Andreas Bender

Heimat Europa Filmfestspiele 2024: "Edgar" geht nach Spanien

Simmern. Der „Edgar“ (bester moderner Heimatfilm) der Heimat Europa Filmfestspiele 2024 geht an den Film „Un Amor“ der spanischen Regisseurin Isabel Coixet.
Die spanische Regisseurin und Drehbuchautorin
Isabel Coixet wurde aus Paris zugeschaltet.

Die spanische Regisseurin und Drehbuchautorin Isabel Coixet wurde aus Paris zugeschaltet.

Bild: Bender

Freuen über den „Edgar“, benannt nach dem Schirmherrn und Regisseur Edgar Reitz, der Heimat Europa Filmfestspiele, darf sich in diesem Jahr die international renommierte, spanische Regisseurin und Drehbuchautorin Isabel Coixet und ihr Team für ihren Film „Un Amor“. Der „Edgar“ ist mit 2500 Euro Preisgeld dotiert.

 

Nicolette Krebitz, Schauspielerin, Regisseurin und alleinige Jurorin der diesjährigen Filmfestspiele, standen 13 Wettbewerbsfilme zur Auswahl. „Isabel Coixet“, sagt die Jurorin zur ihrer Wahl, „nimmt die Ambivalenz der Figuren aus dem Roman von Sara Mesa zum Anlass, uns generell etwas über das Leben zu verraten. In „Un Amor“ geht es um Rückzug und Begegnung, um ein unmoralisches Angebot, das Lust verschafft und eine Obsession, die am Ende befreit. Das eine scheint es nicht ohne das andere zu geben und so ist „Un Amor“ manchmal verstörend und trotzdem schön, betörend, ernüchternd, traurig und komisch zugleich. In jeder Sekunde des Films spüren wir das milde Lächeln der Erzählerin, die weiß, wovon sie spricht.“ Isabel Coixet feierte 2003 ihren internationalen Durchbruch mit der Tragikomödie „Mein Leben ohne Mich“.

 

In den Hauptrollen von „Un Amor“ begegnen uns die spanische Schauspielerin Laia Costa und der Charakterdarsteller Hovik Keuchkerian. Dem deutschen Publikum ist Laia Costa vornehmlich als Hauptdarstellerin in dem deutschen Spielfilm „Victoria“ bekannt, für den sie 2015 den Deutschen Filmpreis erhielt. Der Schauspieler Hovik Keuchkerian, 1972 in Beirut geboren und in Spanien aufgewachsen, war nicht nur Profiboxer und zweimaliger Spanischer Meister im Superschwergewicht, sondern wirkt auch als Stand-up Comedian und ist Autor verschiedener Bücher. Keuchkerian wurde hauptsächlich durch seine Rolle in der spanischen Erfolgsserie „La Casa de papel“, deutsch „Haus des Geldes“, international bekannt.

 

Der mit 1000 Euro dotierte, vom Land Rheinland-Pfalz gestiftete Nachwuchspreis für den besten Debütfilm der Heimat Europa Filmfestspiele 2024 geht an den ersten Langfilm der Regisseurin Lara Milena Brose für „Echoes from Borderland“. Nicolette Krebitz zu ihrer Entscheidung: "Echoes from Borderland ist kein reiner Dokumentarfilm über ein Einzelschicksal. Alles ist echt, nichts ist erfunden – doch gestaltet und verdichtet. Mit der 15-jährigen Nahid, die aus Afghanistan geflohen ist, erleben wir die brutalen Push-Backs an der europäischen Außengrenze und auch die Hilfsbereitschaft der Bewohner im Grenzgebiet. Für beide wird „Heimat“ zu einem äusserst schmerzlichen Begriff.“

 

Die Herzen der Kinobesucher in Simmern erobern und somit den Preis für den Besten Publikumsfilm gewinnen, konnte der Regisseur Andreas Dresen mit seinem bewegenden Drama über die Widerstandskämpferin Betti Gertrud Käthe Hilda Coppi während des Dritten Reiches: „In Liebe, Eure Hilde“. Einem breiten Publikum bekannt wurde die Hauptdarstellerin Liv Lisa Fries, die Hilde Coppi verkörpert, durch ihre Rolle als Charlotte Ritter in der Serie „Babylon Berlin“. Der Publikumspreis der Heimat Europa Filmfestspiele wird mit 1000 Euro honoriert.

 

Im Vorfeld wurden bereits die Gewinner des Kurzfilmwettbewerbs ausgelobt, bei dem wieder Menschen aus der Region ihre Ideen einreichten. Gewonnen hat hier der Filme "La Dloce Vita" (kein Schreibfehler) von Bastian Brunke und Theresa Valentin.

 

Die feierliche Preisverleihung in Anwesenheit u.a der Jurorin Nicolette Krebitz, die ein Live-Zoom-Interview mit der Regisseurin Isabel Coixet führte, sowie Jesús Choya Zataraín aus dem Produktionsteam von „Un Amor“, der Protagonistin aus „Echoes from Borderland“, Nahid Akbari, deren Fluchtgeschichte aus Afghanistan im Film erzählt wird, sowie der Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, Katharina Binz, fand am Samstag, 24. August, im Pro-Winzkino in Simmern statt. Aufgrund des Wetters wurde das Event kurzerhand vom Fruchtmarkt in den Kinosaal verlegt.

 

Ministerin Binz betonte in ihrer Rede auch die Bedeutung des Festivals als einen Ort des Austauschs und der Reflexion: „Heimat – das hat uns der Schirmherr des Festivals, Edgar Reitz, gelehrt – ist eben nicht nur ein geografischer Ort, sondern vor allem auch die Sehnsucht und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Sicherheit. Die HEIMAT EUROPA Filmfestspiele sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Film als Medium dazu beitragen kann, dass wir uns mit den Erfahrungen anderer auseinandersetzen, Empathie entwickeln und mögliche Vorurteile abbauen.“

 

Sabine Schultz, die Künstlerische Leiterin der Filmfestspiele, zieht ein erstes Resümee und kann dabei einen Besucherrekord verkünden: „Nach 16 Tagen täglichem Power-Film-Programm und mit rund 3500 Besuchern ging heute in Simmern ein Festival der starken, mutigen Frauen, vor und hinter der Kamera zu Ende. Wie wir nun sehen, bestätigen dies auch die vergebenen Preise – egal ob von der Fachfrau oder dem Publikum. Es war mir, wie bereits im letzten Jahr, eine grosse Freude so vielen engagierten Filmschaffenden und begeisterten Film-Enthusiasten begegnet zu sein. Die Liebe zur Filmkunst war bei den sechsten Heimat Europa Filmfestspielen allseits spür- und erlebbar. Ich danke allen, besonders den vielen ehrenamtlichen Helfer:innen, sehr herzlich, die zum Gelingen der Heimat Europa Filmfestspiele 2024 beigetragen haben“.

 

Ebenfalls Rekord: Im Vorfeld wurden rund 130 Festspielpässe verkauft. Dies zeigt, dass die Filmfestspiele, die 2019 erstmals stattfanden, mittlerweile fest in der Region verankert sind. Das sieht auch der Stadtrat Simmern so, der die finanzielle Unterstützung der Festspiele für die nächsten fünf Jahre beschlossen hat, wie Stadtbürgermeister Dr. Andreas Nikolay erklärte. Die Heimat Europa Filmfestspiele werden von der Stadt Simmern in Zusammenarbeit mit dem Pro-Winzkino Hunsrück, im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz veranstaltet.

 

Video zur Eröffnung: https://www.wochenspiegellive.de/rhein-hunsrueck-kreis/artikel/ausverkaufter-auftakt-der-6-filmfestspiele-in-simmern


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