Brasilianische Handwerkskunst ziert Kreisel in Emmelshausen
Gut 20 Tonnen wog der Sandstein-Monolith, als er Anfang August in der Mitte des Kreisverkehrs gehoben wurde. Nach ein paar Tagen war dieser schon um einiges »leichter«, wie bei unserem Baustellenbesuch am dritten Tag der Arbeiten deutlich erkennbar war.
Verantwortlich für die Durchführung der Steinmetzarbeiten sind Valmor Heckler und Leonardo Mathias, die für diese Arbeiten extra aus Brasilien anreisten und gleich ihr Können zeigen durften. Denn der deutsche Sandstein ist härter als der brasilianische. »Das muss so sein, die Arbeiten sollen ja nicht zu leicht sein«, sagt Heckler augenzwinkernd. »Wir freuen uns sehr, dass wir die Skulptur formen dürfen, die für die Verbundenheit des Hunsrücks mit Brasilien steht. Die Idee ist toll«, sagt er. »Diese Verbundenheit ist auch vielen Menschen in Nova Petrópolis und Brasilien ein wichtiges Anliegen.«
Nicht verwunderlich ist daher, dass Valmor Heckler selbst eine enge Verbindung zu unserer Region hat. Seine Vorfahren stammen aus Argenthal. »Sie sind 1859 ausgewandert und haben sich in der Region des heutigen Nova Petrópolis angesiedelt«, sagt er. »Noch heute finden regelmäßig Familienfeste statt, bei denen sich die Heckler-Nachfahren treffen. Dabei treffen sich rund 400 Menschen.«
Nova Petrópolis ist eine Stadt im Süden Brasiliens mit etwa 20 000 Einwohnern. Die Stadt ist stark von deutschen Einwanderern geprägt. Deutsch und insbesondere das sogenannte »Riogrande Hunsrückerisch«, sind weit verbreitet. Seit 2019 besteht eine offizielle Städtepartnerschaft zwischen Nova Petrópolis und Emmelshausen.Valmor Heckler ist Geschäftsführer des Skulpturenparks »Petras do Silencio« (dt.: »Steine der Stille«) in der Partnerstadt. Der Park ist bekannt für seine lebensgroßen Skulpturen, die Einwanderer und Handwerker darstellen und die Einwanderungsgeschichte widerspiegeln.
Während einer Reise nach Brasilien, an dem auch der Künstler Hermann-Josef Wilhelm aus Schwall teilnahm, ist der Kontakt entstanden. Wilhelm hat auch den Entwurf für die Skulptur angefertigt, nach einer Idee von Alfred Muders von den Brasilienfreunden Emmelshausen. Die bauliche Planung wurde vom Ingenieurbüro Richter | Gregorius übernommen, der Bau des Kreisels von der Firma Schmitt aus Liebshausen. Und der Bauhof Emmelshausen unterstützte mit helfenden Händen.
Der große Wanderschuh, der nun in der Mitte des Kreisels thront, symbolisiert die Auswanderung nach Brasilien. Zudem trägt der Kreisel an der Stadtausfahrt den Schriftzug »Nova Petrópolis« in Edelstahl auf rotem Sandstein und an der Stadteinfahrt »Emmelshausen« in Edelstahl auf Schiefer. Besonders gut ist das Timing. So wurde der neue Partnerstadtkreisel pünktlich im Jubiläumsjahr »200 Jahre Auswanderung nach Brasilien« eingeweiht – mitgestaltet von einem Nachfahren der Hunsrücker Auswanderer.