Andreas Bender

Schockanrufe und Betrug: Prävention von herausragender Bedeutung

Rhein-Hunsrück-Kreis. Betrügerische Anrufe haben aktuell vielerorts Hochkonjunktur. In der Präventionsarbeit sind die Seniorensicherheitsberater unersetzlich.

In der Kreisverwaltung tauscht man sich regelmäßig aus (v.l.): Manfred Adams, Werner Klemm, Uwe Kramer, Winfried Acht, Katinka Schneider (Dienststellenleiterin PI Simmern), Axel Schreiner, Rachida Hänsch, Antje Thieme, Hugo Alt, Harald Kaspar, Marcus Berg und Kathrin König.

In der Kreisverwaltung tauscht man sich regelmäßig aus (v.l.): Manfred Adams, Werner Klemm, Uwe Kramer, Winfried Acht, Katinka Schneider (Dienststellenleiterin PI Simmern), Axel Schreiner, Rachida Hänsch, Antje Thieme, Hugo Alt, Harald Kaspar, Marcus Berg und Kathrin König.

Bild: Bender

Dieser Tage hat das Polizeipräsidium Koblenz in einer Pressemeldung auf vermehrt auftretende Schockanrufe hingewiesen. Dabei sind falsche Polizisten am Apparat, die durch Lügen, wie der Unfall oder die Festnahme eines Familienangehörigen, versuchen in den Besitz von Geld und anderer Wertgegenstände zu gelangen. So wird die Polizei nicht müde zu betonen, dass keine staatliche Organisation am Telefon die Herausgabe von Wertgegenständen fordert. Dass trotzdem, besonders ältere Menschen, Opfer solcher Betrugsmaschen werden, hängt mit dem Modus Operandi der Täter zusammen. 

 

»Im Alter nimmt auch die Stressresistenz ab«, erklärt Kriminalhauptkommissar Christian Beck vom Kriminalkommissariat Simmern. »Die Opfer werden am Telefon überrumpelt und sofort unter Druck gesetzt. Die Täter lassen keine Zeit zum Denken.« Sein Kollege Kriminalhauptkommissar Matthias Drosse ergänzt: »Der Stress wird mit Deadlines hochgeschraubt. Mitunter versuchen die Täter durch Funksprüche im Hintergrund die Echtheit des ‚Polizisten‘ vorzugaukeln.« Ganz perfide: Die Täter »unterstützen« ihre Opfer. Wenn man nicht mehr mobil ist, werden Abholer zur Haustür geschickt für Geld oder Wertsachen. Und falls kein Geld im Haus sein sollte, bestellen die Täter gleich selbst ein Taxi, damit das Opfer zu seiner Bank gefahren wird.  

 

Betrüger sind erfinderisch und anpassungsfähig. So wird der Enkeltrick vermehrt auch via Messengerdienste versucht. Opfer erhalten etwa über WhatsApp Nachrichten von angeblichen Töchtern, Söhnen oder Enkeln, die sie zu Geldüberweisungen bewegen wollen. 

 

Was raten Beck und Drosse? »Man sollte potentiell auf solche Anrufe vorbereitet sein und, auch wenn es in der Situation schwerfällt, Ruhe bewahren und sich nicht unter Druck setzen lassen. Zudem sollte immer Block und Stift neben dem Telefon liegen«, sagt Beck. »Wichtig ist, die Gesprächsführung nicht dem Anrufer zu überlassen. Hinterfragen Sie die Situation an sich, stellen Sie Fragen - auch mehrfach, bis Sie den Sachverhalt verstanden haben - und verlangen sie Kontaktdaten für einen Rückruf.« Merken Betrüger, dass die Masche nicht ankommt, geben sie meist auf.  

 

»Auf keinen Fall sollte man auf Forderungen finanzieller Art eingehen – auch nicht bei Textnachrichten«, betont Drosse. »Lieber das Telefonat beenden und dezidiert bei den örtlichen Polizeiinspektionen selbst anrufen und nachfragen.« (Kontakt PI Boppard: 06742 / 8090, PI Simmern: 06761 / 9210.)

 

Um gegen Betrüger vorzugehen, ist die Prävention von herausragender Bedeutung. »Die Täter rufen aus dem Ausland an, und täuschen durch Manipulation eine deutsche oder regionale Rufnummer vor. Eine Nachverfolgung ist kaum möglich«, sagt Drosse. »Zu fassen bekommt man höchstens die Abholer an der Haustür. Für die Hintermänner besteht kaum ein Risiko.« Und die Prävention zeigt Wirkung: »In Bezug auf den Enkeltrick beispielsweise, sind wir in Simmern grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung. Auch wenn wir die Dunkelziffer nur erahnen können: Hier hat die Präventionsarbeit der letzten Jahre Früchte getragen«, sagen Beck und Drosse. Hier verweisen die beiden auch besonders auf die wichtige Arbeit der Seniorensicherheitsberater im Landkreis.

 

Dabei stehen die aktuell 17 Frauen und Männer, die im Landkreis diese ehrenamtliche Aufgabe übernehmen, in Verbindung mit der örtlichen Polizei und der Kreisverwaltung und sind für diesen ergänzenden Bürgerservice entsprechend geschult. »Wir waren in den letzten zehn Jahren eigentlich immer gut aufgestellt im Landkreis in Bezug auf Seniorensicherheitsberater«, sagt Kathrin König von der Kreisverwaltung. Diese ist Schnittstelle zwischen den Ehrenamtlichen und der Polizei. »Die meisten sind selbst Senioren. Das baut Hemmschwellen ab, ebenso, dass die Berater ‚von hier‘ sind.«

 

Wer das Ehrenamt übernimmt, erhält zunächst eine dreitägige Schulung beim Polizeipräsidium in Koblenz. Auch findet mindestens einmal im Jahr ein Treffen in der Kreisverwaltung mit der Polizei statt. Insbesondere Info-Nachmittage für Senioren sowie Sicherheitsthemen medial präsenter machen, gehören zu den wichtigen Aufgaben. »Wir sind diesen Menschen sehr dankbar für ihre wichtige, ehrenamtliche Tätigkeit«, sagen Beck, Drosse und König. Wer sich selbst als Sicherheitsberater engagieren möchte, kann sich direkt an Kathrin König wenden: Kathrin.Koenig@rheinhunsrueck.de; Tel. 06761 / 82419.

 

Umfassende Informationen zu Betrugsmaschen gibt’s unter: www.polizei-beratung.de

 


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