Andreas Bender

Caritas im Rhein-Hunsrück-Kreis verliert einen Schatz

Rhein-Hunsrück. Die Caritas im Landkreis verabschiedete eine allseits geschätzte Kollegin: Irmgard Siemen geht nach nach fast 42 Jahren in den Ruhestand.

Die stellevertretende Caritasdirektorin Ilona Besha (rechts) verabschiedet Pflegeberaterin Irmgard Siemen in den Ruhestand.

Die stellevertretende Caritasdirektorin Ilona Besha (rechts) verabschiedet Pflegeberaterin Irmgard Siemen in den Ruhestand.

Bild: Thomas Elsen, Caritas

Alles begann am 1. Oktober 1982 mit dem Anerkennungsjahr, das Irmgard Siemen) hälftig bei der Caritas in Boppard und beim Kreis-Jugendamt Mayen-Koblenz absolvierte. Anschließend heuerte die frischgebackene Sozialarbeiterin fest bei der Caritas an. Familienhilfe, der Bereich „Pflegekinder“, Schwangerschaftskonfliktberatung, Flüchtlingshilfe… Zehn Jahre lang machte Irmgard Siemen „fast alles außer Seniorenarbeit“. Das änderte sich Ende 1994.

 

Gerade zurück aus der Elternzeit, baute Siemen den Mobilen Sozialen Dienst (MSD) der Emmelshausener Caritas-Sozialstation auf. Ein solches Angebot an Betreuung und hauswirtschaftlicher Hilfe brauchte es, damit der Pflegedienst als „Ambulantes Hilfezentrum“ anerkannt wurde. Das wiederum war eine Voraussetzung, um ein neues landesgefördertes Beratungsangebot, die Beratungs- und Koordinierungsstelle (BeKo), einrichten zu können.

 

In jener Beratungsstelle für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige fand Irmgard Siemen 1995 ihr neues Arbeitsfeld, dem sie treu blieb. Als die BeKo-Stelle nach zehn Jahren zum „Pflegestützpunkt Boppard Emmelshausen“ wurde, bedeutete das konzeptionelle Neuerungen. In Siemens Rückblick auf ihr Berufsleben ist es indes eher eine Randnotiz. „Schwerpunkte und grundlegende Ansätze ihres Tuns änderten sich dadurch nicht“, weiß Ilona Besha, die schon damals mit Irmgard Siemen „kollegial befreundet“ war. Die stellvertretende Caritasdirektorin lobt Siemens Sensibilität für die Belange, Sorgen und Nöte Ratsuchender.

 

 „Vor allem aber kennen wir Irmgard als großartige Netzwerkerin“, verrät Besha und nennt beispielhaft das „Bopparder Schnittstellentreffen“: Auf Initiative der Pflegeberaterin gibt es seit zwei Jahrzehnten regelmäßige Arbeitstreffen aller, die vor Ort an der Versorgung Pflegebedürftiger mitwirken: Altenheime, Pflegedienste, das Krankenhaus oder Arztpraxen. Irmgard Siemen hatte stets das Miteinander im Blick. Gerne denkt sie auch zurück an eines von mehreren Ehrenamts-Projekten in Kooperation mit der Stadtverwaltung Boppard: die städtische Schiffstour für ältere oder körperlich eingeschränkte Bopparder. Damit auch wirklich jeder – ob mit Geh-Hilfe, Rollator oder „Rolli“ – teilnehmen konnte, gewann die Caritas-Mitarbeiterin die örtlichen Schulen als Unterstützung.

 

Seit 2007 halfen jährlich um die 100 Schülerinnen und Schüler beim „Entern“ oder Verlassen des Schiffs. Auf dem rund dreieinhalbstündigen Ausflug leisteten sie den betagten Passagieren Gesellschaft. Und das alles mit einer Verlässlichkeit, die den jungen Leuten mancher vielleicht gar nicht zugetraut hätte! Nicht bloß langjährige Kollegen verbinden mit Irmgard Siemen zumindest zwei Dinge. Da ist die gutgelaunte Entgegnung, wenn andere sich vielleicht ein wenig zu sehr von Bedenken oder eventuellen Hindernissen bremsen ließen: „Papperlapapp!“

 

Genauso schätzt man ihre Kreativität. So fand sich leicht das Motto fürs Abschiedsgeschenk. Vom Kollegium gab`s ein Kästchen voller Gutscheine für nette Freizeit-Aktivitäten; dazu die Aufforderung: „Komm, wir finden einen Schatz!“Mit dieser Anleihe aus einem Bilderbuch von Janosch lud Irmgard Siemen vor 20 Jahren Einheimische Senioren ein zu „Urlaub ohne Koffer“. Die dreitägige „Reise von Boppard nach Boppard“ fand im Herbst 2019 letztmals statt.

 

Andere Projekte und Angebote wie der Bopparder Spiele-Treff oder der Frühstücks-Treff aber laufen noch. Dank dem Orts-Caritasverband und weiteren engagierten Kooperationspartnern wird es sie auch künftig geben, daran hat die Neu-Rentnerin keinen Zweifel.


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