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"Der regionale Arbeitsmarkt ist in einem guten Zustand"
Um das große Aufregerthema des Jahres 2016 kam auch die Jahrespressekonferenz der Arbeitsagentur Trier nicht herum. Rechte Populisten gehen üblicherweise mit der Angst vieler Bürger hausieren, dass Migranten und Flüchtlinge den Einheimischen soziale Wohltaten wegnehmen und den Arbeitsmarkt belasten könnten. Im vergangenen Jahr tauchten in der regionalen Statistik erstmals rund 1.000 anerkannte Asylanten aus Syrien, Afghanistan, Irak, Pakistan, Somalia, Eritrea, Nigeria und Iran auf, die nun auch offiziell als arbeitslos gelten und nicht mehr in Sprachkursen oder Praktika gebunden sind. Die spürbare Folge für den hiesigen Arbeitsmarkt: keine.
Mehr Jobs als je zuvor
"Der regionale Arbeitsmarkt ist in einem guten Zustand", resümierte Agenturleiter Heribert Wilhelmi. Im Jahresdurchschnitt waren 11.223 Menschen in der Region arbeitslos gemeldet, dem standen mehr als 170.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gegenüber – so viele wie nie. An neuen Jobs meldeten die Arbeitgeber 15.310 Stellen, vor allem aus den Bereichen Zeitarbeit, Handel, Gastronomie, Verwaltung und Dienstleistungen. "Im öffentlichen Dienst wirkten die Flüchtlinge sogar wie ein kleines Konjunkturprogramm", erläuterte Arbeitsagentur-Geschäftsführerin Edeltraud Nikodemus. "Vor allem Frauen profitieren davon, etwa in Kitas, Schulen oder Sozialarbeit. Das wird Bestand haben." Die Integration sei nicht durch den Mindestlohn gefährdet, ergänzte Wilhelmi, das sei eine verfälschte Diskussion. Die Unternehmen seien bereit zu zahlen, aber: »Die Frage ist, wie man Integration unterstützen kann. Schnelle Lösungen gibt es nicht. Man braucht einen langen Atem."Vier Kernthemen
Sprache und Einstiegsqualifikationen zu stärken ist, wie Wilhelmi und Nikodemus erläuterten, eines von vier großen Kernthemen des neuen Jahres für die Arbeitsagentur. Doch es geht längst nicht nur um die Qualifikation von Migranten. "Angesichts des Fachkräftemangels gilt es auch, bereits Beschäftigte in den Betrieben mit entsprechenden Förderprogrammen weiterzubilden. Da arbeiten wir eng mit den Kammern zusammen." Die Beratung nehme angesichts der immer ausdifferenzierteren Berufsbilder und Stellenanforderungen künftig einen viel größeren Umfang ein als früher. Rein "maschinelles Matching" von Arbeitsuchenden auf offene Stellen reiche bei Weitem nicht aus. In manchen Branchen wie etwa Logistik oder Gesundheit wüssten die Arbeitgeber, dass der Fachkräftemarkt leer gefegt sei. "Dann melden sie offene Stellen häufig erst gar nicht." Das Programm "Hand drauf!" zur Wiedereingliederung von älteren Arbeitslosen ist indessen ausgelaufen: "Die Erfahrung zeigt, dass dieses Thema eine andere Förderkulisse benötigt." Weitere Kernthemen sind der nach wie vor notwendige Abbau des Sockels von Langzeitarbeitslosigkeit und die Inklusionsinitiative, um schwerbehinderte Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. "Hier haben wir mit 78 Vermittlungen in 2016 ein sehr gutes Ergebnis und sind im Bundesvergleich an der Spitze", freute sich Wilhelmi über 2,1 Millionen Euro Fördermittel aus Berlin für diese Aktivitäten.Zur Arbeit nach Luxemburg
Innerhalb der Region Trier gibt es allerdings in der Arbeitslosenquote Unterschiede, die auf die jeweilige Wirtschaftsstruktur zurückzuführen sind. So profitieren alle Gebiete in Grenznähe zu Luxemburg von der dortigen Nachfrage. Mehr als 30.000 Menschen aus der Region finden Arbeit im Großherzogtum. "Das entlastet unseren Arbeitsmarkt, verschärft jedoch zugleich den Fachkräftemangel", schilderte Wilhelmi ein zweischneidiges Schwert.Die Zahlen der Region 2016
Der Kreis Bitburg-Prüm ist Spitzenreiter in Rheinland-Pfalz. Kaum irgendwo sonst im Land ist die Arbeitslosenquote so niedrig wie im Eifelkreis. Im Jahresdurchschnitt 2016 lag sie bei 3,1 Prozent und damit nochmals um 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Jahr 2015. Auch der Landkreis Trier-Saarburg liegt mit 3,3 Prozent ganz vorne im Ranking des Landes. Dahinter folgen der Landkreis Bernkastel-Wittlich mit einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent und der Vulkaneifelkreis, wo die Quote im Vergleich zum Jahr 2015 um 0,1 Prozentpunkte gestiegen ist, mit 4,5 Prozent. Anders sieht es in der kreisfreien Stadt Trier aus. Hier liegt die Arbeitslosenquote mit 5,7 Prozent um 0,3 Prozentpunkte höher als im vorherigen Jahr. Im Vergleich mit den übrigen kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz ist das jedoch nach Landau die zweitniedrigste Quote. AKOMeistgelesen
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