Drohende Insolvenz: Stadt soll Bäder übernehmen
Darüber, dass die Bad Kreuznacher Bäder unterm Strich Gewinn für die städtische Gesamtwirtschaft bringen, sind sich alle Beteiligten einig. Das Problem: Den Betreiber - und das ist seit rund 30 Jahren die Badgesellschaft - kosten sie leider eine Stange Geld: Im Jahr 2023 türmten sich die Verluste von Bäderhaus, Salinenbad und Crucenia Thermen zur Rekordsumme von fast vier Millionen Euro auf.
Bislang konnte die BKG diese Verluste stets auffangen, vor allem dank der Überschüsse der Stadtwerke (an denen sie mit 50,5 Prozent beteiligt ist). Darüberhinaus griff die Stadt in den vergangenen Jahren zu mehreren weiteren finanziellen Hilfsmaßnahmen, um das Defizit der Bad-Gesellschaft auszugleichen. Dazu gehörte die Stundung von Pachtbeiträgen, insbesondere für Parkflächen, die der BGK 2023 und 2024 jeweils 2,2 Millionen Euro Liquidität verschaffte. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden zudem wiederholt millionenschwere Einlagen an die BGK geleistet, um deren Zahlungsfähigkeit zu sichern.
Doch damit ist jetzt Schluss: "Ein 'Weiter so' kann es nicht geben", betonte BKG- und Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Nath. Denn: In der derzeitigen Beteiligungskonstellation bekommen BKG und Badgesellschaft derzeit keine Kredite mehr am Finanzmarkt. Damit ist die finanzielle Stabilität des Gesamtkonstrukts in Gefahr: Eine Insolvenz der defizitären Bad-Gesellschaft hätte weitreichende Folgen für die BGK. Die Holding müsste dann ihre Vermögenswerte, einschließlich der Stadtwerke-Anteile, als verwertbare Güter einsetzen.
Der Ball liegt jetzt bei der Politik
Der Aufsichtsrat der BGK und der Stadtwerke hat deshalb am Dienstagabend beschlossen, die Bad-Gesellschaft ab dem 1. Januar 2026 an die Stadt Bad Kreuznach zu übertragen. Der Beschluss, der mit einer Gegenstimme gefasst wurde, sieht vor, dass die Stadt zukünftig die defizitären Einrichtungen Crucenia Thermen, Bäderhaus und Gesundheitszentrum übernimmt. Salinenbad und Kurhausparkplatz verbleiben bei der BGK. Dies ist allerdings bisher lediglich eine Empfehlung: Letztlich müssen die städtischen Gremien, insbesondere der Stadtrat, den Plänen zustimmen.
Diese Empfehlung ist eine von drei möglichen Szenarien, die Nath im Aufsichtsrat präsentierte: Variante A sah vor, den Betrieb von Crucenia Thermen, Bäderhaus und weiteren Einrichtungen wie gehabt fortzuführen, jedoch nur durch deutliche Preiserhöhungen in allen Bereichen, darunter Eintrittspreise und Parkgebühren. Damit würde es allerdings wohl nicht gelingen, die Kreditwürdigkeit von BKG und Badgesellschaft wiederherzustellen. Variante B wiederum ist die radikalste: Sie sieht die Schließung von Bäderhaus und Crucenia Thermen zum 30. Juni 2025 vor. Kompliziert würde allerdings auch das: Die Schließung ginge mit Kündigungen und möglichen rechtlichen Komplikationen einher, insbesondere durch den Wegfall des steuerlichen Querverbunds, der aktuell Verluste und Gewinne innerhalb der BGK ausgleicht.
Klar ist allerdings: Auch wenn die Bäder in den städtischen Haushalt wandern, müssen die Defizite deutlich sinken, damit die ADD ihren Segen gibt. Wie eine solche Konsolidierung aussehen könnte, präsentierte Bad-Geschäftsführer Wolfgang Dresbach: Das Bäder- und Wellness-Angebot der Stadt könnte am Standort der Crucenia Thermen zusammengezogen und gestrafft werden. Das Ziel: ein kompakteres und attraktiveres Konzept, das sowohl Einsparungen bei den Betriebskosten als auch eine stärkere Nutzung durch Gäste ermöglicht. Was in diesem Szenario aus dem Bäderhaus wird? Offen.