Monika Oberst führt Malerinnung Simmern
Sie wurde in der Innungsversammlung in der Hunsrück-Akademie einstimmig zur Nachfolgerin von Christof Link (Kastellaun) gewählt, der vor einem Jahr von seinen Ämtern auf Kreis- und Landesebene zurückgetreten war. Seither hatte Monika Oberst die Innung Simmern mit 18 Betrieben geleitet. Zu ihrem Nachfolger als stellvertretender Obermeister wurde Daniel Schneider (Büchenbeuren) ebenso einstimmig gewählt.
„Ich war immer eine Rarität,“ scherzt Monika Oberst über ihre jahrelange Vorreiterrolle und als Einzelkämpferin in einem früheren Männerberuf. Die Maler- und Lackierermeisterin wurde- wie berichtet - einstimmig zur Obermeisterin der Simmerner Innung gewählt, nachdem sie diese stellvertretend nach dem Rückzug von Obermeister Link schon ein Jahr lang geführt hatte. „Frauen im Malerberuf sind heute selbstverständlich“, sagt Oberst und ist stolz, dass sich viele junge Frauen heute an die körperlich doch schwere Arbeit zutrauen. Sie können in den Gesellenprüfungen inzwischen meist die besten Noten vorweisen.
Sie selbst hatte 1992 die Lehre begonnen, war zehn Jahre im Ausbildungsbetrieb Kleid (Kirchberg) aktiv. Nach Handelsschule und Praktikum in der Verbandsgemeinde war ihr damals klar: „Verwaltung ist nichts für mich.“ In der Elternzeit erwarb sie den Meisterbrief und machte sich dann 2003 selbstständig. Innendesign ist inzwischen ihr Spezialfach, und die Mutter zweier erwachsener Töchter ist stolz auf die erworbene fachliche Anerkennung. Zum dritten Mal nach 2018 hat sie einen aufwendig gestalteten Stand auf der Heimtex, Europas größter Fachmesse in Frankfurt, für die Hersteller exklusiver Tapeten in dreitägiger Arbeit gestaltet. Exklusiv heißt: Diese Tapeten gibt’s nicht im Baumarkt. Ihre Tapeten hat sich die Meisterin von Anfang an bei den Herstellern selbst geholt, nie auf Massenware gesetzt. Oft geht es um Textilmaterial, unter anderem sind Glasperlen eingewoben, teils sind Metalle eingefügt. „Da wird mit weißen Baumwollhandschuhen tapeziert,“ sagt Oberst. Die Heimtex wendet sich an Bauprofis – Architekten, Händler, Bauherren. Da muss alles sitzen, denn das Publikum schaut kritisch.
An kritische Blicke hat sich die Malermeisterin in ihrer 33jährigen Berufspraxis gewöhnt, fühlt sich im Kreise der Innungskollegen voll akzeptiert. In dem überwiegend jungen Team gebe es guten Zusammenhalt statt der einst ausgeprägten Konkurrenz untereinander. Dass Frauen in dem früheren Männerberuf sprichwörtlich ihren Mann stehen, hat die Auszubildende von Monika Oberst nachhaltig bewiesen und im Berufswettbewerb nach Siegen auf Kreis- und Kammerebene den zweiten Rang im Landeswettbewerb erreicht. Die Siegerin darf für die Nationalmannschaft antreten.
Mit solchen Aktivitäten können Malerbetriebe punkten und ihre Zukunft sichern. Die aktuelle Konjunktur im Baubereich ist zwar eher eingetrübt, doch nach wie vor suchen die Handwerksbetriebe geeigneten Nachwuchs. In Zusammenarbeit mit Schule und Kreishandwerkerschaft wirbt Oberst um kreative und fleißige Jugendliche, weiß aber aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer leicht ist. Ihre beiden Töchter werden ihren Betrieb mit vier Mitarbeitern wohl kaum fortführen, meint sie. Eine Tochter (23) studiert Produktdesign (immerhin ein dem Malerhandwerk nahes Fach), die jüngere (20) Mathematik in Heidelberg.
Wenn auch aus der Familie eher keine Betriebsnachfolgerin kommen sollte, verbreitet die 48jährige dennoch Optimismus im Kreise der Fachleute und der Innungen. Sie hat es schließlich auch geschafft, ist die im weiten Umfeld einzige Obermeisterin in ihrem Fach und macht Jugendlichen und vor allem jungen Frauen Mut: Packts an, traut Euch was zu, denn Frauen sind heute gern gesehen in den früheren Männerberufen wie etwa Maler und Lackierer/innen.