Fußball-Fankultur - 5 verrückte Beispiele für die Liebe zu einem Team
Fußballfans sind ein Völkchen für sich. Wobei sie sich eigentlich auf zahlreiche Völkchen aufteilen, denn schließlich schwört jeder Fan auf sein Team. Ohne die entsprechenden Fan-Devotionalien geht natürlich nichts. Im Fußballstadion ist kaum ein Besucher zu finden, der nicht mit einem Trikot, einem Schal oder einer Flagge im entsprechenden Design ausgestattet ist. Bei Länderspielen ist das DFB-Trikot obligatorisch. Wahre Fußball-Liebe geht aber noch darüber hinaus, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Ein Name wie ein doppelter Treffer
In Brasilien ist es nicht unüblich, dass Kinder nach durch die Eltern verehrten Stars benannt werden. Da das Land als fußballverrückt gilt, werden natürlich besonders gerne die Namen berühmter Fußballer vergeben. Ein in gewisser Weise doppeltes Beispiel ist ein junger Fußballer namens Overath Breitner, der beim FC Santos spielt. Also genau dort, wo auch Pele seinen Mythos begründet hat. Die beiden deutschen Fußballhelden, denen er seinen Namen zu verdanken hat, kennt er allerdings nur vom Hörensagen.
Natürlich drückt er bei jeder WM den Brasilianern die Daumen, ansonsten ist er auch eher für die Niederlande als für Deutschland. Immerhin weiß er aber, warum sich sein Vater entschied, seinem Sohn genau diesen Doppelnamen zu geben. Dieser hatte die Spielweise des deutschen Teams bei der WM 1974 bewundert und war demnach ein Fan der deutschen Namen bei der WM – vor allem die von Wolfgang Overath und Paul Breitner. Sein Sohn kam allerdings erst 15 Jahre später zur Welt, als sich eigentlich nur noch die ältere Generation an Deutschlands WM-Triumph erinnerte. Wolfgang Overath kann man allerdings einen gewissen Stolz anmerken: „Guter Name. Ich wünsche dem Jungen alles Gute.“, war sein Kommentar zu dieser ungewöhnlichen Geschichte.
Ein Flaggenmeer in Essen
Große Fanfeste zur Fußball-EM 2021 mussten ja leider Corona-bedingt ausfallen, auch wenn die Ansteckungszahlen deutlich sanken. Ein Privatmann aus Essen wollte sich allerdings nicht ganz damit abfinden. Also schmückte er die Straße vor seinem Haus im Alleingang mit Flaggen von Deutschland und anderen europäischen Fußball-Nationen. Eine ähnliche Aktion startete Achim Klimmeck bereits 2006 während der WM im eigenen Land. Diesmal bestünde seine Dekoration wohl aus rund 500 Flaggen. Allerdings habe er sie nicht gezählt. Ob er bei derlei Aktionen mit Verlusten zu rechnen hat und inwiefern ihn seine Nachbarschaft in seinem Tun unterstützt, ist nicht bekannt. Auch wenn Klimmeck andere Nationen bei seiner Flaggen-Aktion berücksichtigt: Die Spiele verfolgt er natürlich im DFB Trikot.
Das Wunder von Dortmund
Es war im April 2013. Für den BVB schien der Einzug ins Halbfinale der Champions League endgültig geplatzt zu sein. Doch dann geschah das Wunder: In der 92. Minute schoss Felipe Santana das so heiß ersehnte Tor. Borussia-Fans kennen bereits diesen Teil der Geschichte als „Wunder von Dortmund“. Nur eine Woche später kam die Tochter der Dortmund-Fans Anja und Marcus Kuno zur Welt. Nachdem Anjas Fruchtblase geplatzt war, dauerte es noch genau 92 Minuten, bis das Mädchen das Licht der Welt erblickte. Die beiden erkannten dies als ein Zeichen, ihr Kind nach dem Helden des Viertelfinales zu benennen. Zwar nicht auf die brasilianische Art, aber Tochter Kiara heißt nun mit zweitem Vornamen Santana. Leider hat der Star den BVB im Sommer 2013 verlassen. Ausgerechnet in Richtung Schalke…
Die Spieler-Tattoos
Es gibt zahlreiche Fußball-Fans, die sich das Konterfei ihrer Idole eintätowieren lassen. Auch Robin Gutzeit, Fan von Arminia Bielefeld, würde sich nie mit einer vorgedruckten Autogrammkarte zufriedengeben. Stattdessen lässt er sich die Autogramme seiner Helden auf den Arm tätowieren.
Das alleine wäre schon verrückt genug. Doch es geht noch weiter: Die Spieler stechen dem Fan ihre Autogramme selbst! Eigentlich begann alles mit einem Zufall, berichtet Robin Gutzeit. Vor Jahren wollte er sich in einem Bielefelder Studio den Schriftzug „Arminia“ auf den Unterarm stechen lassen. Neben ihm bekam der damalige Bielefeld-Spieler Pascal Testroet ein Tattoo. Ein Bekannter hätte dann die Idee gehabt: . "Ey, Robin, lass dir doch von Pascal ein Autogramm tätowieren, das wäre doch echt bekloppt." Der sagte tatsächlich spontan zu – und wurde der erste einer inzwischen ansehnlichen Reihe. Bisher wartet Robin allerdings noch sehnsüchtig auf sein spezielles Autogramm der Bleiefeld-Legende Fabian Klos. Der habe schon zweimal zugesagt, sei aber nicht im Tattoo-Studio erschienen. "Ohne Klos ist das alles nur die Hälfte wert.“, sagt Robin mit erkennbarer Enttäuschung.
Klar, dass Fußballspieler nicht unbedingt auch tätowieren können. Darum lassen sich diese im Bielefelder Studio „Route 66“ aber auch fachkundig durch den Tätowierer Rupert Gloede anleiten.
Die irische Nationalelf, Live auf Sendung
In Australien leben zahlreiche irische Auswanderer. Einer dieser Iren ist David Feeney, ein glühender Fan seiner Nationalmannschaft. Deren Spiele musste er allerdings stets im Internet anschauen, da die australischen Sender keine entsprechenden Lizenzen gekauft hatten.
Also nahm Feeney tatsächlich eine Hypothek auf, um die Übertragungsrechte für ein WM-Qualifikationsspiel zu kaufen.
Jemand aus Feeneys Freundeskreis kannte sich recht gut im TV-Geschäft aus und vermittelte einen Kontakt zur zuständigen deutschen Agentur Kentaro. Dort war man überrascht, dass ein Privatmann die Rechte des WM-Qualifikationsspiels Irland-Schweden erwerben wollte. "Das war auch für uns untypisch", verriet Kentaro-Mitarbeiter Lasse Eckartsberg dem Magazin SPIEGEL ONLINE: "Normalerweise verhandeln wir direkt mit den Sendern. Aber Herr Feeney hat uns sein Modell präsentiert und es hatte Hand und Fuß." Zwar bekam Feeney zuerst eine Absage, da sein Gebot zu niedrig war.
Nach einer gewissen Erhöhung wurde man sich aber schließlich einig. Für das benannte Spiel gegen Schweden sowie ein weiteres gegen die Ukraine gab Feeney nach eigenen Angaben mehrere zehntausend Dollar aus. Zwar musste er dafür die Hypothek seines Hauses erhöhen und seine Frau überzeugen, die sich nicht begeistert zeigte. Allerdings war das Projekt mehr als nur eine spinnerte Idee. Für die Übertragung gründete Feeney die Firma „Channcel 33“ und ging eine Partnerschaft mit einem Pferdesport-Sender ein. Dieser übertrug die Spiele in ausgewählten Sportbars und einem Casino in Sydney und Melbourne.
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