Meilenstein fürs Handwerk
Trier. Es ist das größte Bauprojekt in der langen Geschichte der Handwerkskammer Trier. Zwischen 2015 und 2020 entstand im Trierer Norden für rund 44 Millionen Euro das bundesweit erste HWK- Bildungszentrum im Passivhausstandard. Auf die Vorreiterrolle ist man besonders stolz. Für das nachhaltige und umweltschonende Konzept überreichte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Eröffnung die Landesklimaschutzplakette an HWK-Präsident Rudi Müller und Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf. Die Entscheidung für das klimaneutrale Bauen sei »goldrichtig« gewesen, so Bettendorf. »Wir haben hier in Trier einen architektonischen und technologischen Leuchtturm erbaut.« Die Verantwortlichen konnten sich auch über das Passivhaus-Zertifikat, aus den Händen von Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt freuen.
Auf den rund 10.000 Quadratmetern des Neubaus sind 30 Werkstätten, Unterrichts- Konferenz- und Schulungsräume untergebracht. Für die Aus- und Weiterbildung steht modernste Technik zur Verfügung. Laut Architekt Gerhard Wolf waren 20 Ingenieurbüros an der Planung und Umsetzung beteiligt. Die wichtigsten Zutaten bei der Realisierung seien Leidenschaft und Herzblut für das Handwerk, sagte HWK- Präsident Rudi Müller.
Für Ministerpräsidentin Malu Dreyer setzt die HWK Trier mit dem neuen Campus Handwerk ein besonderes Zeichen und ein Highlight. An die Verantwortlichen gewandt, sagte sie: »Das ist Ihr Meisterstück«. Das Handwerk habe als älteste Zunft der Menschheit immer gezeigt, dass sie jung und modern bleibe und sich weiterentwickle, um den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht zu werden, so Dreyer. »Wir brauchen Fachkräfte. Es ist wichtig, wie die überbetriebliche Ausbildung aufgestellt ist, um jungen Menschen zu zeigen: Wir tun etwas für euch.«
Professor Dr. Friedrich Hubert Esser vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) betonte wie wichtig es sei, das gerade kleine Betriebe Unterstützung bekommen, um die Qualifikation von Fachkräften zu fördern. Die hohe Zahl an Schulabgängern mit Hochschulreife zeige, dass es immer schwieriger sei, junge Leute für das Handwerk zu begeistern. »Viele schauen darauf, welches Ansehen sie im Beruf bekommen. Die Zentren sind ein Signal dafür, wie anspruchsvoll die Handwerksberufe sind. Mit diesen Einrichtungen werden anspruchsvolle Lernumgebungen bereitgestellt.«
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt betonte, wie wichtig die Handwerkspolitik für die Landesregierung sei. »Wir leben in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten. Wenn wir uns fragen, wie wir als Gesellschaft und mit den Unternehmen diese Herausforderung wie demografische Entwicklung oder Digitalisierung meistern, dann kommt hier das Handwerk deutlich ins Spiel. Wir brauchen junge Menschen, die sich diesen Themen stellen und zeigt, wie modern das Handwerk in den letzten Jahren geworden ist.« Durch technologische Errungenschaften werde das Handwerk zudem auch für Frauen zunehmend attraktiver.
Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) bezeichnete das Bildungszentrum als Meilenstein für das Handwerk. Die berufliche Bildung müsse in Deutschland dringend gestärkt werden. »Überbetriebliche Ausbildung ist wichtig für unser Handwerk. Kleine Betriebe können nicht das ganze Portfolio einer Ausbildung auf den Markt bringen. Das ist ein abgestimmtes, facettenreiches Bildungszentrum, in dem Ausbildung in Theorie und Praxis und Wissensvermittlung quer über alle Professionen möglich ist.«
Die offizielle Eröffnung war Teil einer Festwoche, in der die Besucher bei mehreren Events und einem Tag der offenen Tür verschiedene Handwerke hautnah erleben konnten. Zugleich fand in Trier auch der Auftakt zum bundesweiten »Sommer der Berufsausbildung 2022« statt.