Andreas Bender

Mit Leidenschaft zur Offroad-EM 

Argenthal. Der Hunsrücker Manuel Stiltz nimmt mit seinem selbstgebauten Geländewagen an Wettbewerben teil. Im August wartet die EM in Deutschland. 

Eine Affinität zum Schrauben und Austüfteln hat Manuel Stiltz aus Argenthal von Kindesbeinen an - ob es Fahrräder in der Jugend waren, der Geländewagen heute oder die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. Daher treffen wir den 29-jährigen, weniger verwunderlich, in seiner Werkstatt. "An den meisten Wochenenden und auch oft nach Feierabend sind wir hier. Man überlegt immer, was wie am Fahrzeug verbessert werden kann", sagt Manuel.

 

Auch Pflege und Wartung gehören dazu. "Und wenn wir nicht in der Werkstatt sind, drehen sich doch viele Gespräche ums Thema", ergänzt Vater Ingo, der selbst jahrelang im Trailsport aktiv war. Gleichzeitig betont der Familienvater: "Es ist ein zeitintensives Hobby, das geht nur mit der Unterstützung des Partners." Manuels Freundin Annalena Stoppa ist selbst auf der Piste unterwegs. Hobby ist allerdings zu kurz gegriffen.

 

Leidenschaft drückt es eher aus, wenn man sieht, mit wie viel Herzblut die beiden bei der Sache sind. Das ist auch notwendig, wenn man bedenkt, dass Manuel seit 2017 im eigenen Prototyp auf die Piste geht. "Beim Geländewagen Trail gibt es fünf Fahrzeug-Klassen", sagt Manuel, "es fängt an bei Original, also einem Fahrzeug, an dem so gut wie nichts modifiziert wurde. Mit jeder weiteren Klasse wird mehr und mehr verändert: Standard, Modified, Pro-Modified." In der Klasse Prototyp (Proto) baut man dann einen Geländewagen von Grund auf selbst. Das ist zeit- und kostenintensiv, man ist schnell bei 25 000 Euro.

 

Dies ist ein Aspekt, den der Hunsrücker besonders spannend findet. "Es macht unglaublich Spaß, auszutüfteln, wie man einen Geländewagen selbst zusammenbaut und immer wieder verbessert", sagt er begeistert. Sein Vater ergänzt mit Stolz: "Manuel hat zahlreiche Ideen, auf die ich gar nicht gekommen wäre oder anfangs gar nicht verstehe." Dass er mittlerweile als Servicetechniker bei SIM-Tec arbeitet, spielt Manuel in die Karten. "Hydraulik ist beim Tüfteln am Geländewagen ebenfalls wichtig", sagt der 29-jährige.

 

Immerhin ist er mit seinem Fahrzeug auf einem Offroad-Trail unterwegs - also eine abgesteckte Strecke im unwegsamen Gelände. Dort findet man allerhand Hindernisse, wie Schrägen, Gruben, Hügel, (große) Steine und mehr, bei dem ein normaler PKW schnell aufgeben müsste. Da muss natürlich alles am Fahrzeug passen. "Es ist ein Geschicklichkeitsfahrten in schwierigstem Terrain", erklärt Manuel. "Den Trail, also die Strecke, müssen Fahrer in einer vorgegebenen Zeit, möglichst ohne Fehlerpunkte, meistern." Fehlerpunkte gibt es für Rückwärtsfahren, das Berühren oder Nicht-Durchfahren von Torstangen und wenn man nicht mehr weiterfahren kann.

 

"Neben der generellen Fahrtüchtigkeit ist ein robust und sicher konstruierter Fahrerkäfig für uns das wichtigste," sagen Vater und Sohn. Sicherheit steht also an oberster Stelle. Richtig konstruiert und mit der richtigen Ausrüstung für Fahrer (Helm, Nackenstütze, etc.) kann sich ein Fahrzeug auch mal überschlagen, ohne ernsthafte Konsequenzen. "Das ist mir einmal passiert. Danach musste viel repariert werden, ich bin nicht zu Schaden gekommen. Sonst verlief bisher alles ohne Unfälle", freut sich Manuel und ergänzt: "Der Nervenkitzel auf Trails ist ein Aspekt, der anspornt. Das kann man in einem sicheren Geländewagen dann auch genießen."

 

Der Kreativität sind beim Schrauben kaum Grenzen gesetzt - Vorgaben gibt es im Regelwerk nur wenige. Daher sind die modifizierten Fahrzeuge auch nicht für den Straßenverkehr zugelassen. Üben kann Manuel mit seinem 200 PS-starken Proto (Volvo 2,5 Liter Turbo-Motor) also nur auf angelegten Strecken. In unserer Region gibt es diese Möglichkeit nicht. So fährt er mit seinem Vater regelmäßig nach Drüpplingsen (Iserlohn), zum Verein "4x4 Freunde", bei dem er Mitglied ist.

 

Hier bereitet er sich auch auf die EM (www.eurotrial2024.de) vor, die vom 16. bis 18. August in Banteln (Niedersachsen) stattfindet. Dafür hatte er sich über die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Erfahrung konnte Manuel bereits bei der EM 2023 in Italien sammeln. Damals belegte er im Proto Platz 14 von 21. Beachtlich, bedenkt man, dass er wegen eines technischen Ausfalls den Wettbewerb gar nicht beenden konnte.

 

Last, but not Least: Die Gemeinschaft in der Community ist ebenfalls ein zentraler Faktor für Vater und Sohn. "Das kann man fast schon als Familie bezeichnen", sagt Manuel Stiltz. "Das trifft auf Wettbewerbe zu. Hier versucht jeder, den anderen zu helfen. Da gibt man auch Ersatzteile weiter, wenn möglich. Eine tolle Gemeinschaft!"


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