Klaus Desinger

Historiker gegen »Gender-Gaga«

Idar-Oberstein. Am Gendern, also der geschlechtergerechten Sprache, scheiden sich die Geister. Wir sprachen mit dem Historiker Dr. Hans-Dieter Bottke, Mitglied des Vereins Deutsche Sprache, über das »Aufregerthema Nummer eins«.

Kann dem Gendern nichts abgewinnen: Historiker Dr. Hans-Dieter Bottke ist Mitglied im Verein Deutsche Sprache, der sich unter anderem gegen Gendersprache und unnötige Anglizismen einsetzt.

Kann dem Gendern nichts abgewinnen: Historiker Dr. Hans-Dieter Bottke ist Mitglied im Verein Deutsche Sprache, der sich unter anderem gegen Gendersprache und unnötige Anglizismen einsetzt.

Bild: Privat

»Beim Gendern handelt es sich letztlich um eine unmögliche Sprachvariante, die schlicht und einfach nicht anwendbar ist«, schildert Bottke, wohnhaft in Idar-Oberstein, seine Sicht der Dinge - und untermauert diese gleich mit einer Vielzahl von Beispielen. So stoße man in Stellenanzeigen immer häufiger auf Gendersternchen, Binnen-Is und Unterstriche. »Es wird kein Beamter mehr gesucht, sondern ein*e Beam*tin.«.

»Ablehnung des Genderns verwundert mich nicht«

In einer Annonce suchte eine Kommune eine*n Sachbearbeiter*in (a*). Wofür das (a*) steht, musste in einem späteren Absatz der Ausschreibung erläutert werden: Für alle Menschen aller Nationalitäten.«
So gut das Gendern auch gemeint sein mag, es liegt auf der Hand, dass sich Bücher nicht mehr flüssig lesen lassen und auch Unterhaltungen, Nachrichten oder Diskussionsrunden ins Groteske wabern. Der Historiker nennt Beispiele aus dem von ARD und ZDF gemeinsam betriebenen Online-Projekt »Funk«. In einem kurzen Insta-Film würde über den Einmarsch der Taliban in Kabul berichtet unter dem Titel: »Die Islamist*innen ziehen in immer mehr afghanische Städte ein«. In einem anderen »Funk«-Beitrag hieße es: »Braunbären sind zu 75 Prozent Veganer:innen«. Zuschauerinnen und Zuschauer mögen dies mit einem Lächeln quittieren, doch viele Menschen bekommen bei solchen Phrasen Puls wie das HB-Männchen.
»Die Ablehnung der Gendersprache durch eine große Mehrheit verwundert mich nicht. Dennoch wird sie von einer kleinen, aber einflussreichen Minderheit, vor allem durch Verwaltungen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, mit großer Vehemenz vertreten und oftmals auch gegen den Willen der Mehrheit versucht, in vielen gesellschaftlichen Bereichen durchzusetzen.« Dies trage nicht unerheblich zur Spaltung in unserer Gesellschaft bei. »Gerade deshalb sollte das Thema nicht unseriösen politischen Populisten überlassen werden«, folgert der Historiker Dr. Hans-Dieter Bottke.

Der Verein Deutsche Sprache, dem Dr. Bottke angehört, ist der weltweit größte deutsche Sprachverein, vertreten auf allen Kontinenten mit mehreren zehntausend Mitgliedern. Davon sind die Hälfte keine deutschen Bürger. In Deutschland setzt sich der Verein für mehr und besseren Deutschunterricht ein, für eine besondere Förderung für Kinder mit Sprachproblemen und für Personen mit Lese- und Rechtschreibschwäche. Weitere Info: www.vds-ev.de.


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