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Individualität bei der Beerdigung ist Trumpf

Jedes Jahr sterben in Deutschland 860.000 Menschen. Hinter all diesen Personen steckt eine eigene Lebensgeschichte. Nicht selten schlägt sich das auch in der Art und Weise der Bestattung nieder. Dort ist heute viel mehr möglich als eine Bestattung in einem Holzsarg oder einer grauen Urne. Individualität ist in der Bestattungskultur immer mehr Trumpf.

Nach dem Tod eines Familienmitglieds haben die Angehörigen wenig Zeit, alle Formalitäten zu erledigen. Dazu gehört auch die Wahl der richtigen Bestattungsweise. Die Aufgabe des Bestatters besteht darin, durch großes Einfühlungsvermögen die Wünsche und Bedürfnisse der Hinterbliebenen zu verstehen und umzusetzen. Diese können sehr individuell sein.

Einzigartigkeit ist Trumpf

Im Trend liegen heute Särge, die komplett individuell gestaltet werden können. Diese Särge sind von ihrer Bauweise eine Kombination aus einer Naturholzschale, ummantelt mit einer Naturfaserplatte, die aus der Zuckerrohrpflanze hergestellt wird. Der Sarg wird nach den Vorgaben der Hinterbliebenen ganz persönlich gestaltet. Dazu können beispielsweise Bilder aus dem Leben des Toten, Motive seines Hobbys oder sein Haustier auf dem Sarg dargestellt werden. "Wir hatten auch schon den Fall eines Verstorbenen, der Mitglied eines Motorradclubs war. Sein Sarg wurde dann entsprechend mit Motiven wie Schlangen, Totenköpfen oder Gitarren gestaltet", berichtet Bestatter Jörg Grandjean. Urnen im Trend Mehr als die Hälfte aller Beisetzungen in deutschen Großstädten sind Feuerbestattungen. Auch hier gibt es einen Trend zu mehr Vielfalt. Alles, was das Herz an Materialien, Dekoren, Farben und Formen begehrt, kann erworben werden. Analog zu den individuell gestaltbaren Särgen, die den Charakter und die Hobbys und Vorlieben des Verstorbenen in den Mittelpunkt rücken, soll auch die Urne Bezug auf das Leben des Verblichenen nehmen. Das kann durch Bilder oder Zitate passieren. Der Kreativität sind auch hier wenig Grenzen gesetzt.

Billig-Bestattungen auf dem Vormarsch?

Bestattungen sind für viele Hinterbliebene ein hoher Kostenfaktor. Viele können und wollen Kosten von bis zu 3.000 Euro nicht übernehmen. Wie in vielen anderen Branchen gibt es deshalb auch in der Bestattungsindustrie Dienstleister, die sich das Wort "billig" auf die Fahnen geschrieben haben. Oft ist den Hinterbliebenen dabei allerdings nicht klar, dass nur ein Teil der notwendigen Arbeit von den günstigen Bestattern übernommen wird. Folge können unkalkulierbare Zusatzkosten sein. Dazu "wollen die Menschen keine Entsorgung, sondern eine würdevolle Bestattung ihrer Angehörigen", so Jürgen Stahl, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Zulieferindustrie für das Bestattungsgewerbe. DH, Fotos: Huss


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