Rettungseinsätze – die ersten Sekunden entscheiden
Verkehrsunfälle, Brände und andere Katastrophen gehören zu den negativen Dingen des Lebens – dann ist rasches Handeln gefragt. Der Rettungskette kommt in solchen Situationen eine entscheidende Rolle zu. Am Anfang dieser Kette stehen immer die Ersthelfer. Ihre unmittelbare Hilfe entscheidet maßgeblich über den weiteren Verlauf eines Notfalls. Aber wie sehen sie nun konkret aus, die ersten Handgriffe? Und was ist bei Rettungseinsätzen noch alles zu beachten?
Was sind die ersten Maßnahmen?
Bei einem Verkehrsunfall – wie auch bei jeglichen anderen Katastrophen – steht als erste Maßnahme der Eigenschutz im Fokus. So wird gewährleistet, dass sich der Ersthelfer selbst nicht verletzt oder weitere Unfälle verursacht. Das eigene Fahrzeug bleibt bei Verkehrsunfällen in etwa 20 Metern Entfernung von der Unfallstelle mit eingeschalteter Warnblinkanlage stehen. Zur Sicherung des Unfallortes muss das Warndreieck etwa 100 Meter entfernt davon platziert werden und die Helfer müssen eine Warnweste tragen.
Der Ersthelfer verschafft sich zunächst einen kurzen Überblick über den Unfall und verständigt als zweite Maßnahme den Notruf. Dieser ist unter 112 erreichbar bzw. unter 19222, wobei diese zweite Nummer zunehmend nur noch für planbare Krankentransporte verwendet wird. Der bundeseinheitliche Polizeinotruf lautet 110. Neben Angaben zum Notfall muss der Anrufer auch seine persönlichen Daten angeben.
Dann gilt es sich um die Verletzten zu kümmern, bis Hilfskräfte eintreffen. Es geht also um erste Hilfe, die mitunter Leben retten kann. Dafür sollten Helfer über wichtige Maßnahmen wie Blutstillung, Durchführung einer Herzdruckmassage oder die stabile Seitenlage Bescheid wissen. Dafür gibt es auch Erste Hilfe-Kurse. Wichtig ist auch, unbedachte Rettungsmaßnahmen anderer zu verhindern, die dem Patienten schaden könnten. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Ersthelfer selbst über die nötigen Kenntnisse in puncto korrekte lebensrettende Maßnahmen verfügt.
Woraus besteht die Rettungskette?
Die Rettungskette besteht immer aus fünf Gliedern, die eine festgelegte Reihenfolge haben.
- Die erste Person, die am Unfallort eintrifft, sichert diesen und kümmert sich um den eigenen Schutz.
- Erst im zweiten Schritt folgen Notruf und lebensrettende Sofortmaßnahmen.
- Danach erst kümmert sich der Ersthelfer um Verletzungen und beruhigt die Betroffenen, bis der Rettungsdienst eintrifft
- Der Rettungsdienst erreicht die Unfallstelle.
- Notarzt und Rettungssanitäter kümmern sich um die Verletzten und bringen sie ins Krankenhaus.
Die Rettungskette stellt sicher, dass Verletzte oder akut Erkrankte schnell versorgt werden. Während das Rettungsfahrzeug noch unterwegs ist, beginnen die Ersthelfer bereits mit lebensrettenden Maßnahmen. Sobald der Rettungsdienst eintrifft, übernehmen die Rettungskräfte die weiteren Maßnahmen und bringen die Verletzten in ein Krankenhaus.
Was sind lebensrettende Sofortmaßnahmen?
Bei den lebensrettenden Sofortmaßnahmen geht es um die Vitalfunktionen eines Menschen und darum, diese wiederherzustellen oder zu erhalten. Damit sind Bewusstsein, Kreislauf und Atmung gemeint. Sind die Betroffenen ansprechbar, ist es möglich, sie direkt zu fragen, welche Beschwerden und Schmerzen sie haben. Die Hilfe erfolgt in diesem Fall zielgerichtet. Verletzungen sind jedoch oft nicht direkt erkennbar. Deshalb ist es wichtig, vorsichtig nach Wunden zu suchen, um diese richtig versorgen zu können. Darüber hinaus ist es essentiell, mit den Betroffenen zu reden, auf sie einzugehen und ihnen Zuversicht zu vermitteln. Es kann zum Beispiel hilfreich sein, den Verletzten mitzuteilen, dass die Rettungskräfte bereits unterwegs sind.
Ist ein Betroffener nicht bei Bewusstsein, muss die Atmung überprüft werden. Liegt er in Rückenlage, kann zum Beispiel die Zunge die Atmung blockieren. Erst wenn sichergestellt ist, dass der Verletzte atmet, ist es sinnvoll, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen und seine Wunden zu versorgen.
Steht der Atem jedoch still, braucht es Beatmungsmaßnahmen. Bei einem Kreislaufzusammenbruch ist auch eine Herzdruckmassage im Wechsel mit der Beatmung notwendig. Eine Herzdruckmassage erhöht die Überlebenschancen enorm!
Tipp: Viele haben Angst, sie könnten bei den Sofortmaßnahmen etwas falsch machen oder sogar jemanden umbringen. Doch diese Angst ist in den meisten Fällen unbegründet. Wiederbelebungsmaßnahmen müssen nicht perfekt durchgeführt werden, um zu helfen. Selbst wenn es zu einer gebrochenen Rippe kommt, ist das als Konsequenz akzeptabel.
Eine unnatürliche Haltung der Gliedmaßen oder starke Schmerzen sind ein Hinweis darauf, dass Knochen gebrochen sein könnten. Es ist wichtig, die Bruchstelle nicht zu bewegen, da dies die Schmerzen verschlimmern kann. Insbesondere wenn der Verdacht besteht, dass die Wirbelsäule verletzt ist, sollte der Betroffene auf keinen Fall bewegt werden.
Was befindet sich im Verbandskasten?
In Deutschland haben Autofahrer die Pflicht, einen Verbandskasten mitzuführen. Darin befinden sich viele nützliche Utensilien für die lebensrettenden Sofortmaßnahmen.
Als Erstes zieht der Helfer die medizinischen Handschuhe an, um sich selbst und die Betroffenen vor Wundinfektionen zu schützen. Ein richtig ausgestatteter Verbandskasten enthält Pflaster, Mullverbände und eine Schere für die Wundversorgung. Damit lassen sich kleine Wunden versorgen und auch ein Druckverband bei lebensbedrohlichen Blutungen anlegen. Die Rettungsdecke schützt die Betroffenen vor dem Auskühlen, vor Nässe, Wind und starker Sonneneinstrahlung. Als Kälteschutz kommt die goldene Seite nach außen, als Sonnenschutz die silberne.
In jedem Verbandskasten ist auch eine Broschüre, falls Ersthelfer vor Aufregung alles vergessen haben. Ein kurzer Blick auf die Anleitungen kann helfen, das Gedächtnis wieder aufzufrischen. In den meisten Fällen ist allerdings keine Zeit, die Anleitung ausführlich zu lesen. Deshalb ist es auch so wichtig, regelmäßig das eigene Wissen mithilfe von Erste-Hilfe-Kursen aufzufrischen.
Mit welchen Fahrzeugen sind die Blaulichtorganisationen unterwegs?
Schließlich treffen Blaulichtorganisationen wie Rettung, Feuerwehr und Polizei ein. Je nach Katastrophe stehen dabei den Wehren sehr unterschiedliche Fahrzeuge zur Verfügung. So rückt der Rettungsdienst mit dem Rettungswagen an, auch Ambulanz genannt. In Österreich und Deutschland ist das meist ein Notfallfallkrankenwagen, der sowohl in der Notfallrettung eingesetzt wird, als auch als Krankentransport fungiert. Auch der Notarzt macht sich entweder mit dem Notarzteinsatzfahrzeug oder dem Notarztwagen, einem Rettungswagen, in dem auch der Notarzt selbst Platz findet, auf den Weg zur Unfallstelle. Und dann übernehmen diese professionellen Hilfskräfte das Kommando.
Das Kommando einer Feuerwehr kommt etwa im Einsatzleitwagen oder Kommandofahrzeug an. Darin befinden sich jegliche Kommunikationsmittel wie Karten, PC oder Funk, die für größere Einsätze nötig sind. Insbesondere für Brände sind Löschfahrzeuge unerlässlich. Sie können höchst unterschiedlich ausfallen und reichen von Kleinlöschfahrzeugen, dem häufigsten Fahrzeug örtlicher Wehren, über Tanklöschfahrzeuge mit einem Löschwassertank, bis hin zu Flughafenlöschfahrzeugen, die aufgrund des hohen Gefahrenpotentials strengeren Normen entsprechen müssen. Eine große Anzahl dieser Feuerwehrfahrzeuge wird jährlich vom Unternehmen Rosenbauer gebaut.
Auch die Polizei arbeitet mit unterschiedlichen Einsatzfahrzeugen. Dazu zählt der klassische Streifenwagen, aber auch Polizeimotorräder oder sogar Polizeifahrräder. Die Fahrzeuge sind zum überwiegenden Teil mit Rundumkennleuchte, Folgetonhorn, Funkgeräten und Anhaltesignalgeber ausgestattet.
Lückenloses Ineinandergreifen ist essentiell
Wichtig ist, dass die verschiedenen Glieder der Rettungskette lückenlos ineinandergreifen, damit Verletzten rasch und richtig geholfen wird. Noch bevor Notarzt und Rettungsdienst eintreffen, können Sofortmaßen also ausschlaggebend dafür sein, ob ein Unfallopfer oder ein akut Erkrankter eine lebensbedrohliche Situation übersteht. Vor allem bei Atem- und Herz-Kreislauf-Stillstand sind die ersten Sekunden entscheidend.
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