

Vom Chemielaboranten über die Betreuung Minderjähriger bis hin zur Leitung der beiden rheinland-pfälzischen Hospize der Stiftung kreuznacher diakonie in Bad Kreuznach und in Simmern – der berufliche Werdegang von Tobias Gotre hat mehrere interessante Wendungen genommen. Nach der Schule war der heute 33-Jährige als Chemielaborant in einem Krankenhauslabor tätig. „Letztendlich habe ich mich aber dazu entschlossen, doch lieber etwas mit Menschen zu machen“, berichtet er und studierte Sozialarbeit.
Nach seinem Master-Studiengang war er vier Jahre lang in der Kinder- und Jugendhilfe im Kreis Mainz-Bingen in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Geflüchtete tätig. Als in den rheinland-pfälzischen Hospizen grundsätzlich Stellen in der psychosozialen Begleitung Sterbender ausgeschrieben wurden, vollzog Tobias Gotre erneut einen Wechsel – vom Lebensbeginn und den ersten Schritten der ihm anvertrauten Menschen hin zum Lebensende. Um das christliche Leitbild und das diakonische Profil im Hospiz auch mit Leben füllen zu können, absolvierte der Bad Kreuznacher berufsbegleitend die Weiterbildung zum Diakon. 2023 wurde er eingesegnet. „Ich finde es toll, dass mein Arbeitgeber die Möglichkeit für eine christliche Ausbildung bietet und mir hat das sehr viel Freude gemacht. Auch wenn es zwischendurch anstrengend war: Wir haben während meiner Ausbildung zweimal Nachwuchs bekommen“, erzählt Tobias Gotre lachend.
Die größten Herausforderungen in der Hospizarbeit liegen in seinen Augen darin, „die Einrichtungen weiter mit Leben zu füllen.“ Es gelte, vermehrt auch Angebote für jünger werdende Gäste zu schaffen und immer wieder das passende Personal für gute Pflege zu finden. „Es gibt immer mehr Hospize – da müssen wir erkennbar machen, inwieweit sich unsere beiden Einrichtungen von denen anderer Anbieter unterscheiden.“ Die Menschen in der meist kurzen Zeit gut zu begleiten, ihnen und ihren Angehörigen Halt und Zuversicht zu bieten – das gehört zum Arbeitsalltag des Diakons und seiner Pflege- und Betreuungsteams. Dabei kehrt keine wirkliche Routine ein, greift kein einfaches Schema, „weil ich immer bedenken muss: für mein Gegenüber ist es immer das erste Mal. Der erste Besuch im Hospiz, das erste Gespräch mit der Mitarbeiterin oder mit dem Seelsorger, das Ankommen und eben auch das Abschiednehmen.“
Sowohl im Eugenie Michels Hospiz als auch im Aenne Wimmers Hospiz ist die Netzwerkarbeit ungemein wichtig, weiß Tobias Gotre. Daher werden die Kooperationen mit den Einrichtungen der beiden Städte gut gepflegt. Um die individuellen Bedürfnisse der zwölf Gäste in Bad Kreuznach und der acht Gäste in Simmern kümmern sich neben den hauptamtlich Mitarbeitenden auch zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. „Sie sind total aktiv, kaufen ein, backen Kuchen, hören zu und machen einfach ganz viel möglich“, freut sich Diakon Tobias Gotre.
Wer Zeit und Lust hat, sich in einer der beiden Einrichtungen einzubringen, kann sich jederzeit bei ihm melden. Regelmäßig werden auch Kurse zur Begleitung Sterbender angeboten. Groß ist die Freude immer, wenn ehrenamtlich Engagierte oder Mitarbeitende ihre Hunde mit in die Einrichtung bringen und diejenigen, die das möchten, gemeinsam besuchen. Überhaupt finden tierische Besuche immer großen Anklang und Pony „Eklipse“ ist genauso regelmäßig zu Gast wie einige Vierbeiner der Rentier-Alm in Niedernhausen. In den Bereich tiergestützte Therapie ist auch die Vorgängerin von Tobias Gotre, Christina Gann, gewechselt. Sie hat sich hier selbstständig gemacht.