Rätselhafte Spinnen entschlüsselt: Trierer Forschende lüften Geheimnis
Spinnen, ihr Gift und ihre Seide stellen die Wissenschaft weiterhin vor viele Rätsel. Ein Forschungsteam der Universität Trier hat nun bedeutende Fortschritte erzielt: Der vollständige genetische Bauplan von drei außergewöhnlichen Spinnenarten wurde entschlüsselt.
Fokus auf drei faszinierende Spinnenarten
Das Team hat das Erbgut der Ammen-Dornfinger-Spinne, der Gewächshaus-Federfußspinne und einer urzeitlichen Gliederspinne entschlüsselt. Der Ammen-Dornfinger ist die einzige giftige Spinne Deutschlands. Die Gewächshaus-Federfußspinne gehört zu den wenigen Spinnenarten ohne Giftdrüsen, und die Gliederspinne, die bereits vor den Dinosauriern existierte, gibt Einblicke in die Evolution dieser Tiergruppe.
„Weltweit gibt es über 52.000 Spinnenarten, aber das Genom von nur sehr wenigen Arten ist bekannt“, erklärt Yannis Schöneberg, Biogeograph an der Universität Trier. Die neuen Erkenntnisse sollen nicht nur dazu beitragen, die Zusammensetzung von Spinnengift oder die Produktion von Spinnenseide besser zu verstehen, sondern auch grundlegende Fragen klären. Dazu gehört, wie Spinnenarten sich entwickelt haben und was sie genetisch voneinander unterscheidet.
Eine aufwendige Puzzlearbeit
Die Entschlüsselung des Spinnengenoms war ein komplexer Prozess. Trotz modernster Technik wie Supercomputern und Künstlicher Intelligenz mussten die Forschenden unzählige DNA-Fragmente in mühevoller Kleinarbeit sortieren und analysieren. „Die Methodik zur Entschlüsselung von Genen wurde ursprünglich für den Menschen entwickelt. Spinnen stellen uns da vor ganz neue Herausforderungen, vor allem wegen ihres großen Genoms“, so Schöneberg.
Besonders spannend war eine Mutation in den sogenannten Hox-Genen, die für die Einteilung der Körpersegmente verantwortlich sind. Diese Entdeckung könnte Hinweise darauf geben, warum sich Spinnen körperlich so unterschiedlich entwickeln oder warum einige Arten ihre Giftdrüsen verloren haben.
Nebenprodukt eines größeren Projekts
Die aktuellen Ergebnisse sind eigentlich ein Nebenprodukt eines umfassenderen Forschungsprojekts. Die Arbeitsgruppe der Universität Trier arbeitet an einer neuen Methode, um bislang unbekannte Arten schneller identifizieren zu können. Mit den veröffentlichten Daten haben die Forschenden einen wichtigen Grundstein für künftige Spinnenforschung gelegt.
Die Studie mit detaillierten Ergebnissen wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Molecular Ecology Resources veröffentlicht.
Weitere Informationen:
Studie: Yannis Schöneberg et al. (2025): Three Novel Spider Genomes Unveil Spidroin Diversification and Hox Cluster Architecture. In: Molecular Ecology Resources. Zur Studie