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Begeisternde Gala: Jauch neuer Kaiser-Augustus-Ordensträger

Europahalle ausverkauft, 100 Prozent Einschalt- und Sympathiequote für den neuen Ordensträger Günther Jauch – mit diesen Superlativen hat die ATK-Gala 2016 am Samstag ein Stück neue Trierer Karnevalsgeschichte geschrieben. Nicht zuletzt der Überzeugungskraft des Trägers des Kaiser-Augustus-Ordens 2015, Marcel Reif, war es zu verdanken, dass der in Sachen Narretei und Karneval eher zurückhaltende TV-Journalist und Moderator dem Ruf als neuer Ordensträger 2016 nach Trier folgte. Vor gut 1000 Fans und Zuschauern sowie großer auch nationaler Medienöffentlichkeit nahm er den Kaiser-Augustus-Orden 2016 in Empfang.

„Das ist der erste Orden, den ich in meinem ganzen Leben bekommen habe“ gab er gegen 23.40 Uhr in der Europahalle auf der Bühne zu Protokoll. Das damit verbundene Preisgeld von 5555,55 Euro stiftet er dem Trierer Verein HörBIZ. Der Verein ist Anlaufstelle für Menschen mit Hörbehinderung. Souverän moderierte Jauch seine eigene Preisverleihung und betrieb dabei sogar noch ein Stück Ahnenforschung mit so manchem Lacher im Saal.

Die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) hatte bis zuletzt am Programm gefeilt, um dem aktuellen Ordensträger Jauch zusammen mit dessen Gattin Thea sowie Marcel Reif mit Frau und den beiden Lindenstraßen-Urgesteinen Marie Luise Marjan (Mutter Beimer) sowie Andrea Spatzek (Rolle der Gabi Zenker), Show- und Gardetanz, Chorgesang und natürlich die lokalen Größen wie die „Leiendecker Bloas“ ein gut vierstündiges Programm vom Feinsten bis nach Mitternacht zu präsentieren.

Neue Stadtprinzessin kurzfristig erkrankt

Klassischer Bestandteil des Abends ist auch die Inthronisation des neuen Stadtprinzenpaares. Prinz Elmar der I. "Meister der Elemente" und Prinzessin Semra die I. "von home by ASA" stellen vom 9. Januar an das Trierer Stadtprinzenpaar. Aus „gesundheitlichen Gründen“ war Semra Güth zur ATK-Gala unpässlich und konnte an der Inthronisation in der Europahalle selbst nicht teilnehmen. Prinz Elmar I., ATK-Präsident Andreas Peters und sein Vize Stefan Feltes nahmen es professionell mit Fassung und gaben sich zuversichtlich, dass Semra I. gleichwohl die aktuell sehr kurze Session an der Seite des Stadtprinzen begleiten wird. Mit einem Doppel-Ja für sich und seine Prinzessin gelobte Elmar Güth, Prinz Jokus treu zu dienen und alle närrischen Pflichten mit seinem Hofstaat getreu den Statuten zu erfüllen.

Zuvor war gerührt und mit einigen vergossenen Abschiedstränen das Vorgängerpaar Uwe I. und Renate I. vom IAT-Tower entpflichtet worden. Sie waren mit Leib und Seele dabei und hatten sich bei ihren vielen Auftritten das Herz der Aktiven und des Publikums erobert. Uwe I. verhehlte nicht: „Ich geh nicht gern von der Bühne“. In seinen Dank für die Unterstützung schloss er nicht nur die ATK und seinen Heimatverein, sondern auch die Koobengarde und die Stadtgarde mit ein: „Ihr wart uns treue Begleiter!“. Peters und Feltes: „Ihr habt das authentisch und mit Herz gemacht, Danke für eine tolle Regentschaft“.

Besonderes Augenmerk auf Jugendarbeit

Den künstlerisch-tänzerischen Auftakt hatte kurz nach 20 Uhr die Jugendgarde des KV Palenzia gestaltet. Zwölf Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren, zum großen Teil erstmals vor Publikum auf der Bühne, zeigten ihr Können. Als Jüngste Nele Herschler. Sie unterstrichen, dass dem Trierer Karneval um den Nachwuchs nicht bange sein muss. „Jugendarbeit liegt uns sehr am Herzen“ betonte ATK-Präsident Andreas Peters zum Galaauftakt. Da stand der Heuschreck-Chor des KG Heuschreck 1848 (ältester Verein in Trier) mit Solist Thomas Frings gerne zurück, der unter Leitung von Stefan May stand.

Unter den vielen treuen Stammgästen der Trierer ATK-Gala des seit 1994 jährlich verliehenen Kaiser-Augustus-Ordens (KAO) fehlte in diesem Jahr Roswitha Beck, Ordensträgerin 2002. Ihr Mann Kurt Beck hatte Ende der Woche einen leichten Schlaganfall erlitten. Aus Köln angereist war die KAO-Trägerin 1995, UNICEF-Botschafterin und Schauspielerin Marie-Luise Marjan, besser bekannt als Mutter Beimer. Sie kam zusammen mit Andrea Spatzek in die Europahalle. Bei beiden funkte es rasch, das Feuer des Frohsinns zündete schnell und adelte damit auch den Trierer Karneval. Davon ließen sich im Lauf des Abends auch Günther Jauch und Marcel Reif anstecken. Treue Besucherin, „auch abseits des Wahlkampfes“ ist die amtierende Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die zusammen mit ihrem Mann und Ex-OB Klaus Jensen zur Gala gekommen war.

Danach ging es mit Garde- und Showtanz und musikalischen Einlagen Schlag auf Schlag und die Dramaturgie des Abends steigerte sich ständig. Tänzerisch und musikalisch ließ „Die Rote Zora und ihre Bande“ zum Beispiel Nenas „99 Luftballons steigen“, die Band FUN 2.0 oder die Band „de Hofnarren“ heizten ein für weitere protokolarische Höhepunkte, Exthronisation und Inthronisation der Stadtprinzenpaare 2015 und 2016. Front-Mann Helmut Leiendecker von der Leiendecker-Bloas gab Günther Jauch einen kleinen musikalischen Mundart-Kurs über eine Fahrt im Trierer Stadtbus, über die Liebe seines Lebens hochdeutsch: Kartoffelreibekuchen, „Petrus bring uns Sonnenschein“ oder Erlebnisse des samstäglichen Badetages. Damals sei mit Kuhlenkampff noch die Samstagabend-Show „Einer wird gewinnen“ gelaufen, laut O-Ton Leiendecker das „Wer wird Millionär vor 40 Jahren“. Und was die angereisten Promis nicht gleich auf Anhieb verstanden, übersetzte zum Beispiel gerne Stephan Wahl, lange Jahre im Wort zum Sonntag der ARD zu sehen.

Gleich mit 50 Aktiven auf der Bühne der Europahalle stand das Tanzcorps der Stadtgarde Augusta Treverorum 1977 e.V. Gekonnte Hebungen und Formationen zeigten in einer knapp acht minütigen Einlage, was das Corps „drauf“ hat. Auch zwei Männer im Tanzmarie-Röckchen trieben auf der Bühne ihren Schabernack. Beifall gab es dafür auch von OB Wolfram Leibe, der erstmals in seiner Funktion als Oberbürgermeister Triers an der ATK-Gala teilnahm und gleichzeitig auch Ehrenkommandant der Stadtgarde ist. Ihm wurde von den Moderatoren unter anderem dafür gedankt, dass man auf dem Hauptmarkt endlich wieder einen freien Weiberdonnerstag ohne Narrenkäfig feiern und dabei Spaß haben konnte. In den Dank einbezogen wurden neben der Stadt auch das Ordnungsamt und die Feuerwehr.

Die Moderatoren Peters und Feltes nahmen zwischen den Umbauten die Gelegenheit wahr, bei Entscheidungsträgern, Politikern und möglichen Sponsoren aus der Wirtschaft, bei der Stadt und möglichen Geldgebern beim Land für einen Veranstaltungsort in Trier zu werben, der neuesten Anforderungen, nicht nur für den Karneval, entspricht. Bekanntlich ist die Europahalle in die Jahre gekommen und nicht alle Veranstaltungen passen von der Größe her in die Arena Trier am Verteilerkreis oder in den Messepark an der Konrad-Adenauer-Brücke.

Zuvor hatten die Goldenen Kooben eindrücklich gezeigt, warum sie Landesverbandsmeister sind und außerdem sich mit ihrer weiblichen Garde für die Süddeutsche Meisterschaft in Würzburg am 28. Februar qualifiziert haben.

Noch voller wurde es auf der Bühne zur Inthronisation des Prinzenpaares 2016 mit Garden des Heimatvereins des Prinzenpaares, der KG Rote Funken, dem neuen Hofstaat und allen Aktiven. Der frisch inthronisierte Stadtprinz Elmar I. wies unter anderem darauf hin, dass das Prinzenpaar für Büttenredner-Nachwuchs einen eigenen Wettbewerb ausgeschrieben habe. Informationen dazu gebe es auf der Prinzen-Internetseite. Neben einem Geldpreis erwarte den Gewinner auch ein Auftritt mit seiner Büttenrede auf dem Neujahrsempfang der ATK. Erste Orden des Stadtprinzen 2016 gab es unter anderem für OB Leibe und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Danach folgte der protokollgemäße Präsentiermarsch mit Abschreiten der Garde.

Laudatio auf Jauch

Der Showtanz Rote Funken unter dem Motto „Es ist angerichtet“ mit 24 Tänzern zwischen 15 und 26 Jahren stimmte dann furios auf die Verleihung des mit einer Preissumme von 5555,55 Euro dotierten Kaiser-Augustus-Ordens 2016 ein. Die Laudatio hielt Marcel Reif kurz nach 23.30 Uhr auf seinen langjährigen „Siez-Freund“ Günther Jauch. Sie kennen sich seit 30 Jahren und haben sich davon 15 Jahre gesiezt. Jauch wurde als Ältester von drei Kindern am 13. Juli 1956 in Münster geboren. Seine Ferien verbrachte er oft beim Großonkel auf dessen Weingut in Kanzem, das Jauch zusammen mit seiner Frau Thea 2010 kaufte und dort, Zitat Reif, „ sehr anständigen Wein macht“.

Das erste Mal begann der Saal zu toben, als Reif auf Jauchs Schullaufbahn einging. Er habe in der Schule immer so viel getan, dass es zur Versetzung reichte und machte das Abitur mit 3,1. Ergänzend zum Studium habe er in München erfolgreich die 15. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule abgeschlossen. Damit begann sein Weg zu Hörfunk und Fernsehen erst bei den öffentlich-rechtlichen Sendern BR und ZDF, später auch bei RTL. Quoten-Millionär wurde Jauch spätestens mit „Wer wird Millionär“. Erst am Freitag dieser Woche lief die 1000. Ausgabe der erfolgreichen Ratesendung.

Reiff hat die Lacher auf seiner Seite wenn er in Trier auch feststellt: „Wer so knapp am Autismus vorbeischrammt, ist gleichzeitig die beliebteste Fernsehnase der Nation und der Traumschwiegersohn aller Schwiegermütter.

Von Jauchs Privatleben weiß man wenig, daran wollte auch sein Freund Reif nichts ändern. Deutlich machte er aber, dass sich Jauch seit Jahren gewollt weitgehend unbemerkt nicht nur für den Erhalt von Denkmälern in seiner aktuellen Heimat Potsdam einsetzt. Zitat Reif: Jauch nimmt sich die Freiheit, ein Leben zu führen, dass nicht seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten entspricht. Jauch unterstützt mit diesem Geld hunderte Projekte und die Schwächsten der Schwachen. Dazu gehört ab sofort auch HörBIZ in Trier. „Keiner verdient es mehr, den Kaiser-Augustus-Orden zu erhalten als Günther Jauch“. Dafür gibt es Bravo und lang anhaltende stehende Ovationen für den Laudator und den Geehrten.

Jauch hat Lacher auf seiner Seite

Günther Jauch kontert gekonnt: „Der Autist lebt und grüßt Trier“. Für ihn sei es der erste Orden, den er in seinem Leben bekomme. In den folgenden Minuten erfahren die 1000 Galabesucher nicht nur: Jauchs Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater (viermal Ur!) Emmerich Grach hat einst die Geburtsurkunde von Karl Marx unterschrieben. Ur-Ur-Großtante Weißebach des Moderators Jauch gründet einst den Elisabethverein, aus dem später deutschlandweit die Caritas hervorging. Und auch sein Urgroßonkel, Franz Weißebach, ist den Trierer Insidern nicht unbekannt. Lebenslang ein gut situierter Privatier, stiftete er Trier drei Fuder Wein zum Bau eines Krematoriums. Erst wenn der Stadtrat fünf Jahre in Folge diesen Bau ablehne, dürfe man über den Wein verfügen. Im katholischen Trier wurde bekanntlich kein Krematorium errichtet. Mit dem Geld wurde später der Palastgarten gebaut. Jauchs Kommentar: „Drei Fuder Wein reichen heute für den Bau eines Tiefgaragenstellplatz in Olewig“. Nach Ahnenforschung im Publikum - bei seinen Sendungen tauchen neuerdings immer Menschen auf, die mit ihm verwandt sein wollen -, versprach er nach Ende seiner Polittalkshow Ende November in der ARD: Sie sehen mich künftig immer öfter hier. Ich bin ab dem Jahreswechsel viel mehr in der Region!“, was mit tobendem Applaus im Saal begrüßt wurde. In den Familienwortschatz Jauchs wird das Wort „Ausmarsch“, jedem Karnevalisten seit Kindesbeinen vertraut, neu aufgenommen. Jauch kannte es bisher nicht. Es gebe hunderte

Situationen wo dieses Wort passt. „Ausmarsch!“ und zog mit der Römergruppe und seinem Laudator und „Mutter Beimer“ nach einem Gruppenbild wieder ab.

Der Showtanz der Goldenen Kooben mit 35 Aktiven und dem Zebratanz sowie „Oh wie ist das schön“ leitete das Ende des offiziellen Teils kurz nach Mitternacht ein. Die Sängerin „Alexis + we together“, die vor Jahren mit Jauch schon einmal einen gemeinsamen Auftritt in Hamburg hatte, nahm es gelassen, dass viele Galagäste noch für ein „Selfi“ mit Mutter Beimer, Jauch und Reif anstanden. Sie heizte stimmungsvoll ein und animierte, dazu das Tanzbein zu schwingen.

Hanns-Wilhelm Grobe/Fotos: Kreller/Finkenberg

SWR mit „Fahr mal hin“ aus Trier

Die ATK-Gala nutzte der SWR, um Szenen für eine neue Ausgabe von „Fahr mal hin“ zu drehen. Der 30 minütige Beitrag unter dem Titel „Tolle Tage in Trier“ wird am Freitag, 5. Februar, ab 18.45 Uhr im dritten TV-Programm des SWR ausgestrahlt (hwg).


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