»Kein Kind muss Gewalt ertragen« - Der WochenSpiegel im Interview mit der Vorsitzenden des Kinderschutzbundes Trier, Marion Friedrich
Sie arbeiten seit mehreren Jahren ehrenamtlich für den Kinderschutzbund. Welche Aufgaben gilt es zu bewältigen?
Marion Friedrich: Die Hauptaufgabe der Mitarbeitenden besteht darin, Kinder in schwierigen Situationen zu unterstützen und ihnen zu einer sicheren und förderlichen Umgebung zu verhelfen. Das umfasst die Beratung von Kindern und Eltern sowie die Koordination und Durchführung von Präventionsprojekten. Zudem arbeiten wir eng mit Schulen und anderen sozialen Einrichtungen zusammen, um gezielte Hilfe anzubieten.
Mit welchen Problemen kommen Kinder und ihre Familien zu Ihnen?
Marion Friedrich: Oft geht es um belastende familiäre Konflikte. Vernachlässigung oder Missbrauch sind leider Themen, die häufiger vorkommen, als man glaubt. Außerdem spielen Schulprobleme und Mobbing eine große Rolle.
Unser Ziel ist es, die Kinder zu stärken und ihnen sowie ihren Eltern Wege aufzuzeigen, wie sie diese Herausforderungen bewältigen können.
Wie unterstützen Sie Kinder und Jugendliche dabei?
Marion Friedrich: Wir arbeiten nach dem sogenannten kindzentrierten Ansatz, bei dem das Kind im Mittelpunkt steht. Wir begleiten, stärken und fördern es entsprechend seiner Ressourcen.
Der Kinderschutzdienst beispielsweise ist eine schützende Anlaufstelle für gewalttraumatisierte Kinder und Jugendliche. Gemeinsam mit ihnen suchen wir Auswege aus den belastenden Situationen.
Darüber hinaus begleiten wir Kinder aus Trennungs- und Scheidungs-, aber auch Pflegefamilien, die trotz der Konflitikte den Kontakt zu den Eltern bzw. engen Bezugspersonen aufrechterhalten möchten. Die Fachstelle »Lichtblick« wiederum richtet sich an hilfesuchende Kinder und Jugendliche aus suchterkrankten Familien.
Unser Beratungsangebot geht aber weit über das hier Gesagte hinaus und schließt auch die Rechtsberatung für Kinder und Jugendliche mit ein.
Was sind die größten Herausforderungen für den Kinderschutzbund?
Marion Friedrich: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich, dass die Nachfrage nach Hilfe steigt, aber die Ressourcen oft begrenzt sind. Wir sind sehr auf Spenden und ehrenamtliche Unterstützung angewiesen.
Hinzu kommt, dass viele Betroffene erst dann Hilfe suchen, wenn die Situation bereits sehr angespannt ist. Daher ist es uns besonders wichtig, frühzeitige Präventionsarbeit zu leisten und das Bewusstsein für diese Themen zu stärken.
Was würden Sie sich von der Politik oder der Gesellschaft wünschen?
Marion Friedrich: Wir wünschen uns vor allem mehr finanzielle Unterstützung, um flächendeckend Präventionsprojekte und Beratungsleistungen anbieten zu können.
Wir wünschen und fordern geradezu die vollumfängliche Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz und in die Landesverfassung. Wir erwarten, dass Themen wie Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung in Ausbildung und Studium von Erziehern und Lehrkräften aufgenommen wird.
Gibt es zum Schluss etwas, das Sie uns mitgeben möchten?
Marion Friedrich: Ich möchte alle dazu ermutigen, hinzusehen und aufmerksam zu sein. Jeder kann etwas tun, um Kinder in unserer Gesellschaft zu schützen – ob als Eltern, Nachbarn oder Bekannte. Der Kinderschutz beginnt bei uns allen, denn Kinder haben ein Recht darauf, gesund und behütet aufzuwachsen.
Interview: Edith Billigmann
Infos & Kontakte
Der »Kinderschutzbund Orts- und Kreisverband Trier e.V.« ist ansässig in Trier, Thebäerstraße 46
Erreichbar ist er unter: infokinderschutzbund-trier.de; www.kinderschutzbund-trier.de
- Beratungsstelle (in kritischen Lebenssituationen): 0651-999 366-141
- Nummer gegen Kummer (anonyme und kostenlose Beratung): 116 111 und 0800 111 0 333
- Fachstelle Lichtblick (Hilfe bei suchtkranken Familien): 0651-999 366-150
- Kinderschutzdienst (für Kinder und Jugendliche, die Gewalt erlebt haben oder erleben): 0651-999 366-180
- Begleiteter Umgang (bei Trennungssituationen oder eingeschränkter Erziehungsfähigkeit): 0651-999366-142
- Krankenhausbesuchsdienst (Trost für kleine Patienten): 0651-999 366-200
- Rechtsberatung für Kinder und Jugendliche (jeden 1. Mittwoch im Monat von 18 bis 19.30 Uhr): 0651-999 366-200
- Spendenkonto Sparkasse Trier (IBAN): DE 17585501300000132282