Andrea Fischer

ÖPNV auf dem Land: Erfolgsbilanz und Herausforderungen

Trier/Region Trier. Im Gespräch mit VRT-Geschäftsführerin Barbara Schwarz

Barbara Schwarz - Geschäftsführerin Verkehrsverbund Region Trier (VRT)

Barbara Schwarz - Geschäftsführerin Verkehrsverbund Region Trier (VRT)

Bild: VRT

Der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) hat in diesem Jahr die letzten zwei von insgesamt 15 Busnetzen gestartet und damit das ÖPNV-Angebot in der Region verdoppelt. Wo früher hauptsächlich Schülerverkehr existierte, gibt es nun regelmäßige Busverbindungen – selbst in abgelegenen Orten. Wie dieses ehrgeizige Projekt umgesetzt wurde und welche Pläne für die Zukunft bestehen, erläutert VRT-Geschäftsführerin Barbara Schwarz im Interview.

Ein neues Angebot für den ländlichen Raum
Frage: Frau Schwarz, 2018 starteten Sie das erste Busnetz in der Vulkaneifel. Wie waren damals die Reaktionen der Bevölkerung?
Schwarz: Es gab viel Unterstützung, aber auch Skepsis. Einige hielten es für unwirtschaftlich, da viele Menschen in der Eifel ihr Auto bevorzugen. Besonders das RufBus-Konzept wurde anfangs als kompliziert wahrgenommen. Doch in Gemeinden wie Kelberg trafen wir auf großes Interesse, und engagierte Fachleute in den Landkreisen haben uns bei der Umsetzung stark unterstützt.

Das Konzept der RufBusse
Frage: Warum setzen Sie auf RufBusse anstelle von durchgängigen Linienbussen?
Schwarz: RufBusse sind für ländliche Regionen revolutionär. Sie ermöglichen Mobilität auch in kleinsten Orten und sichern so die Daseinsvorsorge. Da sie nur bei Bedarf fahren, können wir Strecken bedienen, die sich mit regulären Linienbussen nicht rechnen würden. So kommt man aus Dörfern wie Duppach siebenmal täglich nach Hillesheim und vierzehnmal nach Oberbettingen oder Gerolstein – und das zu Bustarifen. Gebucht wird bequem per App oder Telefon.

Transparenz für Fahrgäste
Frage: Wie erfahren Fahrgäste, ob ein RufBus oder Linienbus fährt?
Schwarz: In unserer digitalen Fahrplanauskunft unter www.vrt-info.de und in der VRT-App können Fahrgäste ihre Verbindung planen. Dort wird angezeigt, ob ein regulärer Bus oder ein RufBus fährt. An den Haltestellen sind diese Informationen ebenfalls im Fahrplan vermerkt. Bei Bedarf kann die Buchung direkt online erfolgen.

Erweiterung der Busnetze trotz Herausforderungen
Frage: Wie verlief die Ausweitung der Busnetze nach 2018?
Schwarz: Nach der Vulkaneifel folgten Netze entlang der Mosel, im nördlichen Trier-Saarburg und der Südeifel. Ende 2020 starteten wir trotz der Corona-Pandemie neue Netze in der Schneifel und im Saargau. Die Pandemie war ein Rückschlag – viele Fahrgäste mieden Busse aus Angst vor Ansteckung, was zu Einnahmeausfällen führte.

Rückkehr der Fahrgäste und Ausblick
Frage: Wann erreichten Sie wieder das Vor-Corona-Niveau?
Schwarz: Anfang 2023 hatten wir die Fahrgastzahlen von vor der Pandemie wieder erreicht. Seitdem steigen die Zahlen kontinuierlich. Genauere Daten erwarten wir 2025, wenn etwa die Hälfte der Busse mit automatischen Fahrgastzählsystemen ausgestattet ist.

Finanzierung und Zukunft des ÖPNV
Frage: Warum finanzieren Kommunen und der Bund Strecken, die sich nicht allein durch Fahrgeldeinnahmen tragen?
Schwarz: Die Busnetze sind so geplant, dass vorhandene Kapazitäten optimal genutzt werden. So setzen wir Busse in Randzeiten ein, die ohnehin für Schülerverkehre benötigt werden. Die Finanzierung des ÖPNV ist durch steigende Energie-, Personal- und Werkstoffkosten herausfordernder geworden. Das Deutschlandticket senkt die Einnahmen zusätzlich. Dennoch bleibt der ÖPNV unverzichtbar für die Region.


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