Der optimale Fahrradsattel
Ob eine schöne Radtour wirklich ein Genuss ist oder zur Qual wird, darüber entscheidet sehr oft der Fahrradsattel. Wer viel Fahrrad fährt, weiß, dass ein falscher oder nicht zum Fahrer passender Sattel Schmerzen verursachen kann. Auch Kribbeln und Taubheitsgefühl sind möglich. Das ideale Modell zu finden, das am besten zur eigenen Anatomie und den eigenen Ansprüchen passt, ist oft gar nicht so einfach. Die Sitzhaltung beim Fahren zählt neben der Anatomie zu den wesentlichen Faktoren für die Auswahl. Nachfolgend gibt es ein paar Tipps und Hinweise, die dabei helfen können, den passenden Sattel für die nächste Radtour zu finden.
Welches Material ist für einen Sattel am besten geeignet?
Bei den ersten Fahrrädern mit Sattel war dieser aus Holz oder Metall. Es ist leicht vorstellbar, dass diese sehr unbequem waren. Sehr schnell haben erfinderische Menschen nach Alternativen gesucht. Leder hat dann die harten Materialien abgelöst. Das Naturmaterial hat viele Vorteile. Noch heute zählen Fahrradsättel aus Leder zu den hochwertigen Modellen, auch wenn sie sehr rustikal aussehen. Der britische Hersteller Brooks ist einer der letzten, der noch heute hochwertige Kernledersättel herstellt und noch nennenswert am Markt präsent ist. Diese Sättel haben den Vorteil, dass sich das Material an die Anatomie des Fahrers genau anpasst. Das kann allerdings ein paar hundert Kilometer dauern. Sie kommen daher ohne Polsterung aus. Der Preis liegt zwar im höheren Bereich, allerdings fahren die meisten damit wirklich ein Leben lang.
Leder hat noch weitere Vorteile. Es isoliert im Winter und wärmt. Im Sommer kann es gut den Schweiß und die Wärme ableiten. Allerdings braucht ein guter Ledersattel etwas mehr Pflege. Damit der Sattel lange hält und schön bleibt, ist es notwendig, ihn hin und wieder mit einer dünnen Schicht Lederfett zu pflegen. Das verhindert, dass das Material brüchig wird und sorgt dafür, dass kein Wasser eindringt.
Viele Hersteller verwenden heute als Alternative synthetische Materialien, beispielsweise PVC oder Kunstleder. Sie sind ebenfalls sehr robust, dabei jedoch sehr pflegeleicht. Wichtig ist hier vor allem, dass der Sattel wasserdicht ist und sich nicht bei Regen vollsaugt. Das kann sonst bei der nächsten Fahrt sehr unangenehm werden.
Muss der Sattel gepolstert sein, damit er bequem ist?
Für die Polsterung eines Fahrradsattels gibt es drei Möglichkeiten:
- mit Schaum gepolstert
- mit Gel gepolstert
- ohne Polsterung
Der wesentliche Unterschied zwischen Schaum und Gel liegt in der Druckverteilung. Schaumstoff gibt an den Belastungspunkten nach. Die Sitzbeinhöcker sind die Punkte mit der größten Belastung, sie sinken daher weit ein. Gel passt sich der Anatomie des Körpers besser an. Die Druckverteilung erfolgt gleichmäßiger auf die Sattelfläche und nicht nur punktuell. Das trägt dazu bei, die Position des Fahrenden zu stabilisieren. Die Auflagefläche wird größer. Wichtig dabei ist, dass das Gel nicht zu weich ist, sonst wird es vollständig verdrängt.
Ledersättel kommen, wie schon erwähnt, ganz ohne Polsterung aus, weil sie sich perfekt der Anatomie des Fahrers anpassen.
Wer häufig Fahrrad fährt, beispielsweise Radsport betreibt, braucht keine so starke Polsterung, weil dann die Gesäßmuskulatur gut trainiert ist. Nur bei weniger trainierter Gesäßmuskulatur ist eine gute Polsterung für schmerzfreies Sitzen notwendig.
Sitzposition und Sattelbreite
Bei einer aufrechten Sitzposition ist ein breiterer Sattel notwendig als bei einer sportlichen, nach vorne geneigten. Das liegt vor allem daran, dass sich die Position der Sitzbeinhöcker verändert, wenn das Becken weiter nach vorne geneigt ist. Er wird kleiner, was eine kleinere Sitzfläche notwendig macht.
Meist bestimmt der Fahrradtyp über die Sitzposition des Fahrenden.
- Auf dem Citybike oder Hollandrad ist die Sitzposition aufrecht und entspannt. Der Oberkörperwinkel liegt bei 80 bis 90 Grad.
- Auf dem Trekking- oder Tourenrad ist die Sitzposition moderat. Der Oberkörper ist in einem Winkel von 60 bis 80 Grad leicht nach vorne geneigt.
- Auf dem Mountainbike ist die Sitzposition schon recht sportlich. Der Oberkörper neigt sich mit einem Winkel von 40 bis 60 Grad nach vorne.
- Auf dem Rennrad sitzen die Fahrenden tief, die Sitzposition ist sehr sportlich. Der Neigungswinkel beträgt 35 bis 50 Grad.
- Auf Triathlon- oder Zeitfahrmaschinen nehmen die Fahrenden eine besonders tiefe Sitzposition ein mit einem Neigungswinkel von 25 bis 40 Grad.
Was ist bei der Federung zu beachten?
Es gibt Fahrräder mit gefederter Sattelstütze. Dann braucht der Sattel keine eigene Federung. Nur ungefederte Fahrräder brauchen eine Sattelfederung. Sie kompensiert Stöße, wenn die Strecke uneben ist. Das hilft, den Rücken zu entlasten und Rückenschmerzen vorzubeugen. Insbesondere bei einer aufrechten Sitzhaltung ist eine ordentliche Federung notwendig.
Den Sattel richtig einstellen
Nicht nur der richtige Sattel ist wichtig für Komfort und schmerzfreies Fahren. Es kommt auch auf die richtige Einstellung des Sattels an. Um die korrekte Einstellung zu finden, muss der Nutzer sich zunächst auf den Sattel setzen. Ein Pedal befindet sich am tiefsten Punkt. Wenn jetzt die Ferse auf dem Pedal liegt, müssen die Knie ganz durchgedrückt sein. Wer in dieser Position die Ferse nicht auf das Pedal bringt, muss den Sattel weiter nach unten stellen. Ist hingegen das Knie noch leicht gebeugt, steht der Sattel zu niedrig und muss weiter nach oben. Für ergonomisches und rückenfreundliches Fahren ist es zudem notwendig, den Sattel waagerecht zu stellen. Dabei hilft eine Wasserwaage.
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