Robert Syska

Reformunfähig? Mitglied übt Kritik am Katzenschutzverein

Seit einigen Wochen scheinen die Fronten verhärtet im Bad Kreuznacher Katzenschutzverein. Statt Kuschelkurs wird gefaucht - aber nicht von den rund 27 Stubentigern, die derzeit das Katzenhaus bevölkern, sondern unter den Menschen, die sich den Schutz der Tiere auf die Fahnen geschrieben haben.

Es läuft was schief im Katzenschutzverein Bad Kreuznach. Nach nur einem knappen halben Jahr hat Christine Scheitler ihr Vorstandsmandat niedergelegt und diesen Schritt, unter anderem auf der Internetseite des Katzenhauses, öffentlich gemacht. Darin äußerte sie mehrere Vorwürfe, die unter anderem Grund für den Schwund an Mitgliedern und freiwilligen Helfern im Verein seien. Der Verein sperre sich gegen dringend notwendige Neuerungen, allen voran Mitglieder des Vorstandes. Doch von der Internetseite ist der Brief seit Kurzem verschwunden. Wünscht der Verein also keine Kritik? Der Vorstand reagiert verärgert. "Sie zieht mein Lebenswerk in den Dreck" Die Vorsitzende Doris Scharffetter will sich - auch aus gesundheitlichen Gründen - nicht weiter äußern: "Das ist mein Lebenswerk und sie zieht es durch den Dreck." Für andere Vorstandsmitglieder ist Scheitlers Schritt etwas, "das sie gerne totgeschwiegen hätten". "Das, was Frau Scheitler hier schreibt, hat in der Öffentlichkeit nichts verloren", sagt Oliver Weingärtner, Schriftführer des Katzenschutzvereins. Dabei seien Interna des Vorstandes nach draußen gezerrt worden und dies ganz entgegen Scheitlers Versprechen. "Was im Vorstand besprochen wird, bleibt im Vorstand, das waren ihre Worte", ergänzt Kassiererin Carmen Stoy. Darüberhinaus: Scheitler sei nie Mitglied des Vorstandes gewesen, sondern nur dessen Beauftragte, erläutern die beiden. Frischer Wind nicht willkommen? Christine Scheitler hatte sich seit Mitte 2013 im Katzenschutzverein engagiert. Von Scharffetter darauf angesprochen, dass etwas gegen die Nachwuchssorgen gegen den Verein getan werden müsse, übernahm Scheitler, die beruflich Erfahrung in der Optimierung von Abläufen in Firmen hatte, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Was auch zunächst glänzend zu laufen schien: Ihre Ideen wurden von den Vereinskollegen aufgenommen und werden auch jetzt noch von den Vorstandsmitgliedern gelobt: "Scheitler hatte die Öffentlichkeitsarbeit, das war ihre Aufgabe. Alles war zunächst in Ordnung, der Verein hat positive Anstöße bekommen und es wurden viele Leute auf den Verein aufmerksam", bestätigt Weingärtner. So wurde der Internetauftritt des Katzenschutzvereins aktualisiert, ein neues Katzenalbum zeigte Schützlinge des Vereins. Ein Katzenkalender brachte Geld in die klammen Vereinskassen und zudem neue interessierte Helfer. Und: rund die Hälfte der Katzen ist inzwischen vermittelt. Statt 58 bewohnen derzeit 27 Katzen das Haus. Widerstand aus dem Kernteam des Vereins Aber es knirschte auch: "Beim Versuch den ordnungsgemäßen Betrieb des Vereins zu hinterfragen, zu überprüfen und abzusichern, bin ich dann allerdings auf heftige Widerstände aus dem aktuellen Kernteam des Vereins gestoßen. Dies reichte bis zu nicht akzeptablen persönlichen Angriffen", so Scheitler in ihrem Schreiben. Finanziell sei alles ordnungsgemäß, betont sie, aber es sei ihr nicht möglich gewesen, die Adressen von Mitgliedern zu erhalten. "Ich brauchte die Adressen für ein Dankesschreiben für unsere Mitglieder. Eine Maßnahme, welche die Bindung zum Verein steigert." "Die Adressen hat Scheitler von mir erhalten, nur nicht so schnell, wie sie es gerne gehabt hätte", entgegnet Stoy. Scheitler habe sämtliche Kontaktdaten verlangt und "die schüttelt man nicht mal eben aus dem Ärmel". Auch habe der Vorstand nicht die nötige Zeit geopfert, um langfristige Veränderungen durchzusetzen. "Eine Stunde im Monat ist zu wenig für Vorstandsarbeit." Vergeblich habe sie versucht, ein Treffen zu arrangieren, bei dem die Zukunftsplanungen für den Verein besprochen wurden. "Aber wir haben uns doch zu Gesprächen getroffen im Haus der Vorsitzenden und zwar einen ganzen Tag lang", widerspricht Weingärtner. "Wir treffen uns regelmäßig, besprechen uns und sind auch öffentlich präsent", erläutern die beiden. "Das Beharren auf alten Strukturen schreckt neue Helfer ab" Das Beharren auf alten Strukturen sieht Scheitler als Grund, warum sich viele neugewonnene freiwillige Helfer bereits nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen hätten. "Die Helfer waren an mich herangetreten und hatten gesagt, sie fühlten sich gar nicht gebraucht", beklagt Scheitler. "So viele Freiwillige waren es gar nicht", so Stoy, "es waren insgesamt fünf Leute, die wir dazugewinnen konnten im vergangenen Jahr. Zwei sind uns erhalten geblieben." Gründe für Rückzüge seien unter anderem berufliche Neuorientierung und Krankheit gewesen. Einige hätten gemerkt, dass die Arbeit nicht ihren Vorstellungen entspricht. "Hier zu arbeiten bedeutet nicht nur streicheln, sondern auch saubermachen und das jeden Tag", so Stoy .Auch die sogenannte Task Force, zwei Leute, die sich um die Kastration streunender Katzen kümmern, habe infolge von Scheitlers Rückzug aufgehört. Das bestätigen Stoy und Weingärtner. "Diese waren auf ihrer Seite und wir finden es schade, dass sie es nicht mehr machen." Tierschutz oder Soziale Arbeit? Schwerer wiegt Scheitlers Vorwurf, der Verein überschreite "in der aktuellen Konstellation die Grenze zwischen Tierschutz und sozialer Arbeit". "Der bereits früh und damals noch humoristisch geäußerte Verdacht, dass es sich in der Volxheimer Gasse um ein 'Katzen-Menschen-Haus' handelt, bestätigte sich", so Scheitler in ihrem Schreiben. Dabei würden sich einige nur über ihre Arbeit dort definieren und sich Kompetenzen anmaßen, die ihnen nicht zustehen. So sei sie in den Räumen des Katzenhauses persönlich angegriffen worden, als sie dort mit anpacken wollte, bedauert Scheitler. Persönliche Angriffe Ein Vorwurf, der laut Einschätzung der Vorstandsmitglieder unter anderem auf die bezahlte Teilzeitkraft im Haus richte. "Die beiden hatten sich nie verstanden", sagt Stoy, "die Frau kümmert sich aufopferungsvoll um die Katzen und das weit über ihre bezahlten Stunden hinaus." Nicht schmälern wollte Scheitler allerdings das Lebenswerk von Doris Scharffetter, die den Verein ins Leben gerufen hatte: "Ich habe größte Hochachtung vor der Lebensleistung von Frau Scharffetter", beteuert Scheitler. Auch werde sie weiter im Verein bleiben und durch ihren Mitgliedsbeitrag den Katzenschutz in Bad Kreuznach unterstützen."Ich wünsche mir, dass durch meinen Rückzug, ein sinnvoller Denkprozess in Gang gesetzt wird, der eine Tür aufstößt für eine neue und nachhaltige Initiative von Kreuznacher Katzenschützern. Für die Zukunft kommt es darauf an, dass die Menschen in diesem Haus ein Zukunftsklima entwickeln, was Freude macht und trägt. Dafür muss man die Vergangenheit gehen lassen. Zum Wohle der Katzen. Aber es bleibt auf jeden Fall dabei: Ich liebe Katzen", versichert Scheitler. "Ich wollte Denkprozesse in Gang setzen" Für Stoy und Weingärtner ist klar: "Frau Scheitler ist an ihren Vorstellungen gescheitert und sie will's nicht für sich zugeben. Das Katzenhaus wird auch ohne Scheitler weitergehen." So werde derzeit weiter gestrichen, renoviert und der Keller trocken gelegt. Wer hier in den Hintergrund gedrängt wird, sind die Tiere im Katzenhaus. Dass es aber im Wesentlichen um die Katzen gehen sollte, sind sich - zum Glück - alle Beteiligten einig. Denn: noch immer warten zahlreiche Stubentiger im Katzenhaus auf ein neues Zuhause. "Wir handeln im Sinne der Katzen und wir freuen uns über jede helfende Hand", so Stoy. Wer einer Katze ein neues Zuhause geben oder sich im Katzenschutzverein engagieren möchte, kann vorbeischauen im Haus in der Volxheimer Gasse 6-8 zu den Geschäftszeiten montags, mittwochs und freitags von 18 bis 20 Uhr. www.katzenschutzverein-bad-kreuznach.com 


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