Bauern-Proteste im Rhein-Hunsrück-Kreis am 8. Januar
In der zweiten Januarwoche protestieren zahlreiche Bauern im ganzen Land gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung und die Agrarpolitik der letzten Jahre. Denn für viele waren die Streichungen der Agrarrückvergütung und der KFZ-Steuervergünstigungen (die mittlerweile zum Teil wieder zurückgenommen wurden) der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Protestaktionen gab es auch in großer Anzahl im Rhein-Hunsrück-Kreis am Montag, als Bauern mit Traktorenkonvois und Blockaden den Verkehr an vielen Stellen im Kreis lahmlegten. Auch regionale Unternehmen zeigten sich solidarisch und beteiligten sich mit Fahrzeugen an den Protestaktionen. In Kastellaun kam es schon am frühen Morgen zu ersten Blockaden, ebenso in Simmern und Kirchberg. Hier waren bereits um 5 Uhr Traktoren im Industriegebiet unterwegs zur Anschlussstelle auf die B 50, um diese zu blockieren. Betroffen von Aktionen waren auch weitere Auffahrten auf die A61, B50 und B327.
Die Aktionen hatten Auswirkungen auf den Berufsverkehr sowie den Schulbesuch. Auch im Industriegebiet Dörth war ein Traktorenkonvoi unterwegs, der sich über die Hunsrückhöhenstraße in Richtung Buchholz bewegte. Bei Pfalzfeld und Buchholz wurden auch die Autobahnauffahrten blockiert - so, dass Rettungswege frei blieben. Blockaden wurden auch immer wieder kurzzeitig geöffnet, sodass ein Verkehrschaos ausblieb und Rettungsfahrzeuge jederzeit passieren konnten.
Nach ersten Informationen, zog die Polizeiinspektion Simmern ein positives Fazit und hob die Kooperationsbereitschaft der Landwirte hervor und die Tatsache, dass die Einschränkungen für die Verkehrsteilnehmer im Rahmen blieben. Auch seitens der Bevölkerung und Verkehrsteilnehmer war das Verständnis für die Aktionen meist groß, auch wenn diese zu Behinderungen führten. Bereits am Dienstagmorgen war erneut ein Demonstrationskonvoi von Bell nach Braunshorn unterwegs.
Doch warum wird eigentlich protestiert? Wie Landwirtschaft verbindet Deutschland (LSV) e.V. und die angeschlossenen Landesverbände vorab klarmachten, geht es um eine langjährige verfehlte Agrarpolitik in Deutschland. In einem Infoblatt zum Protesttag am 8. Januar macht der LVS e.V. deutlich: "Die Flut an immer weiteren Wettbewerbsnachteilen gegenüber importierten Lebensmitteln muss aus unserer Sicht ein Ende haben.
"Um den Fortbestand der deutschen Landwirtschaft zu sichern, bestehen wir darauf:
dass es keine Steuererhöhungen oder Auflagen gibt, die sogar inneneuropäisch zu Wettbewerbsnachteilen führen.
dass importierte Waren mindestens den deutschen Anforderungen an Umwelt-, Tierschutz- und Sozialstandards entsprechen (Lieferkettengesetz).
dass alle landwirtschaftliche Produkte, auch in verarbeiteten Lebensmitteln und Restaurants, eine klare 100% Herkunftslandkennzeichnung erhalten, damit der Verbraucher leicht erkennen kann, woher diese kommen.
dass Menge, Preis und Lieferzeit für unsere Produkte im Vorfeld festgelegt werden (Marktrahmenbedingungen)."
Die Bauern im ganzen Land machten klar: Sie gehen nicht nur für ihre Betriebe und Familien, sondern auch zum Wohl der Verbraucher auf die Straße. "Denn wir wollen weiterhin regionale, gesunde Lebensmittel produzieren und dabei unseren Beitrag zum Klima-, Umwelt- und Artenschutz leisten."