Anzeige 13032924Anzeige 13033037Anzeige 13030251Anzeige 13033230
SP

Trier angeblich "kriminellste Stadt Deutschlands"

Wenn Trier überregional von sich Reden macht, dann relativ häufig in negativem Kontext. In 2013 lachte ganz Deutschland über das Alkoholverbot an Karneval. 2014 schaffte Trier es als "Hurenhochburg" in die Schlagzeilen. Und diesmal steht Trier als angeblich kriminellste Stadt Deutschlands in den überregionalen Medien ganz oben.
Trier soll angeblich die kriminellste Stadt Deutschlands sein. Foto: Symbolbild/Archiv

Trier soll angeblich die kriminellste Stadt Deutschlands sein. Foto: Symbolbild/Archiv

Trier ist die älteste Stadt Deutschlands und bekannt für seine gleich sieben Weltkulturerbestätten. Und nach Konstantin (2012) und Nero (2016) wird in 2018 die große Karl-Marx-Ausstellung der Moselmetropole sicherlich wieder weltweite Aufmerksamkeit und Touristenströme schenken. Doch irgendetwas läuft in unregelmäßigen Abständen schief in der alten Römerstadt: Denn trotz der genannten historisch und kulturell hochwertigen Ereignisse mit ihrem positiven Auswirkungen auf Tourismus, Handel und Gastrogewerbe gerät Trier immer wieder durch kuriose Entscheidungen oder spektakuläre Recherchen im negativen Sinne bundesweit in die Schlagzeilen. So lachte 2011 ganz Deutschland über die Verlegung der Karnevalseröffnung in Trier auf den 12.11. und 2013 über das im Karneval für unmöglich gehaltenen Alkoholverbot in der City. Auch 2014 schaffte es Trier als deutsche "Hurenhochburg" mit eher für das Stadtimage negativ behafteten Schlagzeilen an die Spitze der nationalen Aufmerksamkeit.

Kriminalstatistik sorgt für Triers bisheriges Meisterstück

Und in 2016? Am 25. April hat die ehemalige Hauptstadt des weströmischen Reiches ihr bisheriges Meisterstück erlebt: Trier ist angeblich die kriminellste Stadt Deutschlands, so steht es jedenfalls heute in den überregionalen Medien. Doch stimmt das? Ursprung von Triers neuem, unrühmlichen Ruf als "Verbrechenshochburg" ist ein Artikel im Handelsblatt. In diesem heißt es: "Die kriminellste Stadt Deutschlands ist gar nicht Berlin, sondern... Trier. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2016 hervor, die Innenminister Thomas de Maizière am Montag vorgestellt hat.

Trier noch vor Berlin und dicht gefolgt von Saarbrücken

Laut des Artikels wurden in Trier 2016 exakt 18.653 Straftaten erfasst. Das entspricht 16.232 Fällen pro 100.000 Einwohner - und damit mehr als in jeder anderen deutschen Großstadt. Trier soll damit sogar die Hauptstadt Berlin vom bislang unangefochtenen Kriminalitätsthron stoßen. Berlin landet laut Handeslblatt nur dann noch an der Spitze, wenn man die Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern vergleicht. Als Großstadt gelten jedoch bereits Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern - wie Trier. Die Moselstadt ist allerdings nicht allein: Kriminalität in der Provinz gibt es laut der Kriminalitätsstatistik auch im benachbarten Saarland, besser gesagt in Saarbrücken: Mit 13.626 Fällen je 100.000 Einwohnern landet das Landeshauptstädtchen auf Platz 8 steht und damit noch vor Metropolen wie Hamburg, Dortmund oder Düsseldorf.

Stadt überrascht über neuen Ruf

In Trier selbst war man sich bislang wohl nicht darüber bewusst, dass man ein ganz "gefährliches Pflaster" ist. Das Handelsblatt hatte laut eigenen Angaben bei der Stadt angefragt, die war überrascht. War man doch in der Moselmetropole bislang der Auffassung, "auf einer Insel der Seeligen" (Zitat Presseamt) zu leben. Doch woher kommt diese Diskrepanz zwischen gefühlter Realität und nackter Zahlenpower? Wieso fühlen die Bürger nicht, was die Statistik angeblich beweist?

Polizei löst das Rätsel auf: "Bürokratischer Effekt"

Für die Auflösung des Rätsels sorgte schließlich eine Anfrage des Handelsblattes beim Polizeipräsidum Trier. Und da heißt es, der Grund für die Zahlen liege in der Flüchtlingskrise 2015 - und in einem bürokratischen Effekt. "In Trier wurde die einzige Aufnahmestelle für Flüchtlinge in ganz Rheinland-Pfalz eingerichtet", zitiert das Handelsblatt Polizeisprecher Karl-Peter Jochem. Alle Asylsuchenden, die in dieser Zeit in Rheinland-Pfalz eintrafen, kamen also erstmal ins beschauliche Trier. Wer Asyl sucht, beantragt vorher gewöhnlich kein Visum. Damit verstößt derjenige allerdings gegen das so genannte Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz. Eine strafrechtliche Verfolgung gibt es dadurch zwar nicht, allerdings wird das Vergehen von der Polizei erfasst.

Fazit: Trier nur mäßig gefährlich

Im Jahr 2016 waren das in Trier 9.090 Fälle. Das wiederum entspricht 49 Prozent aller Straftaten. Zieht man diese Zahl nun von den 18.653 Straftaten ab, dann ergibt sich auf einmal ein ganz anderes Bild und Trier erscheint gar nicht so gefährlich.


Meistgelesen