Der 3. Advent steht vor der Tür. Die optimale Zeit, sich einen Weihnachtsbaum zu sichern. Doch wie bleibt der Baum lange grün? Wir haben beim Experten nachgefragt und uns dabei über den Zustand des Waldes erkundigt.
Von Andreas Bender.
Die heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre haben die Nordmanntannen der Weihnachtsbaumkulturen des Forstamtes Kastellaun am Rothenbergerhof gut überstanden. Der kühlere Sommer 2021 hat ihnen sichtlich gutgetan. Hier, zwischen den jungen Bäumchen, erklärt uns Ralf Lieschied, was einen guten Weihnachtsbaum ausmacht: »Die Frische ist sehr wichtig. Wer die Möglichkeit hat, sollte seinen Weihnachtsbaum am besten selbst schlagen – möglichst nahe an Weihnachten.«
Aber nicht jeder will selbst einen Baum schlagen. Worauf sollte man also beim Kauf achten? »Zunächst sollte man auf die Nadeln schauen. Diese sollten mit einem kräftigen grün auffallen und nicht blass sein«, erklärt der Experte. »Das ist ein Anzeichen dafür, dass der Baum zu lange im Trockenen stand. Auch Schimmel ist ein Zeichen für falsche Lagerung.«
Hat man einen schönen Weihnachtsbaum gefunden, gibt es ein paar einfache Tipps gegen das Nadeln. Damit der Baum weiter »im Saft« steht, sollte man ihn erst kurz vor Heilig Abend aufbauen. Bis dahin bewahrt man ihn am besten draußen auf. »Regen macht dem Baum nichts aus«, sagt Lieschied. Alternativ ist eine Lagerung in einem kühlen Raum (zum Beispiel im Keller) ratsam. »Der Stamm sollte dann möglichst in einem Eimer Wasser stehen.«
Wasser ist wichtig
Wasser sorgt auch beim geschmückten Baum im Wohnzimmer für eine lange Lebensdauer. Beim Aufstellen sägt man die Schnittstelle nach, damit der Baum das Wasser besser aufnimmt. »Besonders in den ersten Tagen braucht er viel Wasser - bis zu zwei Liter am Tag. Dabei ist auch zu beachten, dass er nicht in Heizungsnähe steht«, erklärt Lieschied.
Und auf was müssen die Forstwirte achten? Um ein optimales Wachstum zu ermöglichen, werden die Bäume in gleichen Abständen voneinander gepflanzt. In der Kultur am Rothenbergerhof hat jede Tanne sechs »Nachbarn« in einem Abstand von 1,50 Meter. Damit die Äste auch gleichmäßig dicht wachsen, helfen die Fachleute etwas nach: Äste werden leicht gestutzt und eine mögliche zweite Spitze entfernt. »Um das Höhenwachstum zu bremsen, wird mit einer Zange die Rinde über den letzten Ästen gequetscht. Dadurch sind die Leitungsbahnen gestört und weniger Wasser gelangt in die neuen Triebe«, erklärt Ralf Lieschied. So wächst er mehr in der Breite als in der Höhe.
Wälder brauchen weiter mehr Niederschläge
Jahrzehnte beherrschte die Fichte die Wohnzimmer der Region zu Weihnachten. Inzwischen prägt die Nordmanntanne das Bild des Weihnachtsbaumes. »Sie hat eine dichte Benadelung, eine schöne Wuchsform und die Nadeln haben ein sattes Grün«, sagt Lieschied. Zudem ist die Nordmanntanne weniger anfällig für Käfer, Insekten und andere Schädlinge. Ein interessanter Aspekt, blickt man auf die trockenen und heißen Sommer 2018, 2019 und 2020 zurück. Beste Bedingungen für den Borkenkäfer, der sich stark ausgebreitet hat. Das macht das Käferholz deutlich: Im letzten Jahr wurden im Forstamt Kastellaun alleine rund 90 000 Festmeter verzeichnet. In diesem Jahr sind es etwa 60 000 Festmeter – ein Rückgang, der aber immer noch auf dem Niveau von 2019 liegt.
Durch den kalten und nassen Sommer hatte der Wald dieses Jahr eine Art Verschnaufpause. Liescheid spricht von einer »leichten Entspannung. Der Niederschlag 2021 war erneut unterdurchschnittlich. Auch im Herbst hatten wir nur 60 bis 70 Prozent des üblichen Niederschlages.« Das bezeugt auch das aktuelle Niedrigwasser des Rheins.
Zwar habe der kühlere Sommer den Borkenkäfer etwas ausgebremst und dafür gesorgt, dass weniger Regen verdunstet ist. Davon profitiert hat aber nur die obere Bodenschicht. »Die Durchfeuchtung reicht mitunter bis 70 Zentimeter. Tieferen Lagen, die auch für verschiedene Baumwurzeln wichtig sind, sind weiter zu trocken«, erklärt Ralf Lieschied. So hofft der Wald dann mal wieder auf mehr Regen und erneut einen kühlen Sommer 2022.