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Saeed Hani: Flüchtlingsgefühle an feinsinnigen Grenzen

Der syrische Tänzer und Choreograf Saeed Hani inszeniert im Rahmen der Produktion "One Night Stand" die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Sexualität im arabischen und europäischen Raum. Die Uraufführung ist kommende Woche in der Trierer Tufa.

"Freude treibt die Räder in der großen Weltenuhr", schrieb einst Friedrich Schiller in seiner Ode an die Freude. Auch Saeed Hani folgte seiner treibenden Kraft auf der Suche nach Freiheit und Respekt. In Trier fand er vor ungefähr acht Monaten genau diesen Ort, wo er seine Leidenschaft verwirklichen kann. Diese gebührt dem Tanz nebst Choreografie. In seiner Heimat Syrien, zeitweilig auch im Libanon, versperrten ihm teils intersektionale Diskriminierungen mit komplexen Problemen den Weg. Als syrischer Christ mit weltoffenen Ansichten lebte er besonders in den drei Jahren im Libanon nicht ungefährlich. Saeed Hani wollte die Länder hinter sich lassen, in denen die Religion zusehends instrumentalisiert wird und eine verwirrende Praxis des patriarchalischen Regimes herrscht. Kontrolle. Er richtete den persönlichen Lebenskompass neu aus.

Deine Zauber binden wieder…

"Ich bin nicht vor den schrecklichen Kriegen geflohen; die Eskalation begann erst nachdem ich bereits in Europa war", sagt Saeed Hani, "trotzdem fühle ich mich als Flüchtling auf der Suche nach Freiheit." Freiheit wird jemandem gelassen, aber nicht gegeben. Seine Mutter hat er nun seit rund sechs Jahren nicht mehr gesehen. Regelmäßige Telefonate sichern die ihm wichtige Verbindung. »Nachdem sich mein Bruder für einen Werdegang in der Armee entschieden hatte, riet mir meine Mutter, es ihm nicht gleichzutun«, erinnert sich der 26-Jährige. Also folgte er seinem Herzen und absolvierte den Bachelor am "Higher Institute of Dramatic Arts" in Damaskus (Syrien). Anschließend war er am »Caracalla Dance Theatre" in Beirut (Libanon) als Tänzer und Choreograf tätig. Der Grundstein für seine Karriere war gelegt.

…was der Mode Schwert geteilt

Ob in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei, Oman, in Algerien oder Italien – die zahlreichen Produktionen bestätigten ihm den richtigen Weg und sein Talent. Während des Tanzens existieren für ihn kein Raum und keine Zeit. Ein Spiel mit dem Wahrnehmungsspektrum. Tief empfundene Emotionalität wird sichtbar. In verletzlicher Sprache versunken. Beeindruckt von seinen zwei deutschen Lehrern in Syrien, war er sich sicher: Deutschland sollte sein angestrebtes Ziel werden. "Ich mag die Mentalität, die Offenheit und Toleranz hier. Die Deutschen sind pünktlich, korrekt und wirken einfach perfekt auf mich."

Alle Menschen werden Brüder…

Bei seinem Vorhaben stieß er zufällig auf Oliver Möller vom noch jungen Trierer Verein "menschMITmensch". Er reichte Saeed Hani eine helfende Hand, stand ihm in Deutschland zur Seite, arrangierte einen Sprachkurs, eine Wohnung und ermöglichte ihm den Traum von der Freiheit des Gedankenguts. "Oliver ist inzwischen ein sehr guter Freund geworden. Mit der Hilfe des Vereins konnte ich meine Produktion 'One Night Stand' gemeinsam mit fünf weiteren Tänzern entwickeln", erzählt der Künstler und lächelt, "wir Syrer sind in der Regel eher zurückhaltend." Das Stück setzt sich mit den in arabischen Ländern brisanten Themen sogenannter "Bettgeschichten" sowie der vielfältigen sexuellen Neigungen auseinander. In seiner Heimat ein striktes Tabu. "So wurde ein Bekannter von mir aufgrund seiner Homosexualität ins Gefängnis gesteckt und erst nach einem halben Jahr wieder entlassen. Er hat durch die unmenschliche Behandlung einen schweren psychischen Schaden erlitten", sagt Saeed Hani. Ein Überschreiten der Grenze. Es ist nicht nur die Fantasie in der Performance, die ergreifend wirkt, sondern die Realität darin. Flüchtlingsgefühle.

Der Verein "menschMITmensch"

Der Trierer Verein "menschMITmensch" ist noch recht jung. Die Mitglieder haben sich zur Aufgabe gemacht, Brücken zu schlagen für eine Zusammenarbeit in Kunst und Kultur zwischen Heimischen, Fremden und geflüchteten Menschen. Ein Konzept zur Förderung interkultureller Bereicherung, bei dem es nur Gewinner geben kann. Mehr Infos gibt es hier.

Premiere "One Night Stand"

"One Night Stand" wird in Trier uraufgeführt: am Donnerstag, 23. Juni/ Freitag, 24. Juni, jeweils 20 Uhr im Großen Saal der Tufa. Die mitwirkenden syrischen und europäischen Tänzer sind Saeed Hani, Catarina Barbosa, Ranim Malat, Maher Abdul Moaty, Baptiste Hilbert und Daniel Medeiros. Weitere Infos gibt es hier. Karten kosten im Vorverkauf 12 Euro und ermäßigt 10 Euro (plus Gebühren). Karten gibt es auch beim WochenSpiegel. RP, Fotos: Pick/FF


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