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Elend, Armut - und Warmherzigkeit
Seit Dezember ist Ruth Thees-Laurenz wieder zurück aus Nairobi. Doch was die Ärztin während ihres Freiwilligendienstes sah und erlebte, hat sie weiter vor Augen. Da sind die Bilder des Arbeitsweges zur "Gesundheitsstation" der German Doctors (Extra) – mitten im Mathare Valley, dem zweitgrößten Slum von Kenias Hauptstadt. Auf nur drei Quadratkilometern lebt dort eine halbe Millionen Menschen in provisorischen Hütten mit Wellblechdächern und ohne fließendes Wasser und Toiletten. Die Menschen seien so arm, dass sie sich einen regulären Arztbesuch nicht leisten könnten, erklärt die Trierer Medizinerin. Die Bewohner seien angewiesen auf die spendenfinanzierte Behandlung der German Doctors.
Im Mai wieder nach Afrika
Stets vor Augen hat die Ultraschall-Oberärztin im Trierer Brüderkrankenhaus aber auch die von ihr behandelten und oft schwer kranken Menschen. Viele suchen erst spät einen Arzt auf, obwohl sie in der Gesundheitsstation für umgerechnet zwei Euro behandelt werden. "Manche erst drei Tage, nachdem sie sich den Unterschenkel gebrochen haben", nennt sie ein Beispiel. Nach einem ersten Freiwilligendienst auf den Philippinnen war sie inzwischen zum zweiten Mal in Kenia und der nächste Einsatz ist geplant. Ende Mai wird sie aber nur für zwei statt sechs Wochen nach Nairobi fliegen.Man bekommt mehr zurück als man gibt
Der dafür genutzte Jahresurlaub oder auch Überstunden zeigen Grenzen auf. Außerdem muss ja auch die medizinische Versorgung im Trierer Krankenhaus gesichert sein, was ohne Kollegen, die sie dann vertreten, gar nicht möglich wäre. Im April wird zudem eine Kollegin aus Nairobi für drei Wochen im Brüderkrankenhaus hospitieren. "Ich unterrichte sie – und sie gibt ihr Wissen dann weiter", erklärt Ruth Thees-Laurenz. Sie übernimmt auch einen Teil der Flugkosten, während das Brüderkrankhaus Unterkunft und Verpflegung stellt. In Nairobi ist das ähnlich organisiert. Auch dort vermittelt die Sonographie-Expertin in erster Linie Wissen. Ultraschalluntersuchungen von Lungen oder Knochen sind kostengünstiger als teures Röntgen. In ihrer Freizeit lebte die Ärztin mit drei Kollegen, die ebenfalls sechs Wochen Freiwilligendienst leisteten, in einer Wohngemeinschaft. Außerhalb des Slums stand ihnen dafür ein Haus samt Köchin zur Verfügung.Kinder sterben aus Armut
Das Miteinander erlebte die Triererin als bereichernd. Alle konnten voneinander lernen. Denn die Kollegen tauschten sich aus - über kleinere operative Eingriffe wie über die Behandlung von Infektionskrankheiten wie Aids, Tuberkulose, Malaria und vieler weiterer wie Magen-Darm- und Nieren-Leiden, Lungenentzündungen, Diabetes, Asthma oder Unterernährung. Größten Respekt verdiene die für mehrere Jahre vor Ort arbeitende Langzeitärztin, die die Gesamtverantwortung trage und sich alle paar Wochen auf neue Leute umstellen müsse. Nachhaltig beeindruckt zeigt sich die Trierer Ärztin zudem von der Resonanz und der Wärme ihrer Patienten. "Man bekommt mehr zurück als man dem Gefühl nach gibt", bilanziert die Mutter zweier erwachsener Söhne. Auf den Weg gemacht hatte sie sich, um ein wenig abzugeben vom eigenen Glück, nicht in einem Armutsviertel geboren zu sein: "Und mit meinem Beruf kann man viel helfen." Allerdings sei das Ärzten nicht generell möglich. So könnte auch ihr Mann keine sechs Wochen in seiner Hausarzt-Praxis fehlen. Umso mehr hofft sie, die Not der Menschen lindern zu können. Die Armut der von medizinischer Versorgung weitgehend abgeschnittenen Bevölkerung sei groß. Und es sei schlimm, wenn Patienten, und besonders Kinder, sterben müssten, denen in Deutschland geholfen werden könnte.Über den Verein "German Doctors"
- Der Verein leistet als Nichtregierungsorganisation seit 1983 Freiwilligendienste, zu denen er unentgeltlich arbeitende Ärzte entsendet
- Bisher taten mehr als 3.100 Ärzte Dienst in über 7.000 Einsätzen in Projekten auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia und Sierra Leone
- Koordiniert von einem fest angestellten Langzeitarzt vor Ort werden Menschen aller Religionen und Zugehörigkeiten behandelt
- In Nairobi, wo der Verein seit 1997 aktiv ist, behandeln derzeit fünf Ärzte jährlich mehr als 65.000 (in 2018) Menschen.
- Je Behandlung zahlen sie etwa zwei Euro (Kinder werden kostenlos behandelt).
- Daneben gab es 886 unentgeltliche Einsätze seit 1997.
- Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft; IBAN: DE26 5502 0500 4000 8000 20; BIC: BFSWDE33MNZ; Stichwort: "Hilfe weltweit"
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