammenhang mit Wein die Ungebildetste von allen.«

Dabei muss sie ihr Licht keineswegs unter den Scheffel stellen, denn Louisa trägt eine Weinader in sich. Ihre Großeltern waren Winzer an der Mosel und als Kind hatte sie oft Zeit bei ihnen verbracht. »Ich stand im Weinberg und habe im Wechsel Trauben gelesen und gegessen«, erzählt sie und schwelgt gerne in Erinnerungen.


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