Heimat Europa Filmfestspiele Simmern: "Edgar" geht an "The Quiet Girl"
Die unter der Schirmherrschaft von Heimat-Regisseur Edgar Reitz schon zum 5. Mal stattfindenden Heimat Europa Filmfestspiele in Simmern feierten am Samstag ihren Abschluss. Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung werden der EDGAR für den ‚Besten Modernen Heimatfilm' (2 500 Euro), sowie der, in diesem Jahr von EDGAR Preispate Burghart Klaußner gestiftete und mit 1 000 Euro versehene, Nachwuchspreis vergeben. Der EDGAR ging an Regisseur und Drehbuchautor Colm Bairéad für THE QUIET GIRL. Der Regisseur war extra aus Dublin angereist, um den Preis persönlich entgegenzunehmen und bedankte sich mit einer Rede auf Deutsch (Video). Den Nachwuchspreis erhielt Regisseurin Milena Aboyan für ihren eindringlichen und mutigen Debütfilm ELAHA. Sie war ebenfalls nach Simmern angereist. Außerdem wurde der Publikumspreis an den Film DER FUCHS von Adrian Goiginger verliehen.
Auch die Sieger des Kurfilm-Wettbewerbes wurden am letzten Tag ausgezeichnet: Platz 3: "Westwärts in die Vergangenheit" (Maja Färber, Franziska Theiß, Svenja Liesenfeld); Platz 2: "Ein Hör-Auteur" (Ute Petermann, Jule Penkmann, Sophie Hennrich, Christophe Panjels); Platz 1: "Vielleicht oder vielleicht auch nicht" (Joana Matzella, Ester Mugwe, Anna Pies, Daria Dinges, Hanna Gölzer). Der Publikumspreis ging an "Jäger der keltischen Wetterschnepfe" (Michel Wolf, Sybille Winterstein, Jörg Kasper).
Abgerundet wurde der Abend mit einem Konzert mit Burghart Klaußner & Band. Das Konzert begeisterte das Publikum mit wunderbar beschwingter Interpretation französischer Chansons von Charles Trenet.
Sabine Schultz, die zum ersten Mal die künstlerische Leitung der Filmfestspiele innehat, zieht Fazit nach ihrer ganz persönlichen Premiere: "16 tolle Tage liegen hinter uns, 41 Filme, Filmgespräche, Live-Konzerte, Lesungen und Podiums-Diskussionen. Ich bin sehr glücklich über die vollen Kino-Säle, über den regen Zuspruch und vor allem - über ein wunderbares Publikum! Ich habe schon viele Filmfestivals an vielen Orten dieser Welt erlebt, aber noch nirgendwo sonst ein so interessiertes und begeisterungsfähiges Publikum wie in Simmern. Das positive Feedback auf unser Programm, die Kino-Leidenschaft der Menschen aus der Region und darüber hinaus, das war großartig zu erleben und es zeigt, welches Potential in den Filmfestspielen steckt."
Auch Wolfgang Stemann Vorsitzender des Pro-Winz Kino e.V., die jetzt schon zum 5. Mal die Veranstalter des Festivals sind, freut sich über diese erfolgreiche Ausgabe und blickt zuversichtlich in die Zukunft: "Die Heimat Europa Filmfestspiele sind im Hunsrück angekommen. Steigende Besucherzahlen, 3 400 in zwei Wochen, vor allem aber die durchweg spürbare Begeisterung der Menschen bestärkt uns in unserer Arbeit. Filme und Live-Acts auf dem Fruchtmarkt und in den Kinosälen, aber auch die Begegnung und Kommunikation im RAUM9, unserem After Show Bereich, haben unsere Gäste bewegt und in Bewegung gebracht. Wir freuen uns auf den Süden und die Heimat Europa Film Festspiele 2024."
Die Stadt Simmern blickt zufrieden auf die diesjährigen Filmfestspiele zurück: "In diesem Jahr sind wir einen großen Schritt weitergekommen. Unsere Festspiele wurden noch professioneller. Die inhaltliche Mischung der Angebote von ernst bis lustig passte und das Publikum hat es freudig angenommen, was die Besucherzahlen zeigen. Immer mehr Gäste kommen nun auch von weiter her zu uns nach Simmern, sodass unser Ziel, mit langem Atem ein zu uns passendes Heimat-Filmfestival mit Unterstützung des Landes zu etablieren, mehr und mehr erreicht wird", sagt Bürgermeister Dr. Andreas Nikolay.
Der Nachwuchspreis, der in diesem Jahr von Preispate Burghart Klaußner gestiftet wurde, wird ab nächstem Jahr dauerhaft vom Land Rheinland-Pfalz gestiftet werden. Kulturministerin Katharina Binz freut sich über die so geschaffene Möglichkeit des Landes, junge Künstler*innen zu unterstützen: "Es ist beeindruckt, wie es den Heimat Europa Filmfestspielen immer wieder gelingt, über Grenzen und Genres hinweg eine Klammer zwischen Filmkunst, den aktuellen Fragen der Gegenwart und den vielfältigen Gefühlen von Heimat zu bilden. Das Land fördert dieses herausragende Festival daher aus voller Überzeugung", sagt Kulturministerin Katharina Binz und ergänzt, "Ich freue mich, dass in diesem Jahr unter den elf im Wettbewerb laufenden Filmen fünf starke Debütfilme vertreten sind. Es ist mir ein großes Anliegen, junge Talente zu fördern. Daher sage ich zu, dass das rheinland-pfälzische Kulturministerium den Nachwuchspreis ab kommendem Jahr dauerhaft stiften wird."
In den zwei Wochen gab es zahlreiche Höhepunkte. Bereits in der ersten Woche wurde im Edgar Reitz Filmhaus die Ausstellung Augenblicke / Aufzeichnungen mit Tuschezeichnungen von Anja Verbeek von Loewis eröffnet. Diese sind beim Dreh der Episode Kennedys Kinder (Die zweite Heimat) entstanden. Im Anschluss fand auf dem Fruchtmarkt eine "Momentmalerei-Performance" statt. Die Zuschauer verfolgten gebannt die auf die große Leinwand projizierte Malerei von Anja Verbeek von Loewis.
Ein weiteres Highlight war auch der Themenabend "Kino - Klima - Heimat - Zukunft" mit Diskussion auf dem Fruchtmarkt statt. Die Moderation übernahm Claus Kleber. Er diskutiert mit den Filmemachern der Dokumentation "Vergiss Meyn nicht" Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff, mit Tim Janßen (Geschäftsführer, Cradle 2 Cradle NGO aus der Doku "Plastic Fantastic") und dem Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Volker Boch sowie mit dem Publikum. Eingerahmt wurde der Abend mit den beiden Dokumentationen.
Schon der Eröffnungsabend war ein voller Erfolg. (Bericht: https://www.wochenspiegellive.de/rhein-hunsrueck-kreis/artikel/filmfestspiele-sind-schwungvoll-gestartet-video)