Bröhr will CDU-Spitzenkandidat werden
von Arno Boes Nach kurzer Begrüßung durch Stadtbürgermeister Andreas Nikolay ging Bröhr seine Vorstellung als Kandidat gleich offensiv an. „Wir brauchen einen Neuanfang im Land und auch in der CDU“, führte er mit Blick auf den kommenden Parteitag an. „Ich gehöre nicht zur Parteispitze dieses Landes, die dreimal bei den Landtagswahlen unterlegen ist und die das Personalkarussell in der Frage einer Spitzenkandidatur jeweils unter sich diskutiert hat. Ich bin unabhängig und unbelastet in diesen Fragen“. Dass er aber bei einer Direktwahl auf dem Parteitag zwischen ihm und Christian Baldauf eher der Außenseiter wäre, weiß Bröhr auch. Deshalb setzt er auf einen Antrag für einen Mitgliederentscheid nach der Landesversammlung, der inzwischen fristgerecht bei der Parteizentrale in Mainz eingereicht sei. Käme es zu einem solchen Entscheid, dann sähe Bröhr bei der Frage des Spitzenkandidaten in jedem Fall das Interesse der Wähler deutlich mehr berücksichtigt, als beim bisherigen Verfahren. Bröhr – der etwas andere Politiker Diese Nähe zur Wählerschaft und den Bürgern sieht der Landrat auch als eine seiner Stärken. „Ich bin weder Verwaltungsbeamter noch Jurist und ich habe auch meine Ecken und Kanten. Aber ich bin auch ein junger und frischer Kandidat, der für das Land neue Ideen mitbringen kann“, so Bröhr. Dazu gehört u.a., dass er die Finanzen der Kommunen als Ministerpräsident deutlich stärker aus der Landeskasse unterstützen würde. „Ich erlebe jeden Tag, dass die Bürger auf viele soziale und kulturelle Einrichtungen in ihren Gemeinden verzichten müssen, weil die bisherige Landesregierung völlig andere Schwerpunkte setzt. Das muss sich ändern, wir müssen da mehr für die Menschen in unserem Land tun.“ Dazu gehört für Bröhr auch eine noch stärkere Unterstützung der Wirtschaft, um Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz zu schaffen und den Ertrag daraus im Land zu halten. „Mehr als 160.000 Menschen pendeln täglich aus dem Land heraus zu Arbeitsplätzen in Hessen oder NRW. Damit sind wir die negative Spitze im Ländervergleich, dem müssen wir entgegenwirken.“ Erfolgschancen wohl nur bei einem Mitgliederentscheid Sein Verhältnis zum Kontrahenten Baldauf, der ihm schon vor längerem eine verantwortungsvolle Mitarbeit in seinem Team angeboten hatte, sieht Marlon Bröhr als entspannt: „Ich schätze Christian Baldauf sehr, aber wir wollen beide das gleiche. Deshalb habe ich sein Angebot seinerzeit nicht angenommen“, so Bröhr. Im Falle einer innerparteilichen Niederlage will der gebürtige Mönchengladbacher aber den möglichen Spitzenkandidaten Baldauf mit allen gegebenen Möglichkeiten unterstützen. Und wie sieht Bröhr seine Chancen auf die eigene Spitzenkandidatur? Da schimmert deutlich der etwas unbekümmerte Optimist bei ihm durch. „Ich bin seit meinem Eintritt in die Politik 2006 nach Meinung von Experten immer ohne Chancen bei Wahlen angetreten. Am Ende habe ich aber alle Abstimmunge mit mindestens 65% der Stimmen gewinnen können. Wenn ich nicht fest an einen Erfolg auch diesmal glauben würde, hätte ich mich nicht zur Kandidatur entschlossen. Diese Entscheidung ist auch nicht spontan oder kurzfristig gefallen, sondern in einem langen Prozess von Überlegungen und Bewertungen der Situation gereift.“ Neue Ideen für die Landespolitik Noch am Abend der Pressekonferenz hat Marlon Bröhr seine Kandidatur offiziell in der CDU-Parteizentrale in Mainz angemeldet. Die erste Hürde wird nun am 16. November der Landesparteitag sein. Votiert der für einen Mitgliederentscheid, dürften die Chancen für den Rhein-Hunsrück-Landrat sicherlich steigen, als Spitzenkandidat 2021 antreten zu können. Und für den Fall setzte er zum Ende der Pressekonferenz auch gleich ein politisches Signal: „Die Grünen wären mein Favorit als denkbarer Koalitionspartner. Da verläuft derzeit der gesellschaftliche Diskurs in unserem Land.“ Sicher ist auch das keine Überraschung, denn als „Energiekommune des Jahrzehnts“ führt Bröhr einen Vorbild-Landkreis beim Thema „Erneuerbare Energien“ an. Und sollte er am Ende die nun gesteckten Ziele doch nicht erreichen, dann wird er nach eigenem Bekunden gerne diese Aufgabe im Kreis weiterführen: „Ich bin mit Stolz und auch Freude Landrat in diesem Kreis und werde es im Fall des Falles auch gerne bleiben.“ Spannende Wochen stehen also der Landes-CDU und indirekt auch dem Rhein-Hunsrück-Kreis bevor.