Schockanrufe und Betrug: Prävention von herausragender Bedeutung
Dieser Tage hat das Polizeipräsidium Koblenz in einer Pressemeldung auf vermehrt auftretende Schockanrufe hingewiesen. Dabei sind falsche Polizisten am Apparat, die durch Lügen, wie der Unfall oder die Festnahme eines Familienangehörigen, versuchen in den Besitz von Geld und anderer Wertgegenstände zu gelangen. So wird die Polizei nicht müde zu betonen, dass keine staatliche Organisation am Telefon die Herausgabe von Wertgegenständen fordert. Dass trotzdem, besonders ältere Menschen, Opfer solcher Betrugsmaschen werden, hängt mit dem Modus Operandi der Täter zusammen.
»Im Alter nimmt auch die Stressresistenz ab«, erklärt Kriminalhauptkommissar Christian Beck vom Kriminalkommissariat Simmern. »Die Opfer werden am Telefon überrumpelt und sofort unter Druck gesetzt. Die Täter lassen keine Zeit zum Denken.« Sein Kollege Kriminalhauptkommissar Matthias Drosse ergänzt: »Der Stress wird mit Deadlines hochgeschraubt. Mitunter versuchen die Täter durch Funksprüche im Hintergrund die Echtheit des ‚Polizisten‘ vorzugaukeln.« Ganz perfide: Die Täter »unterstützen« ihre Opfer. Wenn man nicht mehr mobil ist, werden Abholer zur Haustür geschickt für Geld oder Wertsachen. Und falls kein Geld im Haus sein sollte, bestellen die Täter gleich selbst ein Taxi, damit das Opfer zu seiner Bank gefahren wird.
Betrüger sind erfinderisch und anpassungsfähig. So wird der Enkeltrick vermehrt auch via Messengerdienste versucht. Opfer erhalten etwa über WhatsApp Nachrichten von angeblichen Töchtern, Söhnen oder Enkeln, die sie zu Geldüberweisungen bewegen wollen.
Was raten Beck und Drosse? »Man sollte potentiell auf solche Anrufe vorbereitet sein und, auch wenn es in der Situation schwerfällt, Ruhe bewahren und sich nicht unter Druck setzen lassen. Zudem sollte immer Block und Stift neben dem Telefon liegen«, sagt Beck. »Wichtig ist, die Gesprächsführung nicht dem Anrufer zu überlassen. Hinterfragen Sie die Situation an sich, stellen Sie Fragen - auch mehrfach, bis Sie den Sachverhalt verstanden haben - und verlangen sie Kontaktdaten für einen Rückruf.« Merken Betrüger, dass die Masche nicht ankommt, geben sie meist auf.
»Auf keinen Fall sollte man auf Forderungen finanzieller Art eingehen – auch nicht bei Textnachrichten«, betont Drosse. »Lieber das Telefonat beenden und dezidiert bei den örtlichen Polizeiinspektionen selbst anrufen und nachfragen.« (Kontakt PI Boppard: 06742 / 8090, PI Simmern: 06761 / 9210.)
Um gegen Betrüger vorzugehen, ist die Prävention von herausragender Bedeutung. »Die Täter rufen aus dem Ausland an, und täuschen durch Manipulation eine deutsche oder regionale Rufnummer vor. Eine Nachverfolgung ist kaum möglich«, sagt Drosse. »Zu fassen bekommt man höchstens die Abholer an der Haustür. Für die Hintermänner besteht kaum ein Risiko.« Und die Prävention zeigt Wirkung: »In Bezug auf den Enkeltrick beispielsweise, sind wir in Simmern grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung. Auch wenn wir die Dunkelziffer nur erahnen können: Hier hat die Präventionsarbeit der letzten Jahre Früchte getragen«, sagen Beck und Drosse. Hier verweisen die beiden auch besonders auf die wichtige Arbeit der Seniorensicherheitsberater im Landkreis.