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Appell: Mit Trinkwasser sparsam umgehen
Im vergangenen Sommer riefen (nicht nur) die VG Kirchberg und Simmern-Rheinböllen auf, Wasser zu sparen. Letztere schränkte sogar die Trinkwassernutzung ein; die Befüllung von Pools und die Bewässerung von Rasen war verboten (wir berichteten). Der Grund: Die niedrigen Grundwasserstände in den letzten Jahren. Wirklich verbessert hat sich die Situation auch dieses Jahr nicht. »Der verregnete April und Mai waren gut für die Vegetation und haben dazu beigetragen, dass sich die Situation nicht verschärft hat. Wir wissen natürlich nicht, wie das Jahr weitergeht«, sagt Harald Rosenbaum, Bürgermeister der VG Kirchberg.
Grundwasserspiegel ist im letzten Jahr gefallen
Damit ist der Grundwasserspiegel nicht noch mehr gefallen. Man sollte dadurch etwas entspannter durch 2021 kommen. »In den letzten zehn Jahren ist der Grundwasserspiegel um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen«, sagt Rainer Kuhn von den Verbandsgemeindewerken (Technik Wasserversorgung). »Zum Problem kommt es, wenn der Winter nicht genug Feuchtigkeit bringt«, ergänzt er. »Gerade Schnee ist ideal für die Grundwassergewinnung, da beim Tauen das Wasser nach und nach in den Boden abgegeben wird.« Generell sind für die Grundwassergewinnung die Monate außerhalb der Vegetationsperiode wichtig, betonen Kuhn und Leif Lorscheider, Werkleiter der VG Simmern-Rheinböllen. Also ungefähr die Monate November bis April. Und bis das Regen- zum Grundwasser wird, ist es ein langer Prozess. Doch wo kommt unser Trinkwasser eigentlich her? Die VG Kastellaun und Hunsrück-Mittelrhein sowie die Städte Boppard und Rheinböllen werden vom Zweckverband Rhein Hunsrück Wasser in Dörth versorgt. Die Förderung erfolgt aus dem Neuwieder Becken. Dadurch war die dargebotene Situation hier 2020 weniger dramatisch. Anders in der VG Simmern-Rheinböllen und Kirchberg. Hier versorgen 26 Tiefbrunnen (bis 120 Meter) und eine Schürfung, respektive 17 Brunnen und zwei Quellfassungen die Bevölkerung. Der Verbrauch beläuft sich im Jahr auf rund 1,35 Millionen Kubikmeter (Simmern-Rheinböllen) beziehungsweise 1,2 Millionen (Kirchberg). »Wenn der Wasserspiegel fällt, wird auch die Förderung schwieriger«, erklärt Kuhn vor Ort am Brunnen »Schwarzen II«. Dieser fördert aktuell 9,7 Kubikmeter pro Stunde. »Je tiefer das Wasser steht, umso mehr Druck muss die Pumpe aufwenden. Wenn der Spiegel sehr tief ist, kann es sein, dass eine Pumpe hydraulisch überlastet ist.«Brunnen 2020 lokal überlastet
Eine Stresssituation gab es 2020 zu Pfingsten: »Lokal waren einige Brunnen überlastet und am Rande der Möglichkeiten«, erinnert sich Rainer Kuhn. Es wurde zu Spitzenzeiten lokal mehr entnommen, als am Brunnen gefördert wurde. »Im Verbund konnten wir ausgleichen und haben alles auf einem niedrigen Niveau geschafft.« Man könnte sagen: Gerade so. »Die letzten 17 Jahre waren für den Grundwasserhaushalt zu trocken«, sagt Lorscheider. »Ein paar regenreiche Wochen können das nicht kompensieren.« Beide Verbandsgemeinden konnten den Wasserbedarf bisher glücklicherweise über das Verbundnetz ausgleichen. »Ein weiterer Faktor beim Trinkwasser ist, dass die Vegetation mittlerweile früher beginnt und später endet und wir mitunter eine hohe Verdunstung haben.« Damit sickert weniger Wasser in den Boden. Es bräuchte also viele Wochen und Monate Dauerregen.Dürre steigert Rohrbruch-Gefahr
Ein Problem der Trockenheit wird oft unterschätzt: Rohrbrüche. »Ein sehr trockener Boden kann denselben Effekt wie Frost haben«, sagt Kuhn. Durch das Austrocknen »arbeiten« die Böden mehr, wodurch Wasserleitungen brechen können. Auch diese Situation trat im letzten Sommer häufiger auf als bisher. Mit dem neuerlichen Appell Mitte Mai im Amtsblatt, sparsam mit dem kostbaren Gut umzugehen, möchte die VG Simmern-Rheinböllen die Bevölkerung weiter für die Situation sensibilisieren und dadurch einem Verbot wie im letzten Sommer vorbeugen. Diesem Sentiment schließen sich Rosenbaum und Kuhn an: »Wichtig ist, das kostbare Nass nicht zu verschwenden und sorgsam mit dem Trinkwasser umzugehen – egal wie die Witterung aussieht.« Wasserknappheit wird uns wohl auch künftig beschäftigen. Die Aufgabe für die nächsten Jahre ist damit klar: »Wir müssen weiter mit einem niedrigen Grundwasserspiegel rechnen und mittelfristig zusätzliche Brunnen erschließen, um die Versorgung sicherzustellen«, sagt Leif Lorscheider. In der VG Kirchberg hofft man auf zwei neue Brunnen bei Gemünden. »Die Versuchsbohrungen waren vielversprechend«, sagt Rainer Kuhn, erklärt aber auch, es sei ein langer Prozess. Es stehen weitere Schritte an, bis klar ist, ob eine Förderung rentabel ist und eine Infrastruktur steht. Das wird bis ins nächste Jahr dauern. Aber auch mit neuen Brunnen sind sich die Wasserversorger der Region einig: Mit unserem Trinkwasser sollte jeder besonnen umgehen.Appell zum Wasser sparen
- Die VG Simmern-Rheinböllen veröffentlichte bereits einen Appell zum Wasser sparen: Bei einer ähnlichen Trockenheit wie in den beiden vergangenen Jahren und einem unveränderten Verbrauchsverhalten ist es nicht auszuschließen, dass zur Sicherstellung der Grundversorgung auch in diesem Jahr Einschränkungen ausgesprochen werden müssen.
- Um dies zu vermeiden, bitten wir Sie um einen besonnenen Umgang mit unserem Trinkwasser.
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