Die Kommerzialisierung des Sports
Sportartikelhersteller, Banken und Versicherer oder Autobauer – wo finden all diese unterschiedlichen Branchen und Bereiche einen großen gemeinsamen Nenner? Ganz klar: Wenn es um Bandenwerbung im Fußball geht. Die Kommerzialisierung des Sports ist ein Phänomen, welches in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunächst schleichend beginnt, in Richtung der Jahrtausendwende aber sehr schnell an Fahrt aufnimmt. Inzwischen ist der Einfluss des Geldes gerade auf dem Fußballplatz sehr deutlich zu spüren. Diese Tatsache wird nicht nur in den obersten Spielklassen oder internationalen Wettbewerben deutlich.
Selbst in der Regionalliga werden inzwischen Übertragungsrechte gehandelt. Kommerzialisierung ist letztlich aber nicht allein ein Problem des runden Leders. In vielen Sportarten macht sich dieser Einfluss bemerkbar. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen der Zahl an Zuschauern und Fans, die erreicht werden, und der Kapitalsummen. Gerade Massensport ist inzwischen sehr anfällig für Kommerz. So werden zum Beispiel auch zahlreiche Sportwetten auf die großen Fußballspiele gesetzt. Dass Kommerzialisierung, Sport und Medien sehr eng verbunden sind, hat inzwischen auch die politische Bildungsebene erreicht.
Verband und Fans sind gespalten
Vereine und Verbände leben vom Sport – sprich Fußball. Wer ganz an die Spitze kommen und sich als Werbebotschafter interessant machen will, braucht erst einmal Geld. Spieler und Trainer werden heute nicht mehr mit 100.000 Euro bezahlt. Top-Torjäger kommen auf Millionen Euro als Gehalt. Und diese muss jeder Verein verdienen.
Was kritisieren die Fanvereinigungen genau? Als großes Thema über allem scheint die Kommerzialisierung zu stehen. Was Fans besonders stark stört, sind Maßnahmen, welche Verbände ergreifen. Namentlich wird unter anderem der DFB angegriffen.
Kritik ist in der Vergangenheit unter anderem an Aktionen wie einer Einführung von Montagsspielen, vermeintlich willkürlichen Strafen oder der Aufarbeitung der Affäre um die WM 2006 laut geworden. Getragen wird der Protest von verschiedenen Fanszenen, wie:
- Südkurve 1. FC Köln
- Karlsbande Aachen
- Harlekins Berlin.
Berechtigte Kritik oder subjektive Missempfindung?
Auf den ersten Blick scheint im Hinblick auf die Atmosphäre in Stadien alles in Ordnung zu sein. 22 Mann stehen auf dem Platz, die Fans beider Mannschaften stimmen ihre Schlachtrufe an. Und seitens vieler Fangruppen werden zu jedem Spiel neue Choreografien einstudiert. Wer die Spannungen erkennen will, muss einen zweiten Blick wagen.
Plakate und Transparente, wie sie lange in Stadie üblich waren, sind heute oft nicht mehr zu sehen. Aus Sicht der Fans geht es hier (bei den ausgesprochenen Verboten der Vereine und Verbände) nur darum, „schönen“ Fußball zu präsentieren. Oder vielmehr ein geschöntes Bild, welches vor allem den Interessen der Klubbesitzer und Werbekunden zugutekommt.
Kritische Beobachter haben in der Vergangenheit immer wieder den Eindruck bekommen, dass Vereine zwar Interesse an Fankultur haben – solange sich diese ins Konzept einfügt.
Der Fußball wird technischer
Proteste der Fanvereinigungen richten sich in erster Linie gegen die Verbindungen der Klubs und Verbände zum Kapital. Um für Sponsoring interessant zu bleiben, brauchen Vereine eine saubere Weste und müssen den Sport richtig in Szene setzen. Ärger hat es in der Vergangenheit nicht nur in diesem Spannungsfeld gegen. Seit einigen Jahren halten moderne Techniken immer stärker Einzug in den Sport.
Die Torlinien-Technologie ist ein Punkt, von dem Fans nicht ganz so viel mitbekommen. Seit es in Deutschland den Video-Beweis gibt, reißt Kritik nicht ab. Eingeführt, um immer wieder heftig umstrittene Fehlentscheidungen zu korrigieren, ist der Videobeweis inzwischen in die Schusslinie geraten. Auf der einen Seite sind es die erzwungenen Spielpausen. Auf der anderen Seite bleibt den Entscheidungen eine gewisse Willkür erhalten.
Der Unparteiische am Bildschirm greift nur bei klaren Fehlentscheidungen in vorher definierten Situationen ein. Hierbei gibt es allerdings immer noch einen gewissen Ermessensspielraum, da sowohl der Schiedsrichter als auch der Video-Assistent im Einzelfall entscheiden, ob und wie sie eingreifen. Und gerade an diesem Punkt entzündet sich Kritik. Ebenfalls hinterfragt wird häufig, ob es jedes Turnier oder jede Spielzeit neue Bälle braucht, welche das Spiel schneller und für die Spieler schwieriger machen. Gut für die Spannung, aber nur bedingt sinnvoll für den eigentlichen Sport.
Klubs ab Platz 5 haben Probleme
Welche Bedeutung haben diese Erkenntnisse? Ganz einfach: Wer es als Verein in der Vergangenheit nicht geschafft hat, größere Kapitalsummen oder einen Förderer zur Seite zu schaffen, hat aktuell Schwierigkeiten, aus der „Mittelmäßigkeit“ herauszukommen. Letztlich läuft es damit jedes Jahr fast schon nur noch auf die Frage heraus, wann die Bayern ihre Meisterschale holen und wie groß der Vorsprung wird.
Auf der anderen Seite ist der Meistertitel für eine Mannschaft wie den FCB damit auch weniger wert. Es müssen Erfolge im DFB Pokal und den europäischen Turnieren her. Letztere zeigen den Bayern immer wieder Grenzen auf. Klubs aus Spanien – wie Real oder Barca – spielen viele Konkurrenten an die Wand. Und aufgrund der Fernsehrechte sind auch einige der englischen Klubs finanzielle deutlich besser als die erste deutsche Garde ausgestattet. Beispiel Queens Park Rangers: Obwohl nur 2. Liga, hat der Verein über die Fernsehrechte 2014/15 mehr als 86 Millionen Euro erhalten.
Diese beeindruckende Entwicklung könnte dem deutschen Fußball in Zukunft noch mehr schaden – wenn sich Klubs aus dem Ausland bei deutschen Talenten bedienen. Bis auf den FCB oder den BVB werden viele der kleineren Klubs nicht die nötige finanzielle Kraft haben, um gegen diese Entwicklung gegenzuhalten.
Fazit: Fußball und Kommerz – eine schwierige Verbindung
Fußballspieler sind Topverdiener. Wer es in einen europäischen Spitzenklub schafft, wird Millionär. Fans sehen Geld und Kommerz zunehmend kritisch. Für sie steht die Seele des Sports auf dem Spiel. Je schwieriger Vereine und Fans an diesem Punkt auf einen Nenner kommen, umso größer werden die Spannungen.