Gefeierte Auftritte der "Hunsrücker Blasmusik" in Südbrasilien
Im Oktober fand die geplante Konzertreise in den südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul statt. Die Gruppe umfasste 25 Musiker, den Dirigenten Jongheon Yoon sowie mitreisende Familienangehörige. Trotz der knappen Vorbereitungszeit verfügte das Orchester über ein ca. 40 Stücke umfassendes Repertoire. Dieses war mit Polkas, Walzern und sonstiger Unterhaltungsmusik bewusst volkstümlich gehalten und traf offensichtlich voll den Geschmack des brasilianischen Publikums.
Die meisten Auftritte hatte das Orchester im Rahmen von Oktoberfesten, die in Südbrasilien groß und „in deutschem Stil“ (bzw. dem, was die Brasilianer dafür halten) gefeiert werden. Das Oktoberfest der rund 180 000 Einwohner zählenden Stadt Santa Cruz do Sul ist nach Angaben der Betreiber das drittgrößte überhaupt (nach München und Blumenau). Dort wurde das Orchester offiziell in der Stadtverwaltung empfangen. Neben diversen Rundfunk- und Fernsehinterviews standen insgesamt drei Auftritte des Orchesters auf dem Programm. Ein sehr großes Oktoberfest wird ebenfalls in der Simmerner Partnerstadt Igrejinha gefeiert, zu dessen Anlass die ganze Stadt in schwarz-rot-gold geschmückt war. Auch hier wurde das Orchester überaus herzlich empfangen und absolvierte zwei weitere Auftritte. Eine Eigentümlichkeit der brasilianischen Oktoberfeste ist allerdings, dass diverse musikalische Darbietungen auf benachbarten Bühnen gleichzeitig stattfinden, die sich teilweise gegenseitig an Lautstärke zu überbieten versuchen. Trotz dieser akustischen Beeinträchtigung gelang es dem Dirigenten Jongheon Yoon und dem Moderator Marco Geißler, das Publikum in Stimmung zu bringen und zum Mitschunkeln und sogar zum Tanzen zu bringen.
Die schönsten und musikalisch ergiebigsten Auftritte waren diejenigen, bei denen das Orchester das Publikum für sich allein hatte. Ein absoluter Höhepunkt war der Besuch der circa 25 Kilometer von Santa Cruz do Sul entfernten deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde Rio Pardinho, wo das Orchester abends ein Konzert spielte und den Folgetag gemeinsam mit den Bewohnern verbrachte. Die Herzlichkeit und Begeisterung, die das Orchester dort erfahren konnte, lassen sich kaum in Worte fassen. Einige Besucher waren eigens zu diesem Ereignis mehrere hundert Kilometer weit angereist. Emotional ebenfalls sehr ergreifend war die Präsentation an der deutschsprachigen Privatschulschule. Es war überwältigend, wie ca. 800 Schüler, alle in rot-weißen Schuluniformen, sich von Jongheon Yoon zum Mitschunkeln animieren ließen und spätestens bei „Rosamunde“ vollständig aus dem Häuschen waren.
Für die insgesamt rundum gelungene Konzertreise waren mehrere günstige Umstände ausschlaggebend. Der Wettergott meinte es gut und bescherte abgesehen von einem Regentag herrliches Frühlingswetter. Dank der herzlichen Gastfreundschaft und der oft hervorragenden Deutschkenntnisse der Gastgeber konnten die Musiker sich sofort wie zuhause fühlen. Entscheidend war auch die insgesamt sehr gute Harmonie innerhalb der immerhin eine Altersspanne von vier bis 73 Jahren umfassenden Gruppe, die sich im Verlauf der Reise noch festigte. Ganz wesentlich war indes der reibungslose Ablauf vor Ort dank der perfekten Organisation durch unsere brasilianischen Partner Karine / Ingrid Emmel. Entsprechend rührend und dankbar war der Abschied von speziell diesen beiden. „Hunsrücker Blasmusik“ in Südbrasilien 2024 wird allen Teilnehmern unvergesslich bleiben, denn die Reise war, um es mit den Worten einer Teilnehmerin zusammenzufassen, „iewerscheen“.