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Gut ein halbes Jahr früher als geplant stimmen die Wahlberechtigten im Lande am kommenden Sonntag über die Zusammensetzung des dann 21. Bundestags in der Geschichte der Republik ab. Im heimischen Wahlkreis 200 - der die Landkreise Birkenfeld und Bad Kreuznach umfasst - gehen diesmal neun Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennenums Direktmandat.
Für die SPD geht erneut der Idar-Obersteiner Dr. Joe Weingarten (1) ins Rennen, der das Nahe-Direktmandat 2021 mit einem Erststimmen-Anteil von 33 Prozent für sich erobern konnte.
Auch für die CDU tritt mit Julia Klöckner (2) dieselbe Kandidatin wie 2021 fürs Direktmandat an. Damals war sie Weingarten mit 29,1 Prozent knapp unterlegen, zog aber über die Landesliste ins Parlament ein.
Die AfD, die 2021 mit 9,5 Prozent das drittbeste Erststimmen-Ergebnis an der Nahe erzielte, setzt mit Nicole Höchst (3) aus Speyer auf Kontinuität bei der Kandidaten-Aufstellung.
Die Grünen, die 2021 auf 7,3 Prozent der Erststimmen kamen, treten diesmal mit der Bad Kreuznacher Sozialtherapeutin Regine Kircher-Zumbrink (4) an.
Für die FDP, die bei der letzten Wahl 7,2 Prozent der Erststimmen auf sich vereinen konnte, geht diesmal Stadtrat Patrick Bruns (5) aus Bad Kreuznach ins Rennen.
Die Linke nominiert ebenfalls einen Bad Kreuznacher Stadtrat als Direktkandidaten: Für sie buhlt Jürgen Locher (6) um Erststimmen.
Die Freien Wähler wiederum haben den Birkenfelder Berufssoldaten Christian Schöpfer (7) als ihren Direktkandidaten fürs Naheland nominiert.
Auch die Partei Volt schickt im Wahlkreis 200 erneut eine Kandidatin ins Rennen: Sie tritt mit der Bad Kreuznacher Religionspädagogin Kerstin Mikolajewski (8) an.
Für das Bündnis Sahra Wagenknecht bewirbt sich die Bad Kreuznacher Erzieherin und Diplom-Ingenieurin Bianca Steimle (9) ums Direktmandat.
Allerdings hat die Wahlrechtsreform, die bei der anstehenden Bundestagswahl erstmals zur Anwendung kommt, auch Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis zwischen Erst- und Zweitstimme: Um das Parlament, das durch Überhangs- und Ausgleichsmandate in den vergangenen Jahren auf 736 Sitze anwachsen war, zu verkleinern, wird der Bundestag durch die Reform auf maximal 630 Abgeordnete begrenzt. Überhangs- und Ausgleichsmandate fallen weg.
Das hat aber auch zur Folge, dass gewählte Direktkandidaten im Wahlkreis nur dann ins Parlament einziehen, wenn ihre Partei genug Zweitstimmen bekommt. Heißt im Extremfall: Schneidet eine Partei bei den Zweitstimmen nicht gut genug ab, kann es sein, dass ein Wahlkreis-Sieger trotz gewonnenem Direktmandat leer ausgeht. Hätte man die Reform bereits 2021 angewendet, hätte das zumindest für das Ergebnis in Rheinland-Pfalz keine Auswirkungen gehabt: Alle 15 direkt gewählten Abgeordneten wären dennoch in den Bundestag eingezogen.
Experten gehen davon aus, dass die Reform sich deshalb auch auf das Wahlverhalten auswirkt: So könnte es durchaus sein, dass bei der kommenden Wahl deutlich weniger Wähler ihre Wahl splitten: Verteilten bei der letzten Bundestagswahl noch rund ein Viertel aller Wählenden ihre Erst- und Zweitstimmen auf unterschiedliche Parteien, weil dem Direktkandidaten unabhängig vom Zweitstimmen-Ergebnis ein Sitz im Parlament sicher war, könnte es durchaus sein, dass diesmal viele Wählerinnen und Wähler mit beiden Stimmen dieselbe Partei wählen, um so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ihr Wunschkandidat in den Bundestag einzieht.